Auf einen Blick
- Dominik Paris verhindert vierfachen Schweizer-Triumph in Kvitfjell-Abfahrt
- Marco Odermatt baut Vorsprung in Abfahrts-Gesamtwertung aus
- Stefan Rogentin erreicht erstmals Podium bei Weltcup-Abfahrt, Rang 3
Italiens Speed-Maestro Dominik Paris verhindert mit seinem 22. Weltcupsieg in Kvitfjell einen vierfachen Schweizer Triumph. Für Marco Odermatt wirkt sich aber auch der zweite Rang auf der Olympia-Piste von 1994 in zweifacher Hinsicht gewinnbringend aus. Weil mit Weltmeister Franjo von Allmen (4.) und Bormio-Champion Alexis Monney (5.) die Jäger im Kampf um die kleine Abfahrts-Kristallkugel am Podest vorbeifahren, kann der Superstar vom Vierwaldstättersee seinen Vorsprung in der Gesamtwertung der Königsdisziplin ausbauen. Vor den beiden letzten Abfahrten in dieser Weltcupsaison liegt der 27-Jährige 103 Punkte vor von Allmen. Monney ist mit einem Rückstand von 220 Zählern fix geschlagen.
Noch wichtiger: Odermatt hat mit seinem ersten Podestplatz bei der Kvitfjell-Abfahrt im Fight um die grosse Kugel den zweitplatzierten Henrik Kristoffersen entscheidend distanziert. Dieser liegt im Gesamtweltcup neu 440 Punkte zurück. Weil der Norweger in dieser Saison noch vier Wettkämpfe bestreiten wird, kann er allerhöchstens 400 Punkte einfahren.
Meillards rechnerische Chancen
Theoretisch könnte Odermatt in der sportlich wichtigsten Wertung zwar noch von seinem Teamkollegen Loïc Meillard (28), der aktuell 655 Punkte Rückstand hat, überholt werden. Meillard wird voraussichtlich neben den beiden Super-G und den je zwei Slaloms und Riesenslaloms auch die finale Abfahrt in Sun Valley (USA) bestreiten.
Wenn Odermatt in seinen sechs verbleibenden Wettkämpfen in dieser Saison keinen einzigen Punkt mehr holen würde, könnte Slalom-Weltmeister Meillard mit fünf Siegen und zwei zweiten Rängen oder sechs Siegen und einem dritten Rang den grossen Coup noch schaffen. Weil dieses Szenario genauso unrealistisch ist wie ein Fussball-WM-Triumph der Färöer Inseln, gratuliert Blick dem amtierenden Super-G-Weltmeister Odermatt schon jetzt zum vierten Gesamtweltcupsieg in Serie! Mit einem Top-5-Rang könnte der erfolgreichste Athlet in der Swiss-Ski-Geschichte in der zweiten Kvitfjell-Abfahrt am Samstag übrigens auch mathematisch alles klarmachen.
Rogentins Premiere
Nach vier «Stockerl»-Platzierungen im Super-G klassiert sich Stefan Rogentin in Norwegen hinter Paris und Odermatt erstmals bei einer Weltcup-Abfahrt auf dem Podium. Der 30-jährige Bündner hat wie die meisten anderen Swiss-Ski-Stars im Europacup die Schule von Franz Heinzer (62) durchlaufen. Und der Abfahrts-Weltmeister von 1991 lässt durchblicken, dass ihn Rogentin phasenweise an den Rand der Verzweiflung gebracht hat: «Es war früh erkennbar, dass Rogi bezüglich Technik und Athletik alles für eine grosse Karriere mitbringt. Aber er ist damals in den Rennen zu selten ans Limit gegangen. Das war für einen wie mich, der als Abfahrer ein echter Haudegen war, nur schwer nachvollziehbar.»
Heinzer ist sich sicher, dass sich Rogentin wegen Franjo von Allmen und Alexis Monney je länger je mehr vom zu liebenswürdigen Rennfahrer in einen kompromisslosen Draufgänger entwickelt hat: «Bis im letzten Winter war Stefan trotz seiner häufig zu braven Fahrweise gemeinsam mit Niels Hintermann der Leader in der Schweizer Abfahrts-Trainingsgruppe. Doch dann haben ihm von Allmen und Monney mit ihrer furchtlosen Art den Rang abgelaufen. Das dürfte dazu führen, dass Rogentin nun öfter das Limit sucht.»
Seit sechs Jahren ohne Ferien
Neben der Piste geht der 1,84 Meter-Mann von der Lenzerheide schon sehr viel länger ans Limit, in dem er parallel zum Leistungssport Betriebsökonomie studiert. «Seit 2019 habe ich nie mehr Urlaub gemacht. Nach der letzten Saison habe ich, anstatt am Strand zu entspannen, 70 Seiten von meiner Masterarbeit zum Thema Energieoptimierung bei Seilbahnen geschrieben.» Während der Anreise nach Kvitfjell hat Rogentin seine Masterarbeit fertiggestellt und abgeschickt. Die Note wird er voraussichtlich im April erhalten.