Sandro Simonet (25) sorgt am Sonntag im zweiten Lauf von Chamonix (Fr) mit seinem Sprung von Platz 30 aufs Podest für einen Weltrekord – und bringt nebenbei auch die Schweizer WM-Selektionäre in die Bredouille.
Mit Simonet, Ramon Zenhäusern, Loïc Meillard, Luca Aerni, Daniel Yule und Tanguy Nef haben sechs Kandidaten die WM-Kriterien erfüllt. Nur vier dürfen in Cortina starten – auch Yule, letzte Saison dreifacher Weltcupsieger, muss zittern.
Steiler Hang kommt Yules Fähigkeiten entgegen
Wen würden denn die Slalom-Legenden mitnehmen? Vor den Slaloms in Chamonix sprach sich Didier Plaschy (47) in aller Deutlichkeit für den WM-Startplatz von Daniel Yule aus: «Als Trainer würde ich an Daniel festhalten wie die Grossmutter am Grossvater. Er hat in der Vergangenheit zur genüge bewiesen, dass er wichtige Rennen gewinnen kann.» Doch nach dem Doppel-Slalom in Frankreich tönt auch Plaschy nicht mehr so überzeugend. «Ich bin froh, dass ich nicht der Mann bin, der die Aufstellung für den WM-Slalom machen muss. Klar, um Zenhäusern, Meillard und Aerni wird man nicht herumkommen. Und Sandro Simonet hat mit Rang 3 ein extrem starkes Statement für Startplatz 4 geliefert.»
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Deutschlands Ski-Heiland Felix Neureuther (36) würde trotz des starken Statements vom Bündner Simonet weiterhin auf Yule setzen. Der Mann mit 13 Slalom-Weltcupsiegen, seit seinem Rücktritt 2018 als ARD-Kommentator tätig, sagt zu BLICK: «Bei allem Respekt vor der Leistung muss das Rennen in Chamonix schon relativiert werden. Als Dreissigster nach Lauf eins durfte er den zweiten eröffnen. Auf einer Piste, die so früh gebrochen ist, war das ein riesiger Vorteil. Darum würde ich bei der WM nicht wegen diesem einen Lauf auf Daniel Yule verzichten, zumal der steilere Hang in Cortina seinen Fähigkeiten entgegen kommt.»
«Bei einer WM zählt nur hopp oder top»
Bei Neureuthers Landsmann Frank Wörndl (61), der 1987 in Crans Montana Slalom-Weltmeister wurde, hat Yule hingegen den Kredit verspielt. «Daniel begeht derzeit viel zu viele grobe Fahrfehler. Er fährt zu breitbeinig, dadurch rutscht ihm der Aussenski zu oft weg. Darum würde ich bei der WM neben Zenhäusern, Meillard und Aerni den Simonet einsetzen – der hat in Chamonix eine technische Meisterleistung gezeigt.»
Österreichs Slalom-Legende Thomas Sykora (52, 9 Weltcupsiege) legt hingegen wieder ein starkes Wort für Yule ein: «Bei einer WM zählt nur hopp oder top. Und dafür ist ein so cooler Typ wie der Daniel besonders geeignet.» Aber kann Yule, der in Chamonix auf die Ränge 15 und 18 fuhr, bis zum WM-Slalom am 21. Februar zu seiner Bestform zurückfinden? Didier Plaschy zweifelt nicht daran: «Ein absoluter Klassemann wie Henrik Kristoffersen ist von Ende Dezember bis Chamonix überhaupt nicht vom Fleck gekommen, hat dann aber den zweiten Slalom gewonnen. Daniel Yule traue ich genau dasselbe zu – weil er ebenfalls enorm viel Klasse hat.»
Vom 8. Februar bis 21. Februar 2021 findet in Cortina d'Ampezzo (It) die alpine Ski-Weltmeisterschaft statt. Wer sind die Schweizer Favoriten? In welcher Disziplin wird wann gefahren? Alle Infos gibts hier.
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