Ex-ÖSV-Chef tobt nach Verbot von Odermatts Red-Bull-Helm
«Dem Skisport droht eine Katastrophe»

FIS-Präsident Johan Eliasch lässt das bisherige Helm-Design von Marco Odermatt, Sofia Goggia, Dominik Paris und Alexis Pinturault nicht mehr zu. Österreichs Ex-Präsident Peter Schröcksnadel befürchtet, dass dieses Verbot katastrophale Folgen haben wird.
Publiziert: 21.09.2023 um 16:50 Uhr
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Aktualisiert: 22.09.2023 um 09:34 Uhr
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Bei der letzten WM in Courchevel hat Johan Eliasch Marco Odermatt die Abfahrts-Goldmedaille überreicht.
Foto: keystone-sda.ch
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Marcel W. PerrenSki-Reporter

Marco Odermatt (25) setzt bereits fünf Wochen vor dem Weltcup-Auftakt in Sölden den nächsten Meilenstein in seinem aussergewöhnlichen Werdegang – der Olympiasieger und Doppel-Weltmeister setzt ab sofort in der Mode-Branche Akzente. Am Mittwochabend präsentierte der zweifache Gesamtweltcupsieger in Baar ZG seine erste Skiwear-Kollektion, die er gemeinsam mit der japanischen Firma Descente entwickelt hat.

Neu wird beim Nidwaldner im kommenden Winter auch das Design des Rennhelms sein. Dieses haben Odermatt und sein Individual-Sponsor jedoch unfreiwillig verändern müssen.

Wie Blick am 9. August angekündigt hat, lässt FIS-Präsident Johan Eliasch den Kopfschutz im Farbdesign der Red-Bull-Dose nicht mehr zu. Der General des Internationalen Skiverbands verweist bei seiner Entscheidung auf die reglementierte Helm-Logogrösse von 50 Quadratzentimetern, die durch die helmbedeckende Lackierung in den Farben des Energy-Drink-Herstellers in den letzten Jahren überschritten worden sei.

Deutliche Ansage von Odermatt

Im Fall einer Missachtung dieser neuen Vorschrift droht dem Schweizer Superstar und anderen Red-Bull-Gallionsfiguren wie Italiens Speed-Queen Sofia Goggia (30), dem Südtiroler Abfahrt-Giganten Dominik Paris (34) oder Frankreichs Kombination-Weltmeister Alexis Pinturault (32) eine happige Geldstrafe und eine Verwarnung, die im Wiederholungsfall zu einer Disqualifikation führen könnte. Swiss-Ski-Direktor Diego Züger kann diese Entscheidung nicht nachvollziehen, «weil im Reglement nirgends ein klares Verbot formuliert ist, dass ein Helm nicht mit den Farben eines Sponsors bestückt werden darf».

Wie geht Odermatt damit um? «Zum einen darf ich sagen, dass unsere Marketing-Abteilung sensationell auf die neue Vorschrift reagiert hat. Ich finde das Helm-Design, das ich in Sölden präsentieren werde, sehr cool. Andererseits finde ich es nicht in Ordnung, dass das ursprüngliche Design nicht mehr zulässig ist. Und durch diese Entscheidung gegen Red Bull stelle ich mir die Frage, wo man künftig bei anderen Kopf-Sponsoren die Grenze ziehen wird.»

«Eine Falle, aus der er kaum mehr herauskommen wird»

Tatsächlich gibt es im Ski-Zirkus neben Red Bull mit den Versicherungskonzernen Helvetia und Uniqa sowie den Schokolade-Herstellern Milka und Manner noch andere prominente Beispiele, welche die Helme ihrer rasenden Werbeträger ganzflächig in den Firmenfarben bemalt haben. Peter Schröcksnadel (82), der während vier Jahrzehnten Präsident des österreichischen Ski-Verbandes war, ist darum überzeugt, «dass sich Johan Eliasch mit dieser Aktion selber eine Falle gestellt hat, aus der er kaum mehr herauskommen wird».

Schröcksnadels Begründung: «Wenn er Red Bull die formatfüllende Lackierung des Helms in den Markenfarben verbietet, wird er es bei den anderen Sponsoren genau gleich handhaben müssen. Und das könnte wiederum dazu führen, dass sich diese Sponsoren komplett zurückziehen. Somit droht dem Skisport eine absolute Katastrophe.»

«Eine echte Sauerei!»

Schröcksnadel bereut es deshalb ein weiteres Mal, dass er den schwedisch-britischen Geschäftsmann im Frühling 2021 bei der Wahl zum FIS-Präsidenten unterstützt hat: «Ich habe mich in ihm extrem getäuscht. Und es macht mich richtig wütend, wenn ich daran denke, wie Eliasch angekündigt hat, dass er dafür sorgen werde, dass die Skirennfahrer gleich viel Geld wie im Tennis-Zirkus verdienen können.»

In Wahrheit seien die Alpin-Preisgelder im Vergleich zum Tennis geradezu lächerlich. «Und jetzt gefährdet Eliasch mit der Beschneidung der Helm-Sponsoren auch noch die wichtigste Einnahmequelle der Ski-Stars. Eine echte Sauerei!» Auch deshalb dürfte Marco Odermatt Geld-Quellen abseits der Ski-Piste erschliessen. Ein Jahr vor seiner Ski-Bekleidungs-Linie hat der Weltcup-Punkterekordhalter (2042 Zähler) bereits ein Odi-Fondue aus Nidwaldner Käse auf den Markt gebracht.

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