10 Fakten über Weltcup-Sensation Malorie Blanc
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Die Walliserin im Fragen-Hagel:10 Fakten über Weltcup-Sensation Malorie Blanc

Erste Abfahrt und gleich auf dem Podest: So tickt Ski-Sensation Malorie Blanc (21)
«Das ist der beste Tag in meinem Leben!»

Als Achtjährige hatte Malorie Blanc bei ihrem ersten Ski-Trainingslager so festes Heimweh, dass sie nur nach Hause wollte. Doch sie blieb. Und heute? Da schreibt die Walliserin in St. Anton ein Märchen – Platz 2 bei ihrer ersten Weltcup-Abfahrt.
Publiziert: 17:56 Uhr
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Aktualisiert: vor 45 Minuten
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Erste Weltcup-Abfahrt und gleich auf dem Podest: Die Walliserin Malorie Blanc schreibt in St. Anton ein Märchen. Platz 2!
Foto: AFP

Auf einen Blick

  • Malorie Blanc (21) rast bei Abfahrt in St. Anton sensationell auf Platz 2
  • Aksel Svindal war ihr grosses Vorbild, sie war aber kein Supertalent
  • Blanc liebt Tier-Dokus, Kunst und ist eine exzellente Zeichnerin
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Mathias GermannReporter Sport

Um 12.57 Uhr ist es so weit. Der Speaker brüllt ins Mikrofon: «Auf Rang 2, aus der Schweiz, Malorie Blanc!» Seine Begeisterung ist verständlich, hat die Power-Frau aus Ayent VS doch Grosses vollbracht. In ihrer ersten Weltcup-Abfahrt rast Blanc direkt aufs Podest – und das mit Startnummer 46. «Ich kann es nicht glauben, es ist wunderbar», sagt sie. Die Emotionen sind gross, der Rummel gewaltig, die Freude ehrlich – Blanc schreibt in St. Anton ein Märchen. Nur fünf Tage nach ihrem 21. Geburtstag sagt sie: «Das ist das schönste Geschenk überhaupt. Es ist der beste Tag in meinem Leben!» 

Geschlagen wird Blanc nur von der 13 Jahre älteren Federica Brignone. Die Italienerin war schon Weltmeisterin, Gesamtweltcupsiegerin und zählt auch heute zur absoluten Ski-Elite. «Ich wusste, dass ich Malories Fahrt abwarten musste, denn sie war schon im Training schnell gewesen. Es ist wirklich genial, was sie gezeigt hat – zum Glück blieb ich auf Platz 1», so Brignone. Dritte wird Ester Ledecka (29), die Ski- und Snowboard-Olympiasiegerin von 2018.

«Ganz ehrlich? Ich habe mich auf dem Podest neben solchen Top-Shots schon ein wenig fehl am Platz gefühlt», sagt Blanc lachend. Immerhin: Scheu ist Blanc nicht, sie spritzt Brignone bei der Champagner-Feier mächtig ab. «Das hat Spass gemacht. Und der Champagner war sehr lecker!» 

Nach Camille Rast (25) und Mélanie Meillard (26) ist Blanc die dritte Romande, die in diesem Winter den Vorstoss in die Welt-Elite schafft. Und die erste Frau aus der französischen Schweiz seit Sylviane Berthod 2005, die in der Abfahrt aufs Podium fährt. «Wirklich? Es ist mir eine Ehre, ihre Nachfolgerin zu sein», so Blanc. 

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Cheftraier Tschuor: «Sie tut dem ganzen Team gut»

Doch wer ist diese hochanständige, sympathische 21-Jährige eigentlich? Blanc wurde im Januar 2024 Junioren-Weltmeisterin im Super-G und in der Team-Kombi, dazu hamsterte sie Silber in der Abfahrt. Elf Tage später folgte der Tiefpunkt: Nur fünf Kilometer Luftlinie von ihrer Heimat Ayent VS entfernt, riss sie sich beim Europacup in Crans-Montana VS das Kreuzband im linken Knie, auch der Aussenmeniskus war beschädigt. Sie legte eine Blitz-Heilung hin. «Die Operation und die Reha verliefen super.»

Trotzdem: Wie souverän Blanc nur elf Monate nach ihrer Verletzung die vielen Klippen der aufgeweichten und technisch schwierigen Karl-Schranz-Piste am Arlberg meistert, ist beeindruckend. Neben ihrem enormen Gefühl beim Gleiten zeigt die talentierte Zeichnerin, dass sie auch technisch viel drauf hat. Frauen-Cheftrainer Beat Tschuor: «Malo steht sehr sicher auf den Ski. Sie ist zudem eine harte Arbeiterin und eine sehr gewinnbringende Persönlichkeit, die unserem ganzen Team guttut.»

Blick besuchte Blanc vor einem Jahr daheim in Ayent. Auf die Frage, wie sie sich in drei Worten beschreiben würde, meinte sie: «Lustig, locker, einfach.» Blanc verriet, dass Doppel-Olympiasieger Aksel Lund Svindal (42, No) ihr Idol gewesen sei, «weil er so elegant fuhr und so sympathisch ist.»

Blancs Vater Alex fuhr einst auch FIS-Rennen, «aber wir hatten nie das Ziel, Malo zu einer Spitzensportlerin zu machen», erklärt er. In der Tat wollte Blanc als Achtjährige bei ihrem ersten Ski-Trainingslager in Zermatt VS nur etwas: sofort nach Hause. «Ich hatte wirklich Heimweh. Also rief ich zu Hause an und bat meine Eltern, mich abzuholen. Aber sie kamen nicht, weil sie arbeiten mussten. Zum Glück!» Heute gibt sie zu: «Als Kind hätte ich nie gedacht, dass so etwas wie heute möglich sein würde.»

Sie liebt Tier-Dokus und mag Kunst

Tatsächlich galt Blanc in ihrer Kindheit und Jugend nicht als Supertalent – sie fing spät an, Rennen zu fahren. «Später habe ich es gerade so ins Nationale Leistungszentrum in Brig und danach ins Swiss-Ski-Kader geschafft.» Sie habe sich auch nie sportliche Ziele gesetzt, betont Blanc. «Ich habe mir gesagt, dass ich einfach immer glücklich sein will.»

Blanc ist vielseitig interessiert – sie mag Kunst («das hätte ich studiert, wenn ich nicht Skifahrerin geworden wäre»), Musik und schaut im TV gerne Natur-Dokus. Mit Hund Bayou, einem Weissen Schweizer Schäferhund, geht sie gerne spazieren. Ganz generell versucht sie, zu Hause nicht zu viel über Ski zu reden. «Das Leben meines älteren Bruders und meiner kleineren Schwester ist genau so wichtig und spannend.»

Zeit zum Feiern hat Blanc nicht – bereits am Sonntag will sie im Super-G wieder angreifen. «Ich will einfach wieder Spass haben», sagt sie. Kaum einer zweifelt daran, dass es ihr gelingen wird. Das letzte Wort gehört Vater Alex, der den Durchbruch seiner Tochter am Arlberg hautnah miterlebt. Er meint strahlend: «Ich bin einfach stolz auf Malo!»

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