Genau in der finalen Phase des letzten Winters, als Marco Odermatt (37 Einzelweltcupsiege) von Triumph zu Triumph raste und gar an Ingemar Stenmarks Riesenslalom-Rekord kratzte, erhielt der Superstar eine bittere Nachricht. News, die dem 26-Jährigen einfahren.
Kurt Kothbauer, der Konditionstrainer des Schweizer Ski-Dominators, tritt zurück.
Der ehemalige Speer- und Diskuswerfer aus Oberösterreich war während sieben Jahren neben Ski-Coach Helmut Krug und Servicemann Chris Lödler in sportlicher Hinsicht die wichtigste Bezugsperson des Nidwaldners.
Kothbauer hat aus dem einst so feingliedrigen, zerbrechlich wirkenden Odi den Vorzeige-Athleten Odermatt modelliert. Aber nach dem dritten Gesamtweltcupsieg vom Buochser war der 56-Jährige mit seinem Latein am Ende: «Ich habe aus meiner Sicht das Optimum aus Marco herausgeholt. Ich wüsste nicht, wie ich ihn noch besser machen soll.»
Deshalb hat Kothbauer nun ins Lager der beiden Comebacker Lucas Braathen (24, Ex-Norwegen, neu Brasilien) und Marcel Hirscher (35, Ex-Austria, Neo-Holländer) gewechselt, während Odermatt und seine Riesen-Kumpels Gino Caviezel (32) und Justin Murisier (32) seit letztem Mai vom Spanier Alejo Hervas betreut werden.
Auch der Riesen-Cheftrainer schwärmt
Und der ehemalige Schleifer von Lara Gut (33) hat das unmöglich anmutende möglich gemacht: Odermatt ist jetzt noch leistungsfähiger, bei den jüngsten Kraft- und Ausdauertests hat er seine Bestmarke vom Sommer 2023 um rund drei Prozent verbessert.
«Der Kothbauer Kurti hat in den letzten Jahren bei Marco im Kraft- und Konditionsbereich eine fantastische Basis gelegt. Nun holt Alejo mit neuen Inputs noch ein bisschen mehr aus Odi heraus», schwärmt Riesenslalom-Cheftrainer Helmut Krug, der weitere Gründe für einen glorreichen Winter aufführt: «Wir haben in der zweiten Augustwoche auf dem Gletscher in Saas Fee Top-Bedingungen vorgefunden, danach hatten wir in Südamerika grosses Wetterglück. Im Gegensatz zu anderen Jahren haben wir in Argentinien und Chile keinen einzigen Trainingstag verloren.»
Nicht nur Odermatt hat zugelegt
In den teaminternen Trainingsläufen war es aber nicht ausschliesslich Olympiasieger und Weltmeister Odermatt, der die Bestzeiten aufgestellt hat. «Gino Caviezel fährt nach seinem Wechsel von Dynastar auf Atomic sehr starke Zeiten. In einer sehr guten Verfassung hat sich in den letzten Wochen auch Thomas Tumler präsentiert.»
Team-Senior Tumler (34) hat im vergangenen Dezember die beste Entscheidung seiner Karriere getroffen, als er sich vor dem zweiten Riesenslalom in Alta Badia erstmals für die Wahl vom selben Stöckli-Ski-Modell entschieden hat, wie es Marco Odermatt fährt. Seither hat sich der Samnauner bei fünf Weltcup-Riesenslaloms in den Top Ten klassiert. Beim finalen Riesen in Saalbach hat «TT» als Dritter gar den Sprung aufs Stockerl geschafft.
Und weil wir mit Loïc Meillard ja noch eine weitere Riesen-Granate haben, ist in vier Wochen beim Weltcup-Auftakt in Sölden plötzlich denkbar, was es in der 57-jährigen Weltcup-Geschichte einzig 1983 in Adelboden (Pirmin Zurbriggen vor Max Julen und Jaques Lüthi) gegeben hat: ein dreifacher Schweizer Sieg bei einem Riesenslalom.