Nein, ausgeruht wirkt Priska Nufer (30) am Tag nach ihrem ersten Weltcupsieg nicht. «Ich habe nur eine Stunde geschlafen. Auch jetzt kommen die Freudentränen immer wieder. Was in Crans-Montana geschah, wird für immer in meinem Herzen bleiben», sagt sie glücklich.
Bereits früher schlief die Obwaldnerin nach den Rennen oft schlecht – damals hinderten sie Enttäuschung und Verzweiflung daran. «Es fiel mir lange Zeit schwer, mit Rückschlägen umzugehen», so Nufer. Dabei war die Bauerntochter aus Alpnach OW als Kind doch eine Frohnatur! «Stimmt. Ich bin mit fünf Geschwistern aufgewachsen, und wir durften immer unsere Hobbys ausleben. Meine Kindheit war wunderbar.»
«Ich dachte, ich würde ersticken»
Auch als Jugendliche blieb die Fröhlichkeit ein Markenzeichen Nufers. Klar, sie hatte Talent auf den Ski, verbissen wirkte sie aber nie. «Luusmeitli», stand auf einem T-Shirt, das sie in jungen Jahren während einer Ski-Tour trug. Es passte zu ihr. «Ich behielt immer den Spass am Skifahren. Aber die Unbeschwertheit ging irgendwann verloren», erinnert sie sich.
Genauer: Im Dezember 2015. Nufer prallte beim Abfahrtstraining in Val d’Isère mit hohem Tempo frontal in eine Plane, brach sich die Nase, bekam keine Luft mehr und hatte Todesangst. «Ich dachte, ich würde ersticken. Man sagte mir später, ich hätte das Genick brechen können. Damals wurde mir bewusst, welches Risiko ich bei meinem Beruf einging.» Später, als Nufer mental wieder auf der Höhe war, streikte ihr Körper immer noch. «Ich schaute Videos meiner Fahrten und dachte: Das bin nicht ich!»
Corona machte sie fertig
Ähnlich erging es Nufer im letzten Januar nach ihrer Corona-Infektion. «Auf einmal hatte ich keine Kraft mehr in den Beinen, nichts. Es war verrückt.» Trotzdem: Nufer stand wie so oft wieder auf. Und obwohl Olympia sportlich frustrierend war – sie wurde für die Abfahrt nicht nominiert und flog in der Kombi raus –, kämpfte sie weiter. Bis zu ihrem Sieg in Crans-Montana. Nufer: «Ich bin mega stolz auf das, was ich erreicht habe. Und ich danke meiner Familie und meinem Umfeld, die immer an mich geglaubt haben.»