Österreichs Superstar Hermann Maier hat sich zu Aktivzeiten in Beaver Creek derart wohl gefühlt, dass er die «Birds of Prey» einst als sein «Wohnzimmer» bezeichnet hat. Doch als der Herminator am Donnerstagabend im TV beobachtet, wie Marco Odermatt den ersten von zwei Super-G in bestechender Manier gewinnt, beginnt sich er der mittlerweile 48-Jährige um seinen «Hausmeister»-Status in Colorado Sorgen zu machen. «Der Marco scheint es sich in diesem schönen und exklusiven Wohnzimmer schon gemütlich gemacht zu haben» sagt Maier zu Blick. Der Salzburger, der auf dieser Raubvogel-Piste insgesamt acht Siege einfuhr (sechs im Weltcup, zwei bei der WM 99) ist von Odermatts Potenzial derart beeindruckt, dass er sich sicher ist, «dass dieser Bursche hier noch die eine oder andere Raubvogel-Feder erbeuten wird.»
Das war Odermatts Problem
Und tatsächlich: Auch im zweiten Super-G innerhalb von 24 Stunden deutet zeitweise alles darauf hin, dass der Sieger erneut Marco Odermatt heissen wird - bei der zweiten Zwischenzeit liegt der 24-Jährige 32 Hundertstel vor Aleksander Aamodt Kilde. Und am Vortag hat er ja die ganz grosse Zeitdifferenz im letzten Abschnitt herausgeholt. Doch diesmal bleibt das Hammer-Finish aus, im Ziel liegt «Odi» drei Hundertstel hinter dem Lover von Mikaela Shiffrin, der vor zehn Monaten bei einem Trainings-Crash einen Kreuzbandriss erlitten hat. «Es war für mich nach dem Sieg am Vortag schwierig, die Spannung wieder aufzubauen» gibt Marco zu. «Deshalb kann ich mit dem zweiten Rang sehr gut leben, zumal Alexander Kilde ein sehr guter Kollege von mir ist. Hinter ihm liegt ein sehr schwieriges Jahr, ich mag ihm diesen Erfolg von Herzen gönnen.»
In Buochs steht bereits ein Odi-Denkmal
Freuen wird sich der neue Superstar des helvetischen Ski-Sports auch, wenn er das nächste Mal mit seinem Auto in seine Heimatgemeinde Buochs einfährt. Schreinermeister Stefan Barmettler hat zu Ehren des berühmtesten Sohns der 5300 Seelen-Gemeinde eine Holzskulptur kreiert, die er beim Ortseingang platziert hat. Unweit davon steht bereits seit letztem Winter eine drei Meter hohe Eins, auf der die Ortstafeln von Marcos Weltcupsiegen aufgenagelt werden. Wird am Samstag nach der Abfahrt zum dritten Mal der Schild von Beaver Creek auf der Holz-Eins verewigt? Fakt ist: Am Mittwoch hat Odermatt im einzigen Training als 23 2.57 Sekunden auf die Bestzeit eingebüsst. Doch das beunruhigt Beni Matti, Rennchef von Odi-Ausrüsster Stöckli, nicht im geringsten: «Marco ist in diesem Training eine bessere Besichtigungslinie gefahren…»