Der grosse Ski-Check
Weltmeister denkt wegen Ösi-Krise an Rücktritt – Shiffrin zeigt Bauchmuskeln

Während es dem Schweizer Ski-Team kaum besser laufen könnte, rumort es bei den Österreichern gewaltig. Und Ex-Gröden-Champion Marco Büchel hat Stress mit der FIS.
Publiziert: 24.12.2024 um 12:15 Uhr
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Aktualisiert: 24.12.2024 um 20:07 Uhr

Österreicher auf Ground Zero

Selten ist das Schweizer-Männerteam derart stark in einen Weltcupwinter gestartet, wie in diesem Jahr. Vor allem dank Superstar Marco Odermatt (vier Siege, ein zweiter und ein dritter Platz) haben die Mannen von Cheftrainer Tom Stauffer in zwölf Rennen, zwölf Podestplätze eingefahren. Gleichzeitig befindet sich unser ewiger Alpin-Rivale in einer schweren Krise: Österreichs Herren stehen in dieser WM-Saison noch ohne Sieg und mit lediglich drei «Stockerl»-Plätzen da. Damit liegt die Truppe von Headcoach Marko Pfeifer im Nationen-Ranking hinter der Schweiz, Norwegen und Frankreich nur an vierter Stelle.

Ösi-Headcoach Marko Pfeifer muss sich derzeit mit schwierigen Leistungen befassen.
Foto: Sven Thomann

Ösi-Star spricht Rücktrittsgedanken aus

Besonders mies ist die Laune bei Österreichs potenziellem Team-Leader Vincent Kriechmayr. Am Samstag musste der Doppel-Weltmeister von 2021 mit dem 56. Rang in der Abfahrt auf der Saslong eine der schmerzlichsten Niederlagen seiner Karriere in Kauf nehmen. «Wenn das so weitergeht, haue ich den Hut drauf, weil das nicht meinen Ansprüchen entspricht», sagt der total frustrierte Bauernsohn aus der Region Linz. Aus dem Ösi-Slang übersetzt heisst das: Der 33-Jährige denkt an den Rücktritt.

Vincent Kriechmayr hegt aufgrund der heftigen Krise Rücktrittsgedanken.
Foto: keystone-sda.ch

Odermatts Top-Tester


Der Diemtigtaler Nils Mani hat 2016 in Val Gardena mit dem neunten Abfahrtsrang das beste Ergebnis seiner Weltcup-Karriere verbucht. Aufgrund von zahlreichen Verletzungen musste der Junioren-Weltmeister von 2013 vor bald drei Jahren seinen Rücktritt erklären. Dennoch hat der 32-Jährige einen beträchtlichen Anteil am ersten Gröden-Triumph von Marco Odermatt. Mani war im Südtirol für Stöckli als Testfahrer im Einsatz und hat in dieser Funktion herausgefunden, welches der perfekte Saslong-Ski für Odermatt und die anderen Stöckli-Piloten ist. Dafür gibts ein Sonderlob von Odermatt: «Das Team von Stöckli-Ski hat einmal mehr einen sensationellen Job gemacht.» Dank Mani und Co hatte auch Lars Rösti regelrechte Raketen an den Füssen. Im Super-G fuhr der Berner Oberländer in sensationeller Manier mit der Startnummer 48 auf den achten Rang, in der Abfahrt lag er bis zur vorletzten Zwischenzeit über acht Zehntel vor Odermatt, ehe der gelernte Schreiner durch einen Linienfehler bei der Ciaslat-Ausfahrt auf den zwölften Rang zurückfiel.

Nils Mani hat grossen Anteils an Odermatts Gröden-Triumph.
Foto: Sven Thomann

Shiffrin zeigt ihre (Bauch)Muskeln

Wann kehrt sie zurück? Kehrt sie überhaupt noch in diesem Winter zurück? Die Spekulationen rund um Mikaela Shiffrin (28) glühen. Die einzige Informationsquelle sind dabei ihre Social-Media-Kanäle. Und genau da machte sie ihren Fans kürzlich Hoffnung. Auf die Frage eines Fans, welche drei positive Dinge sie in der letzten Woche erlebt habe, sagte sie: «Ich kann lachen, wieder Auto fahren und meine Bauchmuskeln kommen langsam zurück.» Als Beweis zeigte Shiffrin ihren Bauch, den sie sich bei ihrem Sturz in Killington (USA) mit dem Skistock aufgespiesst hatte.

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Comeback von Matthias Mayer

Dreifach-Olympiasieger Matthias Mayer hat für den grössten Eklat der letzten Weltcup-Saison gesorgt, indem er in Kitzbühel anlässlich eines Referats von Niederösterreichs Landeshauptfrau komplett ausrastete. Der Österreicher wurde von der Polizei abgeführt und anschliessend für längere Zeit in einer Klinik behandelt. Nun präsentiert sich der einstige Abfahrts- und Super-G-Champion wieder in einem derart stabilen Zustand, dass er auf die Skipiste zurückkehrt – bei der WM in Saalbach will Matthias Mayer gemäss der «Kleinen Zeitung» als Vorfahrer starten.

Mattthias Mayer fasst ein Comeback «light» ins Auge.
Foto: Sven Thomann

Vonn mit Retourkutsche

Lindsey Vonn ist nach ihrem 14. Platz beim Comeback nach 6 Jahren Pause in Plauderlaune. Sie spricht von «einem perfekten Tag», gibt ausführlich Antwort und posiert für hunderte Selfies. Alles in Wonne also? Nicht ganz. Die 40-jährige: «Es wurde viel Quatsch geredet, aber das ist mir scheissegal.» Die Speed-Queen aus den USA ist immer noch gereizt, da ehemalige Ski-Grössen (Wasmeier, Dorfmeister, Klammer, Russi, Nef, Kernen, Zurbriggen) ihr Comeback kritisieren. Aber auch diese Wogen werden sich glätten.

Comebackerin Lindsey Vonn hat nette Worte für ihre Kritiker übrig.
Foto: JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Nur Petrus stoppt Ski-Ass

Nach den Plätzen 3, 2 und 2 spricht am Sonntagmorgen nicht alles, aber sehr viel dafür, dass Lara Gut-Behrami (33) auf der Engiadina ihren ersten Sieg einfahren wird. Schon am Samstag fuhr sie technisch am besten. Und nun, da das Wetter wechselhaft ist und erneut ein Super-G ansteht, sind sich die meisten Experten sicher: Niemand kann ihren ersten Saisonsieg verhindern. Oder doch? Das Wetter in St. Moritz ist wechselhaft, Nebel zieht ein, der Wind frischt auf, die Bodensicht ist mies. Ideal für Gut-Behrami, schliesslich steht sie sicher auf den Ski, hat keine Angst und kann so ihren Instinkt perfekt ausspielen. Aber eben: Nach mehrmaliger Verschiebung wird das Rennen abgesagt. Weiter geht es nach Weihnachten am Zauberberg in Semmering (Ö) – der perfekte Ort für zwei zauberhafte Riesenslalom-Läufe? Gut-Behrami wurde hier bei ihrem letzten Auftritt Zweite (2022).

Lara Gut-Behrami wird auf dem Weg zum ersten Sieg vom Wetter ausgebremst.
Foto: AFP

Spitzbuben-Königin Gisin

Michelle Gisin (31) kündigt nach dem Super-G am Samstag (Platz 15) an, daheim in Engelberg noch vor Weihnachten erneut zum Wallholz zu greifen. Warum? Es braucht noch mehr Spitzbuben. «Sie sind die besten der Welt. Das ist jedenfalls die sehr objektive Meinung meiner Familie», sagt sie schmunzelnd. Kochen könne sie überhaupt nicht, aber backen sehr wohl, so Gisin. Besonders schön: Weil sie mittlerweile Gotte und Tante ist, kann sie auf ganz besondere Unterstützung zählen – beim Erstellen, aber auch beim Essen der Leckereien.

Michelle Gisin widmet sich den Spitzbuben – statt den Ski-Pisten.
Foto: keystone-sda.ch

Ex-Gröden-Champion hat Ärger mit der FIS

Vor zwanzig Jahren hat Liechtensteins Ski-Fürst Marco Büchel bei der Abfahrt von Val Gardena einen von seinen insgesamt vier Weltcupsiegen bewerkstelligt. «Büxis» Rückkehr auf die Saslong ist in der letzten Woche aber nicht so verlaufen, wie er sich das gewünscht hat. Der mittlerweile 53-Jährige wurde von der FIS schriftlich verwarnt. Was ist passiert? Büchel will ein Fotobuch über den Ski-Zirkus herausbringen und hat deshalb mit seiner Kamera in Gröden auch ein paar Aufnahmen im Startbereich gemacht. Doch der internationale Ski-Verband will die Athleten in der Wettkampfvorbereitung vor «Blitzlicht-Gewittern» schützen. Der Riesenslalom-Vize-Weltmeister, der seit seinem Rücktritt 2010 auch als Ski-Experte fürs ZDF arbeitet, hat dafür wenig Verständnis, «weil ich immer wieder von Rennfahren gefragt werde, ob ich ihnen ein paar Startbilder geben könnte».

Marco Büchel wurde von der FIS schriftlich verwarnt.
Foto: Sven Thomann

US-Frau mit Fischerhut immer besser

Sie läuft mit einem US-Überzieh-Shirt und Fischerhut durch den Zielraum in Salastrains und strahlt, wie nur sie strahlen kann: Lauren Macuga (ausgesprochen: Massuga). Ihre kindliche Freude über Platz 7 ist ansteckend, die Frau mit dem Fischerhut – eine ihrer Leidenschaften – wird immer besser. «Ich bin begeistert», sagt sie. Übrigens: Als die heute 22-Jährige das Licht der Welt erblickte, hatte Vonn schon längst im Weltcup debütiert.

Lauren Macuga (l., neben Isabella Wright und Jacqueline Wiles) fällt mit ihrem Fischerhut auf.
Foto: IMAGO/Imagn Images

Das stärkste Team der Welt

Bei der WM in Saalbach im kommenden Februar ist Marta Bassino (28, It) im Super-G gesetzt. Sie ist amtierende Weltmeisterin in der Disziplin. Zum Glück, auch für Italiens Frauen-Cheftrainer Gianluca Rulfi. Warum? Er hat eine enorme Auswahl an Weltklasse-Athletinnen. Das zeigt sich in St. Moritz: Goggia (3.), Curtoni (4.), Brignone (5.) und Pirovano (6.) fahren bärenstark und haben die WM-Quali ebenfalls bereits erfüllt. Kommen weitere Fahrerinnen in den nächsten Wochen dazu (Melesi? Zenere? Delago?), droht ein echter Dichtestress.

Marta Bassino ist Teil eines Mega-Super-G-Teams.
Foto: keystone-sda.ch
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