Der grosse Ski-Check
Ein Talent vor dem Absprung, grosse Kugel-Träume und ein doofes Abo

Der Ski-Zirkus machte am Wochenende in Bansko (Bul) und Soldeu (And) Halt. Mehrere Swiss-Ski-Athleten schrieben besondere Geschichten.
Publiziert: 12.02.2024 um 12:16 Uhr
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Aktualisiert: 20.02.2024 um 23:09 Uhr
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Vier Kugeln? Lara Gut-Behrami könnte in diesem Winter mächtig abräumen. Sie gewinnt in Soldeu und darf sich auf Crans-Montana freuen.
Foto: Getty Images

Die grösste Enttäuschung

Im Juniorenalter ist der Nidwaldner Semyel Bissig dem Buochser Marco Odermatt regelmässig um die Ohren gefahren. Im Weltcup hat der 26-Jährige mit Ausnahme vom fünften Rang beim Parallel-Riesen 2020 in Lech sein grosses Potenzial bis dato aber nicht abrufen können. Die aktuelle Saison kommt für den Riesenslalom-Spezialisten einem reinen Desaster gleich: In Bansko verpasst Bissig zum fünften Mal in Serie die Qualifikation für den zweiten Durchgang. Bei Swiss Ski gibt es immer mehr Leute, die hinter vorgehaltener Hand behaupten, dass Bissig den Fokus zu sehr auf den Golfplatz und zu wenig auf die Skipiste richte. Dass Semyel tatsächlich viel Zeit in den Golfsport investiert, belegt sein Handicap 0. Nicht ausgeschlossen, dass Bissig im Frühling die Rennski in den Keller stellt und stattdessen Golfprofi wird.

Vierte, Vierte, Vierte, Vierte

Es ist kaum glauben, aber wahr: In den vergangenen vier Frauen-Slaloms wurde immer eine Schweizerin Vierte – zweimal Camille Rast, zweimal Michelle Gisin. «Das ist langsam etwas zu häufig», sagt Rast schmunzelnd. Traurig, dass sie das Podest um 5 Hundertstel verpasst, ist Gisin in Soldeu aber nicht. Kein Wunder, gibt sie nach ihrer Schienbeinprellung doch ein tolles Comeback.

Der heftigste Ausraster

Auf Henrik Kristoffersen angesprochen, hat Daniel Yule in einem Blick-Interview folgenden Satz geprägt: «Ich bin nicht gewillt, für Siege ein Arschloch zu sein. Bei Henrik gab es aber Zeiten, in denen er für Erfolge auf einen anständigen Umgang mit seinen Konkurrenten verzichtete.» In Bansko knöpft sich der Wikinger FIS-Renndirektor Markus Waldner vor, weil dieser nach 31 Athleten den Slalom abbricht. «Deine Entscheidung ist absoluter Bullshit! Wir haben schon Rennen beendet, in denen die Bedingungen zehnmal schlechter waren als heute», wütet der Norweger. Der Rennleiter aus dem Südtirol bleibt trotz des Frontalangriffes des Wikingers sachlich: «Die meisten Fahrer haben uns gesagt, dass sie während des Fahrens aufgrund des heftigen Regens kaum etwas gesehen hätten. Und weil die Wettervorhersagen für den zweiten Lauf noch schlechter waren, war mir die Verletzungsgefahr zu gross.»

«Das ist Bullshit!»
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Kristoffersen mit Wutrede:«Das ist Bullshit!»

Der nächste Verletzungsschock

Junioren-Super-G-Weltmeisterin Malorie Blanc (20) hätte am kommenden Sonntag ihr Weltcup-Debüt gegeben. Hätte? Genau. Denn: Die Walliserin verletzt sich bei der zweiten Europacup-Abfahrt in Crans-Montana VS schwer. Wie schwer? «Es sieht nicht gut aus», sagt ihr Vater Alex. Eine Untersuchung am Montagnachmittag wird Klarheit geben. Der Verdacht, dass es sich um einen Kreuzbandriss handelt, ist gross.

Der tragische Held aus Down Under

Seit dem 14. Rang von Steven Lee 1988 in Beaver Creek hat sich nie mehr ein Australier in den Top 15 eines Alpinen Weltcuprennens klassiert. Harry Laidlow aus Melbourne ist beim Riesenslalom in Bansko drauf und dran, dies zu ändern. Nach dem ersten Durchgang liegt der 27-Jährige auf dem 24. Platz und startet fulminant in den Final. Das Happy End in diesem exotischen Ski-Märchen bleibt jedoch aus: Laidlow scheidet kurz vor dem Ziel mit einer vielversprechenden Zwischenzeit aus.

Kugel-Regen für Gut-Behrami?

Das Comeback von Mikaela Shiffrin verzögert sich weiterhin, sie wird auch die Speed-Triplette in Crans-Montana VS verpassen. Damit rollt sie Lara Gut-Behrami den roten Teppich für den Gewinn des Gesamtweltcups aus. «Es ist zu früh, um darüber zu reden», sagt die Tessinerin. Fakt ist: Gut-Behrami könnte in diesem Winter mächtig abräumen. Sie ist nicht nur im Kampf um die grosse Kristallkugel vorne, sondern auch im Riesenslalom- und Super-G-Weltcup. Und weil sich Italiens Speed-Queen Sofia Goggia schwer verletzt hat, könnte Gut-Behrami auch die Abfahrts-Kugel holen – aktuell liegt sie auf Rang 3. Holt sie also letztlich vier Kugeln? Das hat bislang nur Shiffrin in der Saison 2018/19 geschafft.

Gut-Behrami erkämpft Sieg von Platz 9 aus
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Trotz Fehler im Zielhang:Gut-Behrami erkämpft Sieg von Platz 9 aus

Das beste Teamergebnis

Riesen-Siege von Marco Odermatt sind längst zur Gewohnheit geworden – der Superstar vom Vierwaldstättersee verbucht in Bulgarien den neunten Riesenslalom-Sieg in Folge. Erstmals in diesem Winter klassieren sich mit Loïc Meillard (7.) und Thomas Tumler (8.) bei einem Riesenslalom zwei weitere Schweizer unter den Top 8. Ohne Gino Caviezels (13. Schlussrang) Mega-Bock beim viertletzten Tor wäre das Mannschaftsergebnis noch besser ausgefallen.

Odermatt verdoppelt Vorsprung im unteren Teil
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Einmal mehr nicht zu schlagen:Odermatt verdoppelt Vorsprung im unteren Teil

Nicht schon wieder das Knie!

Seit Jahren kämpft Mélanie Meillard mit den Folgen ihres Kreuzbandrisses von 2018. In diesem Winter ist sie endlich wieder auf einem guten Weg. Beim Slalom in Soldeu gibts allerdings einen Rückschlag. «Ich habe das Knie gespürt im ersten Lauf. Ich musste mich entscheiden, ob ich überhaupt noch weiterfahren wollte», sagt sie. Am Ende wird sie 22. «Ich brauche ein paar Tage zu Hause», sagt sie.

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