Marcel W. PerrenReporter Sport

Stefan Rogentin pirscht sich in der Abfahrt immer näher an die Weltspitze heran. In Beaver Creek hat sich der Bündner als Elfter klassiert, beim verkürzten Rennen am Donnerstag in Gröden realisierte er den zehnten Rang. «Irgendwann möchte ich in der Abfahrt meinen grandiosen Teamkollegen Beat Feuz bezwingen», hat der 28-Jährige vor dieser Saison zu Protokoll gegeben.

Dieses Spezial-Ziel hat er in den letzten Rennen zweimal knapp verpasst: Auf der «Birds of Prey» landete er drei Hundertstel hinter dem Olympiasieger, auf der «Saslong» hat ihm im Vergleich mit dem «Kugelblitz» nur ein Hundertstel gefehlt.

Jagd ist Familienangelegenheit

Am Samstag nimmt Rogentin die Weltspitze in der in zweiten «Saslong»-Abfahrt erneut ins Visier. Äusserst zielsicher agiert der Speed-Spezialist von der Lenzerheide auch neben der Rennstrecke. Mit 19 Jahren hat Rogentin die Jagdprüfung gemacht. «Bei uns ist die Jagd eine Familienangelegenheit. Ich gehe meistens mit meinem Papa, dem Onkel und den beiden Cousins auf die Pirsch.»

Dem Klischee des blutrünstigen Jägers wird Rogentin aber nicht einmal im Ansatz gerecht. «Mir geht es in erster Linie ums Naturerlebnis, um die Ruhe, die ich auf der Jagd finde. Natürlich freue ich mich, wenn ich ein Wildtier schiessen darf. Aber ich habe überhaupt kein Problem, wenn ich nicht zum Abschuss komme.»

«Mehr Bio gibts gar nicht»

Aber was entgegnet der Mann, der so ganz nebenbei auch noch an der Masterarbeit in Betriebsökonomie arbeitet, den vielen Jagd-Kritikern? «Ich finde es super, wenn sich immer mehr Menschen für das Wohl der Tiere einsetzen», betont Rogentin. «Und wenn ich ein Tier schiesse, hat das sein Leben bis zuletzt in seiner natürlichen Umgebung gelebt. Es hatte keinen Stress wegen des langen Weges in den Schlachthof. Dementsprechend hat das Fleisch aus unserer Jagd die allerhöchste Qualität, mehr Bio gibts gar nicht.»

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Und weil er seiner hohen Jagdethik auch wirklich zu 100 Prozent gerecht werden will, ist Rogentin vor jedem Schuss extrem nervös. «Wenn ich einen Ast knacken höre, beginnt es am ganzen Körper zu kribbeln. Mir ist bewusst, dass ich mit einem Schuss einen Eingriff in die Natur vornehme, ich töte damit ein Lebewesen. Und diese Gewissheit sollte jeden Jäger nervös machen.»

Erfolglose Hasenjagd

Bei seinem letzten Jagdausflug in der ersten November-Woche hatte es Rogentin gemeinsam mit Vater Walter und seinem Jura-Laufhund Baro auf Wildhasen abgesehen – zum Abschuss ist er dabei aber nicht gekommen.

Gut stehen dafür die Chancen, dass der Super-G-Spezialist, der im Vorjahr in Gröden als 5. sein bislang bestes Weltcup-Ergebnis eingefahren hat, am Samstagmittag in der Königsdisziplin erstmals Abfahrts-König Feuz besiegt. Im Gegensatz zur Donnerstagsabfahrt soll dieses Rennen vom Original-Start aus lanciert werden. Und das Startstück liegt Rogentin eher besser als dem «Kugelblitz».