Ist es eine Träne, die Lara Gut-Behrami bei der Siegerehrung aus dem linken Auge wischt? Vielleicht blendet sie auch nur die Sonne über St. Anton. Fakt ist: Gut-Behrami steht wieder einmal zuoberst auf dem Podest. Eine Sensation ist das nicht, das wird ein Sieg bei ihr nie sein. Warum? Weil im Ski-Zirkus der Frauen keine – Mikaela Shiffrin ausgenommen – so viel Talent in sich trägt wie die Tessinerin.
Bloss zeigte sie ihre Gabe in den letzten Jahren viel zu selten. Die Gründe sind mannigfaltig. Klar, sie verletzte sich 2017 schwer. Aber Gut-Behrami stand sich davor und danach auch viel zu oft selbst im Weg. Sie haderte mit den Medien, dem Verband, der FIS und mit sich selbst. Das tut sie bisweilen zwar immer noch. So ärgerte sich Gut-Behrami im Sommer heftig, dass Swiss-Ski ihren Vater Pauli nicht finanzieren wollte – sie empfand es als Misstrauensvotum gegen ihr Privatteam.
Aber als der Winter näher kam, hörte Gut-Behrami mit der Motzerei auf und fokussierte sich auf das, was sie eigentlich so gut kann – Skifahren. Genau das sollte sie weiterhin tun. Und wer weiss: Vielleicht erfüllt sie sich so im Februar doch noch den lang ersehnten Traum einer WM-Goldmedaille.