Bloss die Kühe freuen sich über die Ski-Rennen ohne Fans
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Im Stall bei den Aelligs:Bloss die Kühe freuen sich über die Ski-Rennen ohne Fans

Das Chuenisbärgli in Corona-Zeiten
Tierische Ruhe statt saumässige Party in Adelboden

Dort, wo in Adelboden in der Vergangenheit die wildesten Weltcup-Partys gefeiert wurden, herrscht jetzt tierische Ruhe. Ein Besuch im Kuhstall von Ski-Legende Peter Aellig.
Publiziert: 09.01.2021 um 08:39 Uhr
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David und Peter Aellig schauen aus ihrem Stall in der Nähe des Ziels.
Foto: Sven Thomann
Marcel W. Perren

Ein VIP-Bereich mit all den Reichen und Schönen gibt es in Corona-Zeiten natürlich auch bei diesen Weltcuprennen in Adelboden nicht. Knapp 100 Meter vom Zielraum entfernt trifft man in einer alten Scheune trotzdem eine Schönheitskönigin. Die Rede ist von Amy, der Holstein-Kuh von Peter Aellig. «Amy wurde im letzten Jahr zur Miss Bern gewählt», erzählt der ehemalige Slalom-Spezialist mit Stolz.

WM-Zehnter 1978

Aellig ist wie kein anderer mit dem Chuenisbärgli verwurzelt. Ende der 50er-Jahre hat er hier mit seinen ersten Ski-Versuchen die Basis für seine Rennfahrer-Karriere gelegt, die 1978 mit dem zehnten Rang im WM-Slalom gipfelte. Seit Aellig 1983 nach einem geplatzten Blinddarm seine Alpin-Laufbahn beendet hat, ist Aellig als Chuenisbergli-Bauer tätig. Aellig hat sich in Adelboden zusammen mit seinem Sohn David aber auch einen Namen als Party­könig gemacht. In den letzten 17 Jahren haben die beiden während den Weltcuprennen unmittelbar neben ihrem Kuhstall ein Zelt für die legendären Race-Partys aufgestellt.

«Bode Miller und sein ehemaliger Geschäftspartner Martin Duppentaler brachten uns in den frühen 2000er-Jahren auf die Idee für diese Race-Party. Und daraus entwickelte sich schnell eine echte Erfolgsgeschichte», erzählt Aellig junior. Bode Miller himself war oft der grosse Party-Animateur. David Aellig: «Bode hat zusammen mit seinen Serviceleuten immer wieder für eine ganz besondere Stimmung gesorgt.» Für die Kühe waren die Feten im benachbarten Zelt aber nicht immer lustig.

«Es kam ein paar Mal vor, dass wildfremde Menschen sturzbetrunken im Stall herumlagen, wenn ich am Morgen die Kühe melken wollte», erinnert sich Peter. «Einen Eidgenössischen Kranzschwinger habe ich einmal besoffen auf einer Silo-Balle liegend entdeckt. Und ein anderer Party-Gänger hat beinahe die Scheune angezündet, weil er mit einem Gaskocher auf dem Heustock übernachtet hat.»

Wie ein Schülerrennen

Irgendwann sicherte Aellig alle Stalltüren mit einem Schloss. Doch diese bräuchte es jetzt nicht, weil Corona auch die Party auf dem Aellig-Hof verunmöglicht. «Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich nie auf die Idee kommen, dass auf unserem Gelände Weltcup­rennen ausgetragen werden. Die Stimmung erinnert mich mehr an ein Schülerrennen», so der Chuenisbärgli-Bauer.

Aufgrund eines traurigen Ereignisses vor Weihnachten ist Peter Aellig sowieso betrübt: «Mein Onkel Toni ist ohne Vorerkrankung mit 77-Jahren am Coronavirus gestorben. 17 Tage vor seinem Tod hat er noch bei mir in der Küche ohne ein einziges Symptom Kaffee getrunken. Und Toni war nach wie vor als Privat-Skilehrer tätig. Dass so ein starker Mann wegen Corona sterben musste, stimmt mich sehr nachdenklich.» Und auch deshalb herrscht auf dem Chuenisbärgli-Hof selbst nach der Schweizer Riesen-Gala tierische Ruh’.

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