Auf einen Blick
- Marco Odermatt verliert wichtiges Rennen
- Odermatt akzeptiert die Niederlage und lobt die Leistung der Medaillengewinner
- Bernhard Russi sagt: Auch er ist nur ein Mensch
Nebst dem Medaillenjubel von Thomas Tummler und Loïc Meillard hadert ein anderer über seine Ledermedaille. Es ist nicht die Farbe, die ihn und auch uns so irritiert. Es ist etwas, dessen wir uns nicht mehr gewohnt sind.
Marco Odermatt, der beste Riesenslalomfahrer der Gegenwart, verliert das wahrscheinlich wichtigste Rennen der Saison. Das ist zwar kein Unfall und keine Katastrophe, aber es hat uns, die Fans und auch mich erstarren lassen. Wo ist Marcos Magie liegen geblieben, wo seine Überlegenheit, mit der er uns in der Vergangenheit hat träumen lassen? Mit der er vor einer Woche den Super-G so dominiert hat?
58 Hundertstel liegen zwischen unseren Erwartungen und dem Recht, einfach nur ein Mensch zu sein – auch mal einen Tag zu haben, an dem es nicht so läuft, wie er und wir es uns vorgestellt haben.
Die Ausgangslage im zweiten Lauf war perfekt. Marco hat immer wieder einen Zusatzgang gefunden. «All in» war sicher auch seine Devise. Aber der 13. Schwung, beim 14. Tor geriet zu kurz, zu direkt – und das Tempo auf dem folgenden Flachstück war weg.
Odermatt ist aber Sportler genug und auch Realist. Er weiss, dass sein Lauf nicht ideal war, akzeptiert aber auch, dass der neue Weltmeister und unsere Medaillengewinner fantastische, phasenweise sogar verrückte Fahrten hingezaubert haben – und am Freitag einfach besser waren.
Spätestens wenn unser Odi aber wieder zu Hause ist und die Schublade öffnet, ist das Hadern vorbei. Dann realisiert er wieder, was er wirklich ist: Weltmeister in Abfahrt, Super-G und Riesenslalom, Olympiasieger, mehrfacher Weltcupsieger – und eben auch ein ganz normaler Mensch.