Das Geheimnis hinter Odermatts Erfolg
Lieber Jodler-Wirt statt Schicki-Micki-Party

Marco Odermatt feiert auf den Ski einen Erfolg nach dem anderen. Neben der Piste strebt er nach einem normalen Leben. Das bekommt Blick-Reporter Marcel W. Perren immer wieder hautnah mit.
Publiziert: 24.12.2024 um 17:08 Uhr
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Aktualisiert: 24.12.2024 um 18:20 Uhr
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Marco Odermatt lässt regelmässig auf dem Podest die Korken knallen.
Foto: Sven Thomann

Auf einen Blick

  • Marco Odermatt trainiert fleissig und setzt auf Bodenständigkeit
  • Vor Trainings geniesst er gerne mal ein Fondue
  • Teamkollege schwärmt wegen Odermatts Art
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Was macht diesen Marco Odermatt (27) zum mit Abstand besten Skirennfahrer der Gegenwart? Diese Frage wurde mir in diesem Jahr in den alpinen Medienzentren besonders oft von Reporter-Kollegen aus dem Ausland gestellt.

Nachdem ich Odermatt seit bald acht Jahren als Journalist begleite, glaube ich die Antwort zu kennen. Neben einer genialen Skitechnik, herausragender mentaler Stärke und enormen Trainingsfleiss ist es auch sein Bestreben nach einem ganz normalen Leben, welches den Blondschopf aus Buochs NW abnormal stark machen.

Odermatt und Murisier gönnen sich Burger nach Doppelsieg
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Erfolgshunger:Odermatt und Murisier gönnen sich Burger nach Doppelsieg

An Schicki-Micki-Partys fühlt sich der Weltmeister und Olympiasieger nicht wirklich wohl. Viel lieber besucht er mit seinen Freunden den «Jodler-Wirt» in Luzern oder die «Töffli-Rally» in Ennetmoos NW.

Fondue vor dem ersten Abfahrts-Training

Odermatt genehmigt sich im Ski-Zirkus zur Abwechslung auch gerne eine Mahlzeit, von der ihm wohl jeder Ernährungsberater abraten würde. Es ist zur Tradition geworden, dass Odermatt mit Justin Murisier und Gino Caviezel am Abend vor dem ersten Abfahrts-Training in Beaver Creek zum Abendessen ins Appartement der Blick-Reporter zum Abendessen erscheint.

Anstatt magere Filetsteaks vom Grill steht ein besonders üppiges Schweizer Käse-Fondue auf dem Speiseplan. Dass viel mehr Leistungssportler solche kulinarischen «Sünden» begehen sollten, belegen die Ergebnisse der diesjährigen Rennen auf der Birds of Prey: Odermatt hat im Super-G triumphiert, in der Abfahrt wurde er hinter Justin Murisier Zweiter.

Mit Odermatt in Spanien

Nach der letzten Saison sind Blick-Fotograf Sven Thomann und meine Wenigkeit während einer Woche mit Odermatt durch Spanien gereist. Weil der Alpin-Held für eine Trainingssession «Alinghi Red Bull-Racing» besuchen durfte, legten wir den ersten Zwischenhalt am Hafen von Barcelona ein.

Marco Odermatt wagt sich in neue Gewässer
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Zu Besuch bei Alinghi:Marco Odermatt wagt sich in neue Gewässer

Am Tag nach der Trainingseinheit auf dem Boot des Siegers des America’s Cup 2003 und 2007 stand eine Sightseeingtour auf dem Programm. Bevor wir die Olympiastadt von 1992 erkunden, wird mir ein weiteres Mal bewusst, wie viel Wert im Hause Odermatt auf Bodenständigkeit gelegt wird.

Papa Walti will bei seinem Musterknaben zum Jubiläum von einem alten Ski-Clubkollegen eine Videobotschaft bestellen. Weil Marco sein Handy ausgeschaltet hat, meldet sich Walti bei mir. Am Ende dieses Gespräches sagt mir Walti: «Geniesst euren Ausflug. Aber schau bitte darauf, dass Marco vor dem Essen keinen teuren Wein bestellt. Das entspricht nicht unseren Werten, obwohl er sich das rein finanziell betrachtet leisten könnte.»

Wir trinken an diesem Sightseeing-Tag ausschliesslich Mineral und Bier zu den Tapas und reisen am nächsten Morgen weiter in den Süden des Landes, nach Granada. Dort absolviert Odermatt gemeinsam mit Justin Murisier den ersten Trainings-Kurs mit Alejo Hervas, dem ehemaligen Konditionstrainer von Lara Gut. Hervas hat seine neuen Schützlinge in der Altstadt in einem Appartement mit prächtigem Ausblick auf Stadtburg Alhambra einquartiert.

«Riesiger Gewinn für die ganze Mannschaft»

Vor dieser märchenhaften Kulisse beginnt auch Murisier von den grossen menschlichen Qualitäten Odermatts zu schwärmen: «Marco ist ein riesiger Gewinn für die ganze Mannschaft, er ist sehr sozial veranlagt. Er hat sich bei Verbandssponsoren schon für zusätzliche Foto-Shootings zur Verfügung gestellt, damit beim nächsten Flug ins Trainingscamp nach Südamerika all seine Teamkollegen in der Business-Klasse Platz nehmen können.»

So lief das erste Training von Odermatt und Murisier bei Hervas
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Beim neuen Kondi-Trainer:So lief das erste Training von Odermatt und Murisier

Eine Woche nach der Spanienreise finde ich in meinem Briefkasten ein Couvert mit einem Nidwaldner Poststempel – Marco hat sich mit einer originellen Karte bei mir für die Berichterstattung bedankt. Diese Geste zeigt, was für ein aussergewöhnlicher Mensch er ist.

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