Die Saslong spielt wieder einmal komplett verrückt!
Marco Odermatt, der nach der Startnummer 30 gemeinsam mit seinem Teamkollegen Franjo von Allmen und dem Amerikaner Ryan Cochran-Siegle für das Siegerbild posiert hat, muss plötzlich doch noch einmal um seinen dritten Saisonsieg zittern. Grund: Der Berner Oberländer Lars Rösti, der am Vortag bereits mit dem achten Rang im Super-G überrascht hat, pulverisiert auf der immer schneller werdenden Piste die Zwischenzeiten des Nidwaldners regelrecht!
Bei der Einfahrt in die berüchtigte Ciaslat liegt der gelernte Schreiner fast neun Zehntel vorne. Doch dann kommt der 26-Jährige bei der Ausfahrt von dieser mit vielen Wellen bestückten Passage weit von der idealen Linie ab und muss sich in der Endabrechnung mit dem zwölften Platz begnügen. Im Ziel geht Odermatt auf Rösti zu, umarmt ihn herzlich und sagt: «Junge, als ich deinen Vorsprung gesehen habe, war für mich klar, dass du dieses Rennen gewinnst. Du kannst aber auch so sehr stolz auf dich sein. Du hast alles riskiert. Und genau diese Mentalität braucht es, um Weltcuprennen zu gewinnen.»
Nach Rösti gibt es noch zwei Athleten mit hohen Nummern, die den amtierenden Weltmeister ins Zittern bringen: Der Slowene Martin Cater donnert mit der 42 auf Rang 4, der Österreicher Stefan Eichberger rast mit der 56 auf Platz 6.
Odermatt egalisiert Zurbriggen-Rekord
Dann kann Odermatt aufatmen: Sein dritter Sieg bei einer Weltcup-Abfahrt nach den beiden Triumphen am Lauberhorn steht fest! Und dieser Erfolg bedeutet dem 27-Jährigen besonders viel. «Gröden gehört mit den vielen Gleitpassagen für mich als Techniker zu den Strecken, wo es für mich besonders schwierig ist, zu gewinnen. Entsprechend gross ist die Genugtuung, dass mir das jetzt geglückt ist. Einen überragenden Job haben aber auch die Jungs von meinem Ausrüster gemacht. Stöckli hat einen Ski gebaut, der bei Verhältnissen wie hier in Gröden perfekt funktioniert.»
Und deshalb egalisiert Odermatt in Gröden auch noch einen ganz besonderen Schweizer Weltcuprekord. Mit seinem 40. Weltcupsieg zieht er im ewigen Ranking mit der Skilegende Pirmin Zurbriggen gleich. Für Marcos Papa Walti ist das etwas ganz Besonderes, weil er seit den 80er-Jahren zu den grössten Fans des vierfachen Gesamtweltcupsiegers aus dem Oberwallis gehört.
Gibts den vierten Sieg in Folge?
Und bevor Odermatt Senior 2002 gemeinsam mit Paul Schmidiger im Nidwaldner Ski-Verband neue Strukturen für eine erfolgreiche Nachwuchsarbeit geschaffen hatte, hat er sich in Zermatt von Zurbriggen beraten lassen. «Ich habe den damals fünfjährigen Marco zu meiner Verabredung mit Pirmin mitgenommen. Aber während mir Pirmin die wertvollsten Inputs für die optimale Nachwuchsförderung geliefert hat, ist Marco zwischen uns eingeschlafen», erinnert sich Walti.
Pirmin Zurbriggen ist noch eine andere Begegnung mit dem kleinen «Odi» in besonderer Erinnerung geblieben: «Ein paar Jahre, nachdem Marco neben mir eingeschlafen ist, habe ich ihn anlässlich der JO-Schweizermeisterschaften auf dem Stoos gesehen. Er war für mich der ultimative ‹Eye-Catcher› bei diesen Meisterschaften, weil Marco schon damals gezeigt hat, dass er mit besonders schwierigen Verhältnissen besonders gut umgehen kann.»
Am Sonntag wartet mit dem Riesenslalom in Alta Badia die nächste schwierige Aufgabe auf Odermatt. Der Olympiasieger verknüpft mit diesem extrem selektiven Hang auf der anderen Seite des Grödner-Jochs sehr gute Erinnerungen – die drei letzten Rennen auf der Gran Risa hat der Buochser gewonnen.