Auf einen Blick
- Tamara Tippler will nach Babypause in den Weltcup zurückkehren
- Sie will ein Vorbild für andere Mütter im Skisport sein
- Unterstützung von Familie und Skiverband ist entscheidend für ihren Erfolg
Eine Mutter fährt keine Skirennen! Dieser Leitsatz gilt im weissen Sport seit Jahrzehnten. Aber warum eigentlich? Tamara Tippler (33) macht sich auf, dies zu ändern. Die Österreicherin strebt ein Jahr nach der Geburt von Tochter Mia die Rückkehr in den Weltcup an. «Die allermeisten Frauen konzentrieren sich nach der Geburt des ersten Kindes auf die Familie. Das habe ich auch getan. Gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass ich mit dem Skirennsport noch nicht fertig bin. Ich will ihm noch eine Chance geben», sagt sie zu Blick. Ihr Ziel ist die WM in Saalbach (Ö) im kommenden Februar.
Ob es Tippler überhaupt dahin schaffen wird? «Keine Ahnung», sagt sie und lacht. Die gute Laune ist typisch für Tippler, sie ist auch unter internationalen Fahrerinnen beliebt. Eines ihrer Lebensmottos ist «easy cheesy». Was das bedeutet, weiss sie auch nicht so genau. Aber man merkt im Gespräch, in welche Richtung es geht: Tippler schert sich nicht um die Meinungen anderer – zumindest nicht dann, wenn diese sie anfeinden. Gab es das oft? «Natürlich finden es nicht alle toll, dass ich wieder mit 130 km/h den Berg runtersausen will. Schliesslich habe ich ein Baby. Aber die allermeisten Reaktionen auf meine Entscheidung waren grossartig. Das macht mir noch mehr Mut, alles zu versuchen, damit es klappt.»
Tippler ist sich bewusst, wie steinig ihr Weg sein wird. «Der Körper verändert sich, die Psyche, die Hormone, alles Mögliche.» Dazu kommt die ganze Organisation: Ohne die Unterstützung von Freund Oliver, ihrer Familie und dem österreichischen Skiverband könnte sie nicht einmal denken, dass ihr Sonderweg funktionieren könnte. «Mia wird nicht im Zielraum sein, wenn ich Rennen fahre. Das bringt nichts. Daheim kümmern sich andere bestens um sie. Hätte ich diese Gewissheit nicht, würde ich niemals zurückkehren.»
Ihr Herz brennt weiterhin fürs Skifahren
Je fünfmal war Tippler im Weltcup Zweite und Dritte – für den Sieg reichte es nie. «Noch nicht», sagt sie augenzwinkernd. Im Mai musste sie wegen eines Knorpelschadens eine Knieoperation über sich ergehen lassen, das Trainingslager in Chile fiel für sie ins Wasser. Dennoch will «Tami», wie sie viele nennen, beim Speed-Auftakt in Aspen (USA) am 14. Dezember parat sein. Und das auf neuem Material – nach Jahren bei Salomon ist sie nun auf Kästle-Ski unterwegs. «Ich möchte nicht nur Mama oder Hausfrau sein, sondern auch meinem Beruf nachgehen. Mein Herz brennt immer noch fürs Skifahren.»
Und für Mia. «Sie schläft immer bei uns im Bett. Natürlich muss ich auch mehrmals mitten in der Nacht aufstehen, weil sie nicht durchschläft. Das ist für meine Erholung nicht ideal. Aber ich könnte es mir nicht anders vorstellen, wenn ich daheim bin. Wenn ich sie am Morgen beim Aufwachen sehe, ist dies das schönste Geschenk überhaupt.»
Ein Vorbild für ihre Tochter
Tippler will nicht andere Ski-Frauen von ihrem Weg überzeugen. Jede solle es machen, wie sie es für richtig halte. Gleichzeitig setzt sie sich dafür ein, dass es kein Tabu sein soll, Mutter und Skirennfahrerin zu sein. «Wenn ich eine Vorreiterrolle für andere habe und es diese dann einfacher haben, weil die Strukturen dafür vorhanden sind, fände ich das schön. Man sieht zum Beispiel im Tennis oder in den nordischen Skisportarten, dass es immer mehr Mamas gibt. Warum also nicht im Skisport?», fragt sie rhetorisch.
Auch mit 33 Jahren und als Mama hat Tippler nach wie vor den Mut, den es als Speed-Fahrerin braucht. Und auch die Erfahrung, keine unnötigen Risiken einzugehen. «Niemand will sich wehtun, egal ob Mutter oder nicht. Wenn ich fit bin und ich im Kopf parat bin, passt das auch. Viele fahren auch Auto und haben dabei keine Angst.» Und was, wenn doch mal etwas passieren sollte? Tippler überlegt. «Alles lässt sich nicht verhindern. Aber letztlich weiss niemand im Voraus, was der liebe Gott mit uns vorhat.»
Sicher ist für Tippler: «Ich möchte ein Vorbild sein für Mia und zeigen, dass man seine Träume immer weiterverfolgen kann. Noch versteht sie dies nicht – aber in einigen Jahren ganz sicher.»