Bündner Oldie war einst als nervenschwach verschrien
Ausgerechnet Tumler rettet uns die Medaille

Beim kritisierten Team-Event der Ski-WM gewinnt die Schweiz Silber. Thomas Tumler glänzt mit Bestzeiten, während Österreich früh scheitert. Die Medaille wird gefeiert, gilt aber als weniger wertvoll als Einzelerfolge.
Publiziert: 04.02.2025 um 23:14 Uhr
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Silber zum WM-Auftakt! Luca Aerni, Delphine Darbellay, Wendy Holdener und Thomas Tumler (v.l.n.r.) zeigen beim Team-Event eine starke Leistung.
Foto: Sven Thomann

Auf einen Blick

  • Schweizer Ski-Team holt Silber im Team-Event bei der WM
  • Thomas Tumler brilliert mit Super-Zeit und rettet das Team
  • Wendy Holdener gewinnt ihre siebte WM-Medaille
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Deutschlands Ski-Papst Felix Neureuther (40) sagt vor dem Team-Event klipp und klar: «Das, was wir bei der WM-Eröffnung erleben werden, hat mit Skifahren nichts zu tun.» Damit brach er den Stab über einen Bewerb, der wohl zum letzten Mal überhaupt bei einem Grossanlass durchgeführt wird.

Fakt ist aber auch: Eine Medaille zum Auftakt wünschen sich alle, die antreten. Und die Verbandsbosse aller Nationen. Ihr Ziel: Gleich mal die Null im Medaillenspiegel tilgen, den grössten Druck von sich weisen und den ersten Champagner verspritzen. Genau das schafft das Schweizer Team. Wendy Holdener (31), Delphine Darbellay (22), Luca Aerni (31) und Thomas Tumler (35) holen Silber. 

Entschuldigen muss sich das Schweizer Ski-Quartett dafür nicht. Im Gegenteil. Es packt seine erste Chance beim Schopf. Im Fall von Darbellay ist es auch die einzige – sie wird keine weiteren WM-Rennen bestreiten. Ohne jemals einen Weltcuppunkt gewonnen zu haben, freut sich die Nachwuchsfahrerin aus La Fouly VS über WM-Silber. «Ich habe schon etwas Druck gespürt, mich aber auf den Job konzentriert. Wir hatten eine super Stimmung im Team.»

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Doch der Reihe nach: Nachdem FIS-Präsident Johan Eliasch die WM offiziell eröffnet, schiessen um 15:15 Uhr Lena Dürr (33, De) und Nika Tomsic (24, Sln) als Erste aus dem Startblock. Das Achtelfinale beginnt. Ohne Schweiz und Österreich – sie geniessen ein Freilos. Weshalb? Es haben sich nur 14 Team angemeldet.

Katzenjammer in Österreich

Auch ohne die beiden Ski-Grössen verläuft die erste Runde so, wie alle erwartet hatten – sie ist sterbenslangweilig. Warum? Weil Argentinier, Ukrainer und Polen und Briten auf dem steilen Hang überfordert sind. Der grösste Aufreger für das Publikum ist der Sturz des Briten Owen Vinter – der 22-Jährige räumt bei seinem drei Werbebanden und den Rucksack eines Helfers ab.

Immerhin: Im Viertelfinale wird es spannender. Klar, greift die Schweiz doch ins Geschehen ein. Bloss: Das Duell mit Deutschland verkommt beinahe zum Fiasko. Letztlich rettet Tumler mit seiner Super-Zeit von 24:06 Minuten das Team, er schlägt den mega starken Linus Strasser (32, De) – das Halbfinale ist perfekt. Es ist etwas, das Österreich nicht schafft – ein Stimmungskiller für den Gastgeber. 

Hochprozentiges Erfolgsrezept

Im Halbfinale schaltet die Schweiz dann Titelverteidiger USA aus – erneut brilliert Tumler. Wie hat er das geschafft? Es gibt drei besondere Gründe, die zu seiner erstaunlichen Wandlung vom Mann mit den schwachen Nerven zum Top-Fahrer beigetragen haben. Flügel verleiht ihm die Liebe zur gebürtigen Glarnerin Svenja Hefti, die er im letzten Sommer vor den Traualtar geführt hat. Seine Nerven hat Tumler mit einem hochprozentigen Rezept in den Griff bekommen. «Es hat Zeiten gegeben, in denen ich in der Nacht vor einem Rennen derart nervös war, dass ich kaum schlafen konnte. Aber seit ich am Abend vor dem Wettkampf einen kleinen Whisky-Shot trinke, schlafe ich richtig gut.»

Richtungsweisend war aber auch der Schritt, den der leidenschaftliche Fan des FC Bayern München 2020 getätigt hat - Tumler ist damals von Fischer zu Stöckli-Ski gewechselt. Mit Marco Odermatt hat er dort den perfekten Markengefährten gefunden. «Ohne die Unterstützung von Marco und Stöckli hätte ich es mit grosser Sicherheit nicht mehr an die Spitze geschafft», glaubt Tumler und liefert ein Beispiel: «Früher habe ich mich eine Woche vor dem Rennen auf ein Material-Setup festgelegt, bis ich mitbekommen habe, dass Odi oft fünf Minuten vor dem Start die Ski wechselt. Irgendwann war mir klar, dass ich das auch machen muss.» 

Im Finale gegen Italien ziehen Tumler und Co. dann aber den Kürzeren. Holdener freut sich dennoch über Silber. Es ist ihre siebte WM-Medaille: «Ich habe das Team gebraucht, weil ich mich nicht immer wohlgefühlt und einige Timing-Probleme hatte.» Besonders motiviert war sie, weil sie im Radio gehört habe, die Schweizer hätten ein B-Team am Start: «Man sollte halt das Maul nicht so voll nehmen.»

Schlägt Tumler auch im Riesenslalom zu?

Zurück zu Tumler. Er gewinnt WM-Medaille. Es steht jedoch ausser Frage, dass ihm Edelmetall aus dem Spezial-Riesenslalom vom übernächsten Freitag noch mehr bedeuten würde. Dass eine Auszeichnung vom Team-Wettkampf im alpinen Skisport nicht einmal ansatzweise denselben Wert hat, wie eine Einzelmedaille, belegt das Beispiel von Daniel Yule.

Der Walliser hat seine Goldmedaille vom Team-Wettkampf bei der WM 2019 seinem Trainer Matteo Joris verschenkt. «Die Olympia-Goldmedaille, die ich 2018 mit dem Team gewann, habe ich zwar behalten. Aber auch diese Auszeichnung bedeutet mir nicht so viel wie die beiden goldenen Kitzbühel-Gemsen», hält Yule fest.

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