Es ist ein Bild, das haften bleibt. Ein weisses Band zieht sich in Adelboden vom Start bis ins Ziel. Winterstimmung? Nein, davon war am Chuenisbärgli nichts zu spüren – da halfen auch die Show der Athleten und die Party der Fans wenig. Unweigerlich stellt sich die Frage, ob künftig überhaupt noch Skisport betrieben werden kann.
«In den nächsten 30 Jahren ist der Wintersport nicht in Gefahr, dank der technischen Schneeproduktion. Aber gegen Ende des 21. Jahrhunderts schon. Zwar wird es auch dann noch Schnee geben – aber selbst eine intensive Kunstschneeproduktion wird nicht mehr ausreichen, um den fehlenden Naturschnee zu kompensieren», sagt Fabian Wolfsperger.
Der Sportingenieur arbeitet beim Institut für Schnee- und Lawinenforschung in Davos und befasst sich seit Jahren mit der Entwicklung der Schneeverhältnisse im Alpenraum. Er prognostiziert: «Was sich in den nächsten Jahrzehnten verändern wird, ist die grossflächige Verfügbarkeit von Schnee für jede und jeden. Bis 2050 erwartet man im Flachland eine Schnee-Reduktion von ca. 70 Prozent, in mittleren Lagen wie Adelboden wird man 40 Prozent der derzeit üblichen Schneehöhe verlieren.» Die Probleme: Es wird immer wärmer, dazu gibt es immer weniger Schnee – mit dieser Realität muss man sich abfinden. Dagegen anzukämpfen, ist fast unmöglich. «Nur gesamtgesellschaftliche Klimaschutzmassnahmen helfen», weiss Wolfsperger.
Anpassung des Kalenders? «Sinnvoll»
Zurück zum Ski-Weltcup. Längst nicht nur Adelboden kämpfte mit zu hohen Temperaturen. Insgesamt elf Rennen mussten in dieser Saison bei den Männern und Frauen abgesagt oder verschoben werden – fast alle deshalb, weil zu wenig Schnee lag. Vor allem die Gletscherrennen am Fusse des Matterhorns, welche Ende Oktober (Männer) und Anfang November (Frauen) hätten stattfinden sollen, gaben zu reden. Im Zielraum auf 2865 Metern war es so warm, dass auch kein Kunstschnee produziert werden konnte.
Stimmen wurden laut, die eine Anpassung des Weltcup-Kalenders forderten – man sollte später starten, dafür bis in den April oder Mai fahren. «Vom klimatischen Standpunkt wäre das auf jeden Fall sinnvoll. Im April hats in Bergen einfach mehr Schnee als im Dezember, weil er sich den ganzen Winter kumuliert», sagt Wolfsperger.
Lange Unterbrüche vermeiden
Das Problem dieser Idee: Der Weltcup wirkt als Triebfeder für viele, selbst auf die Bretter zu stehen. Das geschieht zum Winterstart. Sobald der Frühling in der Luft liegt, verlieren jedoch viele die Lust auf den Wintersport. Diego Züger, stellvertretender Geschäftsführer von Swiss-Ski, sagt: «Für die Ski-Industrie, Sponsoren und Partner ist es wichtig, dass Ende Oktober oder spätestens Anfang November Rennen stattfinden. Eine Verschiebung des Weltcup-Starts um eine oder zwei Wochen nach hinten wäre aus unserer Sicht möglich, ein Saisonauftakt erst im Dezember aber definitiv zu spät.»
Gleichzeitig betont Züger, dass die Rennen so terminiert werden sollen, dass die Chance möglichst gross ist, dass sie auch durchgeführt werden können. «Aus Marketing-Sicht macht ein Produkt ohne allzu lange Unterbrüche Sinn, wobei dies nicht ausschliesst, dass auch mal ein Wochenende pausiert wird.»