In den letzten Wochen hatte Corinne Suter (29) viel um die Ohren. Zuerst hoffte sie vergebens auf die neuen Matterhorn-Abfahrten, dann lag sie eine Woche lang krank im Bett, es folgte der Speed-Auftakt in St. Moritz GR (Ränge 8 und 11). Jetzt will sie in Val d’Isère brillieren – im ersten und einzigen Training zur Abfahrt wird sie Dritte.
Als erstes Zwischenfazit lässt sich sagen: Suter erlebte zuletzt genau das, was sie nicht mehr haben wollte – Auf und Abs. Zu viele solche Momente hatte sie letzte Saison. Nun konnte sie nichts dafür, dass weder das Wetter noch ihr Körper immer mitmachten. Aus der Ruhe bringen lässt sie sich deswegen aber nicht – dafür ist die Schwyzerin zu erfahren. Und schliesslich geht ihr Winter erst jetzt richtig los.
Fantasy-Buch von Teamkollegin erhalten
Es sind aber nicht nur die eigenen Erfahrungen der letzten Jahre, die Suter ruhig bleiben lassen. Nein, auch das Lesen gibt ihr Kraft. «Meine Teamkollegin Juliana Suter hat mir ein Fantasy-Buch geschenkt. Ich bin noch nicht dazugekommen, will aber unbedingt bald damit anfangen», erzählt sie.
Fiktive Geschichten sind das eine – Suter liest ebenso gerne Biografien. Jene über die Ex-Champions Franz Heinzer und Pirmin Zurbriggen hat sie schon vor langem verschlungen. «Auch die Erlebnisse von Athleten anderer Sportarten interessieren mich», sagt sie.
«Wir schreiben uns ab und zu»
Eine Biografie ist Suter besonders eingefahren: «Zwischenzeit», das Buch der ehemaligen Skikönigin Anna Veith (34, Ö). «Es ist krass, was Anna mit ihren schlimmen Verletzungen durchgemacht hat. Vor allem aber beeindruckt mich ihr Kämpferherz. Wenn man selbst einmal in einer weniger guten Phase ist, kann man da viel herausnehmen. Denn Anna hat gezeigt: Es gibt immer einen Weg.»
Suter und Veith haben nicht nur beide WM- und Olympiagold gewonnen – nein, ihre Karrieren überschnitten sich auch. «Leider nur kurz. Dennoch verstehen wir uns gut und schreiben ab und zu über die Rennen. Es wäre cool, wenn ich sie wieder einmal sehen würde.»
Schlimme Verletzungen, aber viel Kraft
In nächster Zeit wird das kaum der Fall sein – Veith und ihr Ehemann Manuel werden bald zum zweiten Mal Eltern. Suter: «Anna ist ein Vorbild. Sie hat im Skizirkus viel durchgemacht und blieb dennoch ruhig. Wie sie es dann jeweils schaffte, auf der Piste Vollgas zu geben, ist für mich faszinierend.»
Ruhig neben der Strecke und mit voller Power in den Rennen – es ist eine Haltung, die auch Suter gerne zeigt – vielleicht bereits wieder in Val d’Isère.