Rast: «Drei Jahre lang war ich in der Zirkusschule»
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Einrad statt Ski:Rast: «Drei Jahre lang war ich in der Zirkusschule»

Aufsteigerin des Winters
Camille Rast kam von ganz unten

Früher wurde Camille Rast mit der schwedischen Kinder-Figur Pippi Langstrumpf verglichen. Doch nun wirkt sie mit 22 Jahren sehr erwachsen. Das kommt nicht von ungefähr.
Publiziert: 12.01.2022 um 16:39 Uhr
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Aktualisiert: 12.01.2022 um 16:56 Uhr
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Mit erst 22 Jahren beweist Camille Rast ihre Reife: Sie hat viele Schicksalsschläge gemeistert. Nun erntet sie die Früchte der Arbeit.
Foto: keystone-sda.ch
Mathias Germann

Michelle Gisin fädelt ein, Wendy Holdener ebenfalls. In den letzten Jahren wäre damit das Schweizer Slalom-Debakel besiegelt gewesen. Diesmal aber nicht. Das liegt an Camille Rast, die in Schladming ihren kometenhaften Aufstieg fortsetzt. Rang 4 – so gut war sie noch nie.

«Sie bringt Dynamik in die Mannschaft, es gibt Zunder», sagt Frauen-Cheftrainer Beat Tschuor. Der Bündner meint dies nur positiv. Denn: Die drei Technikerinnen schätzen sich und wissen, dass sie im voneinander profitieren. Rast selbst verdankt Holdener und Gisin viel: «Dank Wendy und Michelle habe ich im Training sehr gute Anhaltspunkte. Das hat mir immer sehr geholfen.»

Holdener: «Sie ist sehr erwachsen»

Gleichzeitig hat sich Rast selbst aus der Versenkung nach oben gearbeitet. Wie? Mit gewissenhafter Arbeit. Längst passt ihr Spitzname, Pippi Langstrumpf, nicht mehr zu ihr. Diesen erhielt Rast einst von den Trainern und Kolleginnen, weil sie mit zwei Zöpfen fuhr. Aber auch sonst hat Rast nichts Kindliches mehr – sie zeigt zwar ihre Freude und Enttäuschung, ist aber selten euphorisiert oder zu Tode betrübt. «Camille ist ehrgeizig und sehr erwachsen», berichtet Holdener.

Diese Reife hängt auch mit Rasts Vergangenheit zusammen. Das Supertalent musste früh arg unten durch. Das Pfeiffersche Drüsenfieber setzte ihr zwei Jahre lang so heftig zu, dass sie zugab: «Ich war verzweifelt, wusste nicht, was ich noch tun sollte und dachte auch an einen Rücktritt.» Später kam ein Kreuzbandriss obendrauf – doch nach diesem Rückschlag war Rast wenigstens klar, was sie in der Reha tun musste. «Es ist so viel passiert in den letzten Jahren, dass ich vor nichts mehr Angst habe», sagt sie heute.

Zwei Peking-Tickets im Sack

Genau so fährt die feingliedrige Frau aus Vétroz: Furchtlos, aber dennoch technisch präzise und enorm stabil. Dank den Rängen 9 und 7 (Riesenslalom), dazu 7 und 4 (Slalom) ist Rast für die Olympischen Spielen in Peking längst gesetzt. Sie ist die Schweizer Aufsteigerin des Winters. Tschuor: «Camille weiss: Ich kann was! Dieses Selbstvertrauen nimmt sie gut mit.»

Wo das noch enden wird? Rast tut gut daran, nicht zu viel darüber nachzudenken. Denn: Limiten gibt es kaum.

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