Carlo Janka (33) zählt zu den schlechtesten Startern im Ski-Zirkus. Ein Beispiel: 2014 wird der Bündner beim Super-G in Gröden mit sieben Zehnteln Rückstand auf die Bestzeit von Kjetil Jansrud Sechster. Bei der Analyse wird klar, dass Janka diese sieben Zehntel bereits in den ersten 25 Fahrsekunden eingebüsst hat.
Weil im selben Rennen auch Beat Feuz (24. Schlussrang) bereits im flachen Startabschnitt enorm viel Zeit einbüsst, regt Bernhard Russi in seiner Kolumne im SonntagsBlick zu einer besonderen Massnahme an: «Auf flachen Startpassagen wie in Gröden sind neben kräftigen Stockstössen auch perfekte Schlittschuhschritte gefordert. Weil das die wenigsten Schweizer Abfahrer richtig gut können, würde ich sie ein paarmal ins Training zu den Langläufern schicken.»
Vorbild Norwegen
Russis Vorschlag wird damals von einigen Alpin-Coaches ins Lächerliche gezogen. Dabei arbeitet Norwegens Alpin-Team seit Jahrzehnten mit Langlauf-Trainern zusammen. Und seit Ex-Norge-Coach Reto Nydegger im letzten Jahr in der Schweiz den Posten des Speed-Cheftrainers übernommen hat, tauchen auch in der Saisonvorbereitung von Feuz, Janka und Co. gelegentlich Übungsleiter aus der Läufer-Szene auf. Zuletzt ist es Langlaufchef Christian «Hitsch» Flury, der gemeinsam mit Lars Ruckstuhl den Alpinen im Gletschertraining in Zermatt eine nordische Starthilfe erteilt.
Flury meldet aber einen Vorbehalt an: «Wir können die Technik der Langläufer zwar nicht 1:1 auf die Alpinen übertragen, schliesslich haben die komplett andere Ski und Bindungen. Aber wir können trotzdem ein paar einfache Inputs erteilen, die einen Abfahrer zu einem besseren Starter machen können.»
«Viel Wert auf eine starke Rumpfspannung»
Der wichtigste Input für Janka: «Die Langlauf-Experten legen sehr viel Wert auf eine starke Rumpfspannung. Man benötigt besonders viel Stabilität im Oberkörper, damit die Kraft über die Stöcke, welche möglichst eng am Körper bleiben sollten, optimal übertragen werden kann.»
Zudem suchen die Trainer von Dario Cologna bei unseren Speed-Assen den idealen Kniewinkel, welcher den perfekten Schlittschuhschritt ermöglicht. Wie denkt Teamleader Beat Feuz (33) über das neuartige Starttraining? «Schaden tut es keinesfalls, denn schlechter als bisher kann mein Start ja gar nicht werden», so der dreifache Abfahrts-Gesamtweltcupsieger. Feuz hält abschliessend fest, «dass mir Hitsch bereits im letzten Jahr ein paar wichtige Inputs mitgegeben hat, die ich nicht immer optimal umsetzen konnte. Aber mir ist durch die Zusammenarbeit mit den Langlauf-Experten richtig klar geworden, dass ich von Kopf bis Fuss komplett durchgespannt sein muss, damit ich mich optimal vom Start wegschieben kann.»