Die Spekulationen über Christian Stucki im Vorfeld des Eidgenössischen in Pratteln trieben seltsame Blüten. Vermeintliche Experten glaubten zu wissen, dass der Schwingerkönig von 2019 nur deshalb nicht längst forfait für die Titelverteidigung gegeben hat, damit er bis Pratteln seine Sponsoren bei Laune halten kann. Doch am Ende bewies Stucki seinen Kritikern in eindrücklicher Manier das Gegenteil.
Nachdem er im Anschwingen den amtierenden Kilchberg-Sieger Damian Ott besiegt hatte, bodigte Stucki anschliessend mit dem Bündner Armon Orlik einen Bösen, gegen den er in den Jahren zuvor nie über einen Gestellten hinauskam. Das alles mit zwei angerissenen Schultersehnen und einem Bandscheibenvorfall.
Nummer 2 der ewigen Kranz-Bestenliste
Für den zweiten Königs-Titel reichte es Stucki letztendlich nicht, weil er im vierten und im sechsten Gang über Pirmin Reichmuth und Nick Alpiger stolperte. Aber nach dem achten Schlussrang sicherte sich der Berner Seeländer den siebten Eidgenössischen Kranz und teilt sich damit in der ewigen Bestenliste mit dem Schwyzer Martin Grab und dem Baselbieter Peter Vogt den zweiten Rang. Einzig der Winterthurer Karl Meli hat noch zwei ESAF-Kränze mehr gewonnen.
Aber war das jetzt die finale Pointe in der grandiosen Karriere des Schweizer «Sportler des Jahres 2019»? Wohl nicht. Stucki betonte schon im Frühling im Gespräch mit Blick, dass er bis zum Berner Seeländer Verbandsfest in seinem Wohnort Lyss am 11. Juni 2023 weiterschwingen möchte.
Sein Trainer Tommy Herzog geht nach dem starken Comeback am ESAF davon aus, «dass Chrigu mindestens bis nächsten Juni schwingen wird». Und Herzog legt sogar einen drauf: «Vielleicht wird ja dann auch der Unspunnen-Schwinget in Interlaken Ende August 2023 noch einmal zum Thema.»