Wiget ist die grosse Hoffnung der Berner
Top-Talent kämpft für seine Schwester

Nach einer längeren Verletzungspause nimmt Berns Top-Talent Michael Wiget wieder Schwung auf.
Publiziert: 14.08.2021 um 09:45 Uhr
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Aktualisiert: 14.08.2021 um 11:40 Uhr
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Michael Wiget ist im Freiburgerland an der Grenze zum Kanton Bern aufgewachsen. Weil der Schwingsport im Bernbiet den höheren Stellenwert geniesst als in der Südwestschweiz, hat er sich für den Übertritt in den BKSV entschieden.
Foto: Philipp Schmidli
Marcel W. Perren (Text) und Philipp Schmidli (Fotos)

Die Berner machen oft Witze über die Fribourger. Über Michael Wiget macht sich allerdings niemand lustig, obwohl er aus Wünnewil FR stammt. Im Bernbiet ist man dankbar, dass der 22-Jährige für ihre Farben kämpft.

«Meine Mutter ist Bernerin. Und weil der Schwingsport im Kanton Bern seit jeher den viel grösseren Stellenwert geniesst als in der Südwestschweiz, habe ich mich bereits als Kind für diesen Weg entschieden.» Und der Sohn einer Ländlermusikantin entwickelt sich im «Bärengraben» zu einem echten Brüller – vor einem Wettkampf beginnt Wiget laut zu schreien. «Ich investiere so viel Zeit in den Schwingsport, dass ich vor meinen Ernstkämpfen auch wirklich zu hundert Prozent parat sein will. Deshalb dienen diese Schreie auch als Wachmacher», erklärt er.

Er hat sehr hart trainiert

2019 führten diese Schreie zum gewünschten Erfolg. Am Berner Oberländischen in Interlaken bodigte der 195 cm lange, 115 Kilo schwere Grenzgänger mit Kilian Wenger erstmals einen König. Und nach der Schlussgang-Quali auf dem Weissenstein gewann er in Zug den Eidgenössischen Kranz.

Remo Käser kennt keinen anderen Schwinger, der in der Zwischenzeit so hart trainiert hat wie der «Michu»: «Es ist bei unseren Zusammenzügen in Magglingen mehrmals vorgekommen, dass Wiget beim Abendessen gefehlt hat, weil er im Kraftraum eine Sonderschicht eingelegt hat.»

Stellt sich die Frage, ob bei diesem Trainingseifer nicht die Regeneration zu kurz kommt? Vor dem Bandscheibenvorfall vor zwei Jahren erlitt Wiget, der so ganz nebenbei ein Jura-Fernstudium absolviert, 2016 bereits einen Ermüdungsbruch in der Schulter. Und heuer konnte er von Mai bis Juli wegen einer Schleimbeutel-Entzündung keine Wettkämpfe bestreiten.

Ein Ross für die Schwester

«Es kann schon sein, dass ich mit mehr Trainingspausen weniger Verletzungen erlitten hätte. Anderseits hätte ich auch nicht diese Erfolge feiern können, wenn ich nicht so hart an mir gearbeitet hätte», glaubt Wiget, dessen grösstes Vorbild Matthias Sempach ist. «Als Kind war ich sogar Mitglied im Sempach-Fanklub.»

Trotz der Verehrung für Sempach, der nach seinem Triumph beim Eidgenössischen 2013 den Siegerstier Fors vo dr Lueg nach Hause nahm, will Wiget vorerst nicht mit aller Kraft einen Muni gewinnen. «Meine Schwester ist eine leidenschaftliche Reiterin. Weil sie sich bis jetzt aber noch kein eigenes Pferd leisten konnte, würde ich gerne ein Ross für sie gewinnen.»

Letzten Sonntag kam er als Fünftplatzierter beim Berner Kantonalen dem Lebendpreis bereits ziemlich nahe. Diesen Sonntag kämpft Wiget auf der Schwägalp um einen Vierbeiner.

Spitzenpaarungen Schwägalp-Schwinget

Samuel Giger – Christian Stucki
Werner Schlegel – Fabian Staudenmann
Bernhard Kämpf – Armon Orlik
Matthias Aeschbacher – Domenic Schneider
Lario Kramer – Damian Ott
Samir Leuppi – Michael Wiget
Fabian Kindlimann – Kilian von Weissenfluh
Thomas Inniger – Roger Rychen

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