Werner Schlegel (18)
Als Zimmermann befindet sich der 18-jährige Toggenburger noch in der Stifti, im Sägemehlring hat er in diesem Sommer gleich mehrere Meisterstücke abgeliefert. Am Appenzeller Kantonalen triumphierte der Bauernsohn erstmals bei einem Kranzfest, am Thurgauer belegte er punktgleich mit Samuel Giger den Rang 1b. Vor drei Wochen hätte der spektakuläre Offensiv-Schwinger am St. Galler Kantonalen um ein Haar seine erste Direktbegegnung gegen Giger gewonnen. «Sämi» konnte sich aber im letzten Moment retten und hat den Gang im nächsten Zug zu seinen Gunsten entschieden. Doch es scheint nur noch eine Frage der Zeit, bis Schlegel der ganz grosse Wurf gelingt. Zumal er von zwei Königen geprägt wird – Jörg Abderhalden und Nöldi Forrer sind in Wattwil seine Klubkollegen. Von Abderhalden hat Werner auch den renommierten Konditionstrainer Robin Stadler «geerbt».
Damian Ott (21)
Dass sich der 1,97-Meter-Mann aus Dreien bei Mosnang zu einem richtig «Bösen» entwickelt hat, ist auch auf seine Familiengeschichte zurückzuführen. Als Jüngster von acht Kindern hat er sich vor allem in den Zweikämpfen mit den älteren Brüdern auf ganz natürliche Weise das nötige Durchsetzungsvermögen angeeignet. Ott hat in diesem Sommer vor allem mit seinem Sieg beim Berg-Klassiker auf dem Weissenstein beeindruckt, wo er mit Joel Strebel, Andreas Döbeli und Sven Schurtenberger drei Eidgenossen gebodigt hat. Dass er auch Samuel Giger in Schach halten kann, hat Ott beim Anschwingen am St. Galler Kantonalen mit einem Gestellten demonstriert. Der Zimmermann gehört zu den immer rarer werdenden Schwingern, welche ihre Gegner nicht nur aus dem Stand, sondern auch im Bodenkampf aufs Kreuz legen können.
Christian Stucki (36)
Bis zu seinem Ausrutscher gegen Severin Schwander hat der amtierende Stucki letzten Sonntag am Berner Kantonalen bewiesen, dass er in der langen Corona-Pause nichts von seiner Stärke eingebüsst hat. Im ersten Gang hat er dort Joel Wicki noch spektakulärer besiegt, als ihm das im Schlussgang des Eidgenössischen in Zug gelungen ist. Der letzte grosse Titel, der im Palmarès des 150-Kilo-Giganten noch fehlt, ist ein Sieg auf der Schwägalp. Seine Zweikampf-Statistik gegen den dreifachen Schwägalp-Champion Giger spricht zwar nicht dafür, dass Stucki diese Scharte am Sonntag auswetzen kann: Zweimal hat er bisher gegen Giger geschwungen, beide Male (Brünig 2017, Schwägalp 2018) wurde der «Chrigu» vom Nordostschweizer vergraben. Aber geht Stucki am Sonntag derart entschlossen zu Werke wie in den ersten vier Gängen in Aarberg, dann wird auch Giger in Rücklage geraten.
Matthias Aeschbacher (29)
Der Emmentaler hat seine gefährlichste Waffe von seinem Grossvater übernommen – den inneren Haken. Der 29-Jährige gewinnt rund 80 Prozent seiner Kämpfe mit dem Schwung, den in den 60er-Jahren eben auch schon der Vater seiner Mutter gewinnbringend eingesetzt hat. «Grossvater hat mich immer mit einem Fünfliber belohnt, wenn ich an einem Bubenschwinget das ‹Zweigli› gewonnen habe. Und natürlich hat er mir auch gezeigt, wie man den inneren Haken richtig anwendet.» In der Zwischenzeit hat «Aeschbi» elf Kranzfeste gewonnen, drei davon in diesem Sommer. Ansehnlich ist auch seine Bilanz gegen Giger: Viermal sind die beiden gegeneinander angetreten, die letzten zwei Duelle endeten remis. Zuvor hat einmal Aeschbacher und einmal Giger gewonnen.
Armon Orlik (26)
Weil der Ingenieur-Student in diesem Sommer einige wichtige schulische Prüfungen ablegen musste, hat er heuer erst drei Kranzfeste bestritten. Der 26-Jährige, der am Eidgenössischen 2016 erst im Schlussgang von Matthias Glarner gestoppt wurde, hat auf dem Weissenstein, am Bündner-Glarner sowie am Zürcher Kantonalen zwar einen guten, aber noch keinen unwiderstehlichen Eindruck hinterlassen. Deshalb steht der 17-fache Kranzfestsieger in dieser Saison noch ohne Festsieg da. Trotzdem könnte der Bündner heute zum gefährlichsten Giger-Jäger avancieren. Zumal er gute Erinnerungen an die Duelle mit dem Thurgauer anknüpft: In den acht Direktbegegnungen hat Orlik Giger dreimal besiegt und viermal gestellt. Einzig am Nordostschweizerischen 2017 stolperte Armon über Samuel.