Remo: «Meine Eltern waren 14 Tage im Spital»
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Corona in der Familie Käser:Remo: «Meine Eltern waren 14 Tage im Spital»

Vom Coronavirus umgemäht
Schwingerkönig Adrian Käser kämpfte um sein Leben

Im Sägemehl hat sich König Adi Käser (50) selten geschlagen geben müssen. Zuletzt aber hatte er es mit einem besonders heimtückischen Gegner zu tun: Wegen Corona schwebte er in Lebensgefahr!
Publiziert: 03.09.2021 um 17:29 Uhr
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Aktualisiert: 04.09.2021 um 08:39 Uhr
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Drama in der Familie Käser: Schwingerkönig Adrian, der Vater des aktuellen Top-Schwingers Remo, schwebte wegen einem schweren Corona-Verlauf in Lebensgefahr!
Foto: Sven Thomann
Marcel W. Perren

Remo Käser steht in Burgdorf auf dem 60 Meter hohen Silo-Turm seines Arbeitgebers. Es ist ein Moment mit Symbolcharakter. Die Familie des sechsfachen Kranzfestsiegers stand wegen Corona vor ein paar Wochen tatsächlich am Abgrund. Käsers Leidenszeit beginnt Ende Juli unmittelbar vor dem Brünig-Schwinget mit einem positiven Corona-Test.

Der diesjährige Triumphator des Südwestschweizerischen kommt zwar mit Kopfschmerzen, Geschmacksverlust und leichten Atembeschwerden davon, doch seine Eltern Elisabeth und Adrian, seines Zeichens Schwingerkönig von 1989, werden vom Virus regelrecht umgemäht!

Tagelang an der Sauerstoffmaske

Dem «Alpen-Gladiator» läuft es auch jetzt noch eiskalt den Rücken hinunter, wenn er an den Tag im August zurückdenkt, an dem er Mama und Papa notfallmässig zum Arzt bringen muss: «Meine sonst so fröhlichen Eltern waren komplett niedergeschlagen. Da habe ich zu ihnen gesagt: ‹Ihr steigt jetzt sofort in mein Auto, jetzt ist wirklich nicht mehr lustig!›»

Remo fährt seine Liebsten von Alchenstorf ins Spital nach Burgdorf, in dem die beiden während mehreren Tagen an der Sauerstoffmaske hängen. Zuerst verschlechtert sich die Nierenfunktion der Mutter, später tritt bei Vater Adrian ein komplettes Organversagen ein – es herrscht Lebensgefahr! Doch «Ädu», der am 29. Juni seinen 50. Geburtstag in einem körperlich einwandfreien Zustand gefeiert hat, besiegt zusammen mit seiner starken Frau auch diesen besonders hinterhältigen Gegner.

Letzte Woche durfte der Mann, der vor 32 Jahren in Stans als 18-jähriger Jüngling den Schwinger-Thron erobert hat, das Spital gemeinsam mit seiner Frau verlassen. Mit rund zehn Kilo weniger auf den Rippen.

Der Junior schnauft tief durch. «Es war für uns wirklich eine brutal schwierige Zeit. Die Vorstellung, dass ich innert ein paar Wochen beide Eltern verlieren könnte, ist mir natürlich heftig eingefahren. Darum bin ich jetzt ganz einfach glücklich, dass meine Eltern wieder zu Hause sind».

«Heute würde ich mit dem Impfen nicht mehr zuwarten»

Die Familie Käser hat sich vor diesem gravierenden Einschnitt nie gegen die Impfung ausgesprochen. Weil sie aber Respekt vor den Nebenwirkungen hatten, wollten sie mit dem «Piks» gegen Corona noch etwas zuwarten. «Aber nach den heftigen Erfahrungen in den letzten Wochen würde ich mit der Impfung jetzt nicht mehr lange zuwarten», gesteht Remo und legt nach. «Ich kenne einige Menschen, die dieser Impfung mit einer gewissen Skepsis begegnet sind. Aber nachdem sie mitbekommen haben, wie schlecht es meinen Eltern gegangen ist, haben sie sich sofort impfen lassen.»

Eigentlich wollte der Drittplatzierte des Eidgenössischen 2016 am Sonntag am Schwarzsee in die Zwilchhosen steigen. Doch nun hat er sich nach Absprache mit seinem Trainer Andreas Lanz für eine Absage entschieden. «Ich muss im Hinblick auf den Saisonhöhepunkt am 25. September in Kilchberg wieder Kraft tanken.»

Durch die Erkrankung seines Papas musste Remo zuletzt auch beruflich mit einer Doppelbelastung umgehen. «Ich arbeite seit drei Jahren in derselben Firma wie mein Vater. Er ist operativer Standortleiter und Einkaufsleiter, ich bin in der Marketingabteilung tätig. Aber während seinem Aufenthalt im Spital habe ich auch einige Aufgaben in seiner Abteilung übernommen», erklärt er.

In dieser Zeit hat Remo mit seinen Kollegen auch den «Tag der offenen Türme» mit organisiert – Kunden konnten am Seil von einem Bergführer gesichert den «Fors»-Turm hinunterlaufen. Natürlich hat Remo auch diese Herausforderung gemeistert. Von nun an soll es bei Käsers aber wieder steil bergauf gehen.

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