Kurz nach 17 Uhr bebt in Kirchberg BE fast der Boden. Mit einer ungeheuren Wucht wirft Fabian Staudenmann (23) Schwingerkönig Joel Wicki (26) platt auf den Rücken. Und auf den Rängen der Arena springen 7000 Fans gleichzeitig hoch, johlen, jubeln. Der Schlussgang am Oberaargauischen ist Spektakel pur. Und Staudenmann setzt mit seinem Sieg das Tüpfelchen aufs i. Das Publikum dankt es dem Guggisberger mit einer Hühnerhaut-Atmosphäre. Doch von Anfang an.
Pünktlichkeit wird im Schwingsport hoch geschätzt. Im Oberaargau aber ist der Andrang so gross, dass das Anschwingen mit zehn Minuten Verspätung losgeht. Die Handvoll noch verfügbarer Stehplatztickets sind innert Minuten weg. Hunderte Fans werden vertröstet und zum Public Viewing auf dem Festgelände geschickt. Man hätte noch eine ganze zusätzliche Tribüne füllen können, sagen die Medienverantwortlichen. Ein Blick auf die Teilnehmerliste erklärt den Ansturm. Stolze 19 Eidgenossen beehren das Oberaargauische.
Unbeschreibliche Emotionen
Unter ihnen der Berner Leader Fabian Staudenmann (23), Lokalmatador Remo Käser (26) und als hochkarätiger Gast Joel Wicki (26). Nicht nur seines Titels wegen sind am Samstag viele Augen auf König Wicki gerichtet. Der Entlebucher hat drei von drei Kranzfesten gewonnen. Doch in Kirchberg findet der König in Fabian Staudenmann seinen Meister.
Schon im ersten Gang schenken sich die beiden nichts. Liefern den attraktivsten Gang der ersten Spitzenpaarungen. Einen Sieger gibt es hier noch nicht. Im Verlauf des Festes bleibt es ein Kopf-an-Kopf-Rennen – bis sich die beiden wohl stärksten Schwinger des Landes im Schlussgang erneut gegenüberstehen. Und der Berner den König nach fast zehn Minuten kräftezehrendem Kampf mit einer immensen Kraft auf den Rücken legt. In der Arena herrscht Ekstase.
«Wenn du mitkriegst, wie eine ganze Arena so wegen dir ausflippt, ist das ein unglaubliches Gefühl», erzählt der Sieger wenige Minuten nach der Herkulesleistung. Diese Emotionen seien mit nichts zu vergleichen. Ein flüchtiger Moment purer Freude. «Nöldi Forrer hat mal gesagt, dieses Gefühl mache süchtig», erzählt Staudenmann, der nun drei Kranzfeste in Serie gewonnen hat. «Ich weiss jetzt, was er damit gemeint hat.»