«Ich mache 150 Kränze um jeden Preis»
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Nöldi Forrer in Doku-Trailer:«Ich mache 150 Kränze um jeden Preis»

Schwingerkönig Forrer schaut auf seine Karriere zurück
«Neid? Ich hatte Mühe, in eine Beiz zu gehen»

Nichts konnte Nöldi Forrer aufhalten. Ein Dokumentarfilm zeigt den schwierigen Weg zu seinem Ziel von 150 Kränzen. Dabei musste der Schwingerkönig nicht nur körperliche Herausforderungen meistern, sondern auch viel Kritik einstecken.
Publiziert: 15.08.2024 um 12:03 Uhr
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Aktualisiert: 15.08.2024 um 17:45 Uhr
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2022 liess sich Nöldi Forrer auf der Schwägalp ein letztes Mal feiern. Der König trat mit 151 Kränzen ab – Rekord!
Foto: Sven Thomann
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Nicola AbtReporter Sport

Nöldi Forrer (45) leidet, zweifelt und wird verspottet. Doch der Schwingerkönig von 2001 gibt nicht auf. «Er geht mit dem Kopf durch die Wand. Das ist typisch Nöldi», erklärt sein langjähriger Trainer Urban Götte in der 100-minütigen Dokumentation. Sie trägt den Titel «Nöldi Forrer – ein Wille aus Titan» und kommt am 29. August in die Kinos (mit Blick kannst du hier dabei sein). Blick hat sie bereits gesehen. 

In der Doku geht es um das grosse Ziel des sechsfachen Eidgenossen: die magische Marke von 150 Kränzen. Auf dem Weg dorthin wird der Familienvater während sechs Jahren von einem Kamerateam begleitet. Angefangen im Jahr 2017, als der damals 38-jährige Forrer bei 142 Kränzen steht. «Die fehlenden acht hätte ich früher locker in einer Saison geschafft», erzählt der König.

Doch seine Hüfte bremst ihn aus. Eine neue Behandlungsmethode soll ihm ein künstliches Hüftgelenk ersparen. Als er nach dem Eingriff die Stöcke weglegen kann und der Arzt ihm mitteilt, dass alles gut kommt, wird Forrer emotional. Sichtlich gerührt sagt er: «Jetzt kommt die Freude in mir hoch». Die Hoffnung auf ein schnelles Comeback zerschlägt sich jedoch bald. Einer von vielen Rückschlägen. 

Neid nach dem Königstitel

Immer wieder blickt der Dokumentarfilm weit in die Vergangenheit zurück. Beispielsweise zu seinen Anfängen im Schwingen. Sein Vater war davon erst nicht begeistert. Forrer gefiel es sofort. Lachend erzählt er: «Ich konnte mich mit den anderen körperlich duellieren und erhielt keine Strafaufgaben wie in der Schule.»

Auch wie sich seine Beziehung zu Schwingerkönig Jörg Abderhalden veränderte, wird thematisiert. Die beiden waren Freunde und grosse Konkurrenten. Klare Worte wählt Forrer, als er über die Schattenseiten des Königstitels spricht. «Man bekommt den Neid zu spüren. Es hiess, ich sei arrogant. Ich hatte Mühe, in eine Beiz zu gehen, weil ich ein komisches Gefühl verspürte.» Irgendwann habe er gelernt, damit umzugehen. 

Ein mutiger Entscheid

Die Höchststrafe kassiert König Forrer am Eidgenössischen Schwingfest 2019 in Zug. Nach vier Gängen ist für ihn Schluss – zu wenig Punkte. Von den Zuschauerrängen hagelt es Kritik. «Er ist eine Lachnummer und hätte bereits lange aufhören müssen. Leider hat er verpasst, auf dem Höhepunkt abzutreten.» Jahrelang muss er sich das anhören. 

Forrer selbst zweifelt nur selten an seinem Vorhaben, und wenn, dann denkt er schon mal an einen sofortigen Rücktritt. Erstaunlich schnell findet der König jeweils wieder etwas Positives, was ihm neue Energie verleiht.

Gegen Ende 2019 trifft er eine bemerkenswerte Entscheidung. «Mir sagten sie immer, dass man mit einem künstlichen Hüftgelenk nicht mehr schwingen könne. Etwas nicht zu können, gibt es bei mir aber nicht.» Forrer erhält ein künstliches Hüftgelenk und greift noch einmal an.

Vergleich mit Skilegende

Im Alter von 43 Jahren gewinnt er am Glarner-Bündner-Kantonalschwinget 2022 seinen 148. Kranz – den ersten mit einem künstlichen Hüftgelenk. Rund einen Monat später erreicht er sein grosses Ziel. Am Appenzeller Kantonalen sichert sich Forrer Kranz Nummer 150. Einer soll noch dazukommen, bevor er kurz darauf seinen Rücktritt bekannt gibt. Mit 151 Kränzen hält er bis heute den Rekord.

«Für mich ist Nöldi neben Hermann Maier der willensstärkste und geradlinigste Athlet, der mir in meiner beruflichen Karriere je begegnet ist», erzählt Blick-Reporter Marcel W. Perren, der neben dem Schwingsport auch den Skisport der Männer eng begleitet. Zu Wort kommen unter anderem die Schwingerkönige Matthias Sempach und Ernst Schläpfer sowie Weggefährten wie Toni Brunner.

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