Skeptisch blickt Fabian Staudenmann (24) zum Kampfrichtertisch. Sieg? Gestellt? Die knapp 12'000 Zuschauer in der Arena von Burgdorf BE feiern. Staudenmann zweifelt. «Der Platzkampfrichter lief heraus und verzog keine Miene. Ich hatte das Gefühl, der Gang sei gestellt», erzählt er hinterher.
Diese wenigen Sekunden der Ungewissheit kommen ihm vor wie fünf Minuten. Erst als er seine Betreuer jubeln sieht, verschwinden die Zweifel. Staudenmann fällt zu Boden. Er hat es geschafft. Sieg am Berner Kantonalen und das in der allerletzten Sekunde.
Der Mathematikstudent bezwingt im Schlussgang erstmals Samuel Giger (26). Nach drei Niederlagen und drei Gestellten eine Erlösung. «Ich konnte aus jedem Gang etwas mitnehmen. Schön, dass es heute endlich geklappt hat.» Und das nach einer alles andere als optimalen Vorbereitung. «Ich hatte noch einen Magen-Darm-Infekt und überlegte mir zwei, dreimal, ob es Sinn macht hier anzutreten. Aber ich wollte unbedingt in dieser tollen Arena schwingen.»
Prominente Berner verpassen wohl Saisonhighlight
Richtig dramatisch dürfte es vor dem einen oder anderen TV-Bildschirm zu und hergegangen sein. Die SRF-Uhr lief ab, als die beiden noch einmal neu Griff fassten. Bestimmt ärgerten sich die einen oder anderen Staudenmann-Fans bereits über den verpassten Festsieg. Geerbt hätte ihn Matthias Aeschbacher. Doch der Kampfrichter liess das Duell weiterlaufen. Nach 12 Minuten und 35 Sekunden legte Staudenmann seinen Gegner aufs Kreuz. Die Gangdauer betrug maximal 12 Minuten. Einige Zuschauer witterten einen Skandal.
Anruf beim Kampfrichterchef der Berner Hans Oberli. Dieser erklärt gegenüber Blick: «Es gab während des Kampfes eine Unterbrechung. Staudenmann musste die Schuhe binden.» Der Kampfrichter stoppte seine Uhr, jene des SRF lief weiter. Die Schwinger wussten von der Unterbrechung nichts.
Neben dem Festsieg kämpften einige Berner um die Teilnahme am Saisonhöhepunkt, das Jubiläumsschwingfest 125 Jahre ESV (8. September). Die prominentesten Namen sind Stoos-Sieger Josias Wittwer (30) und Eidgenosse Konrad Steffen (30). Beide verpassten den Kranzgewinn. Damit dürften sie im 32-köpfigen Aufgebot fehlen, das am Dienstag bekannt gegeben wird.