Die Schlussgänge
Giganten-Duell zum zweiten in Burgdorf. Wie schon beim Anschwingen treffen im letzten Kampf des Tages Samuel Giger und Fabian Staudenmann zusammen. Und wieder gehen sie fast über die volle Distanz. Beide setzen Nadelstiche, beide lancieren gefährliche Angriffe. Auch, weil sie wissen, dass sie nur mit einem Sieg beim Berner Kantonalen triumphieren. Die Zeit ist schon fast abgelaufen, da landet Giger doch noch auf dem Rücken. Und Staudenmann lässt sich vom Publikum feiern.
Mit Damian Ott und Domenic Schneider treffen beim Schaffhauser Kantonalen zwei Nordostschweizer aufeinander. Vier Minuten sind vorbei, als Ott mit einem Kurz gefährlich angreift. Doch Schneider reagiert blitzschnell und dreht sich noch entscheidend aus. Wenig später gelingt ihm das nicht mehr. Zwar ist er dieses Mal in der Offensive, doch Ott kontert und kann ihn bezwingen. Er feiert seinen fünften Kranzfestsieg, den ersten in diesem Jahr.
Die Siegerstimmen
Fabian Staudenmann gegenüber SRF: «Es ist unglaublich. Ich hatte alles andere als eine gute Vorbereitung, hatte noch einen Magen-Darm-Infekt. Ich habe mir zwei, dreimal überlegt, ob es Sinn macht. Aber ich wollte unbedingt in dieser tollen Arena schwingen. Es ist unglaublich, dass es so funktioniert hat. Während dem Schlussgang bin ich dreimal gedanklich gestorben, keine Ahnung, woher ich die Energie am Schluss noch genommen habe.»
Damian Ott im Platzinterview: «Speziell in dieser Saison hat dieser Sieg eine grosse Bedeutung. Ich habe oft den Schlussgang oder den Festsieg um einen Viertelpunkt verpasst. Darum tut es gut, kann ich endlich einen Kantonalfestsieg mit nach Hause nehmen. Ich wusste, dass es warm wird, deswegen habe ich ein Handtuch mitgenommen und ein zweites Leibchen. Ansonsten bereitet man sich nicht speziell darauf vor. Die Bedingungen sind für alle gleich. Jetzt freue ich mich auf eine kalte Dusche und dann auf die Siegerehrung.»
Die Schlussranglisten
Die Premiere
Fünfmal standen sich Samuel Giger und Fabian Staudenmann vor dem Berner Kantonalen gegenüber. Zweimal gabs einen Gestellten, dreimal einen Sieg für Giger. Auch im Anschwingen gehen die beiden über die volle Distanz, es gibt keinen Sieger. Danach bewegen sich die beiden im Gleichschritt und treffen sich im Schlussgang erneut. Die Ausgangslage: Nur wer den Gegner bodigt, holt den Festsieg. Und das gelingt Staudenmann in letzter Sekunde. Er bezwingt Giger erstmals und triumphiert damit gleich doppelt.
Die Unspunnen-Revanche
Im 1. Gang des Unspunnen Schwinget standen sich vergangenes Jahr Samuel Giger und Fabian Staudenmann gegenüber – eine kurze Angelegenheit, denn Giger vergrub seinen Gegner innert weniger Augenblicke im Sägemehl. In Burgdorf bekommt Staudenmann nun fast ein Jahr danach die Chance zur Revanche. Gleich im ersten Zug gibt er den Tarif durch, verpasst aber die Entscheidung genauso wie Giger nach rund zweieinhalb Minuten nach einem kräftigen Kurz. Die beiden schenken sich nichts und trennen sich letztlich ohne Sieger. Für die Attraktivität werden sie aber jeweils mit Note 9,00 belohnt. Und sehen sich ja einige Stunden später im Schlussgang wieder.
Die Verletzten
Zwei namhafte Absagen muss das Berner Kantonale wenige Tage vor der Durchführung hinnehmen. Pirmin Reichmuth muss ebenso verletzt passen wie Michael Ledermann. Brünig-Sieger Reichmuth schreibt auf Instagram: «Seit mehreren Schwingfesten kämpfe ich mit Überlastungserscheinungen in den Knien, die nun eine Pause verlangen.» Der Entscheid falle ihm zwar schwer, «aber ich will kein unnötiges Risiko eingehen». Ledermann hat sich vergangenes Wochenende am Emmentalischen eine Bänderverletzung am Fuss zugezogen. Er kann weder am Berner Kantonalen noch am Schwägalp Schwinget teilnehmen. «Ich gebe mein Bestes, um bis zum Jubiläumsschwingfest (8. September, Anm.d.Red.) hoffentlich wieder fit zu sein», lässt er via Social Media verlauten. Mit Kilian von Weissenfluh fehlt ein weiterer Berner verletzt. Er kann wegen eines Bandscheibenvorfalls schon länger nicht mehr ins Sägemehl steigen.
Die Unbezwungenen
Sowohl am Schaffhauser, als auch am Berner Kantonalen gibts je einen Schwinger, der am Morgen dreimal gewinnt. Und es sind keine der Favoriten, denen das gelingt. Fabian Bärtsch bezwingt am Schaffhauser Elias Kunert, Marc Hänni sowie Dominik Wirzeler. Lorenz Berger bezwingt am Berner Kantonalen neben Reto Thöni und Pascal Oberli mit Dominik Gasser auch einen Eidgenossen.
Der Königs-Abschied
Ehre, wem Ehre gebührt. Bevor die zweite Hälfte des Berner Kantonalen in Angriff genommen wird, verabschiedet sich die Berner Schwing-Szene von ihrem König Kilian Wenger. Dieser hat vergangene Woche seinen sofortigen Rücktritt erklärt. Anstatt noch einmal anzutreten, schreitet er gemeinsam mit zwei Ehrendamen in die Mitte der Arena, schlägt dort einen Nagel in ein Brett und hängt seine Zwilchhosen offiziell an den Nagel. Danach richtet Wenger ein paar Worte an die Anwesenden, seine Stimme zittert, bricht mehrfach fast und auch die Tränen fliessen beinahe. Unter stehenden Ovationen und zum Bligg-Song «Legändä & Heldä», dem offiziellen Fest-Song des Eidgenössischen 2010, verlässt er die Arena wieder.
Alle Jahre wieder
Dass man unter Umständen nicht allzu oft auf einen Verbandskollegen trifft, ist im Schwingen keine Seltenheit. So erstaunt es nicht, dass Domenic Schneider und Damian Ott im Schlussgang des Schaffhauser Kantonalen das erste Mal in diesem Jahr zusammen greifen. Schaut man an, wann ihre letzten Duelle waren, fällt auf: Getreu dem Motto «Alle Jahre wieder» gab es das Aufeinandertreffen jeweils nur einmal im Jahr – und das seit 2019 (mit Ausnahme 2020, weil da coronabedingt keine Feste stattfanden). Die ersten dreimal gewann Schneider, das letzte Duell ging 2023 an Ott.
Die Titelverteidiger
Die drei Titelverteidiger der beiden Feste stehen am gleichen Ort im Einsatz. Samuel Giger, Vorjahressieger des Schaffhauser Kantonalen, ist ebenso beim Berner Kantonalen wie Fabian Staudenmann und Matthias Aeschbacher. Die beiden hatten ihr Heimfest letztes Jahr gemeinsam gewonnen. Als der Schlussgang beginnt, ist klar: Der Sieg wird unter diesem Trio ausgemacht. Am Ende ist Staudenmann derjenige, der obenaus schwingt.
Der verpasste Gäste-Sieg
2005 bezwang der Schwyzer Martin Grab im Schlussgang des Berner Kantonalen Christian Dick. Seither konnte nie mehr ein Gast bei diesem Fest triumphieren. Samuel Giger hat die Chance, das Warten auf den Gäste-Sieg zu beenden. Er kommt diesem ganz nah, am Ende reichts jedoch nicht ganz. Und das Fest bleibt weiter fest in Berner Hand.
Die Bedingungen
Die Hitze hat die Schweiz im Griff. Auch die Schwinger bekommen sie zu spüren. Denn die Sonne brennt von morgens bis abends gnadenlos auf die Sägemehlringe. Der Gang zum Brunnen ist noch beliebter als sonst schon und das Sägemehl wird zwischen den Gängen noch ein bisschen intensiver gewässert als sonst. Bei den Zuschauern dominieren Fächer statt – wie schon einige Male in dieser Saison – Regenpelerinen.
So gehts weiter
Noch zwei Schwingfeste stehen aus, ehe mit dem Jubiläumsschwingfest 125 Jahre ESV (8. September) das Saison-Highlight über die Bühne geht. Am kommenden Samstag findet das Basellandschaftliche Kantonalschwingfest statt und einen Tag später der Schwägalp Schwinget. Dort tauschen Samuel Giger und Fabian Staudenmann die Rolle, denn auf der Schwägalp gehört Giger zum durchführenden Verband und Staudenmann ist zu Gast. Ob sie erneut zusammen greifen werden, wird sich zeigen.
Der Schwing-Sonntag zum Nachlesen im Ticker
BE: Staudenmann gewinnt in letzter Sekunde
Schlussgang – Wie schon im 1. Gang greifen Fabian Staudenmann und Samuel Giger zusammen. Beide wissen: Nur mit einem Sieg gehört ihnen auch der Festsieg.
Giger probierts sofort mit innerem Haken, erfolglos. Dann lanciert auch Staudenmann einen ersten Angriff. Die beiden sind parat, das merkt man. Gleiches gilt fürs Publikum, das richtig Lärm macht. Giger und Staudenmann gehen mit einer gewissen Vorsicht zu Werke, lancieren aber immer wieder Angriffe. Da wirken unglaubliche Kräfte.
Nach rund der Hälfte der Gangdauer geht ein Raunen durchs Publikum. Staudenmann lupft seinen Gegner hoch, dreht sich mit ihm um die eigene Achse und findet dann doch kein Rezept, um ihn zu bezwingen.
Giger sucht sein Glück mit einem Kurz. Er findet es nicht. Gleiches gilt für Staudenmann, der es kurz darauf mit innerem Haken probiert. Dann wirds brenzlig für den Berner, aber er entwischt den Überraschungsangriff des Thurgauers.
Und dann wirds ganz heiss für Giger! Da kommt er ganz nah an eine Niederlage, aber er schaffts, sich in extremis auszudrehen. Vielen anderen wäre das wohl nicht gelungen. Noch zwei Minuten bleiben. Zur Erinnerung: Gibts keinen Sieger, triumphiert Matthias Aeschbacher.
Der Kampfrichter sagt die letzte Minute an – in dem Moment bringt Giger Staudenmann zu Boden, aber kann ihn dort nicht festnageln. Die letzten Sekunden laufen und dann das: Staudenmann lanciert noch einen Angriff, Giger landet in der Brücke und versucht sich zu wehren. Aber es gelingt nicht, er gibt nach und Staudenmann triumphiert.
BE: Sieg und Niederlage für Orlik-Brüder
6. Gang – Lange siehts so aus, als gäbe es zwischen Curdin Orlik und Matthias Aeschbacher einen Gestellten. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse. Zunächst denken alle, Orlik habe gewonnen, aber Aeschbacher winkt ab. Und tatsächlich, er bekommt die Zehn. Orlik landet bei seinem Schlungg zuerst auf dem Rücken, hat sich aber so schnell überdreht, dass anschliessend sein Gegner auf dem Rücken gelandet ist. Der Entscheid Sieg Aeschbacher ist aber der richtige. Damit würde er den Festsieg erben, wenn der Schlussgang gestellt endet.
Kurz nach Curdin machts Armon Orlik besser. Er setzt sich gegen Michael Moser durch.
SH: Ott triumphiert
Schlussgang – Nach vier Minuten greift Damian Ott mit einem gefährlichen Kurz an. Domenic Schneider beweist, wie wendig er ist und verhindert die Niederlage. Er dreht sich in extremis aus. Wenig später greift Schneider an – und wird ausgekontert. Ott bezwingt seinen Verbandskollegen und triumphiert beim Schaffhauser Kantonalen.
BE: Auch Schlussgang in Burgdorf steht fest
5. Gang – Beeindruckend! Samuel Giger braucht einen Zug und rund drei Sekunden, um Routinier Thomas Sempach zu bodigen. Damit steht der Thurgauer im Schlussgang. Sein Gegner dort? Fabian Staudenmann. Denn dieser braucht anschliessend knapp eine Minute, um sich gegen Philipp Roth durchzusetzen.
BE: Orlik mit Spektakel zum Sieg
5. Gang – Lange wehrt sich Fabio Hiltbrunner erfolgreich gegen Curdin Orlik. Doch zwei Minuten vor Schluss passierts, er landet auf dem Rücken. Und tut sich dabei weh. Er fasst sich ans Knie, verlässt das Sägemehl humpelnd. Hoffentlich ist da nichts Schlimmeres passiert!
Matthias Aeschbacher gestaltet seinen Gang ebenfalls siegreich. Er bezwingt Matthieu Burger. Anschliessend wartet die nächste schwierige Aufgabe auf Armon Orlik. Ihm wurde schon die eine oder andere Knacknuss vorgesetzt, nun bekommt ers mit Jan Wittwer zu tun. Und wie in den Gängen zuvor gibt er von Anfang an Gas. Schon nach wenigen Augenblicken probierts Orlik mit einem Aufreisser – erfolglos. Auch danach wehrt Wittwer mehrere Angriffe ab, bis er gut eine Minute vor Ablauf der Zeit doch noch auf dem Rücken landet. Orlik feiert einen spektakulären Sieg.
BE: Spitzenpaarungen 5. Gang
Die Ausgangslage im Kampf um den Schlussgang beim Berner Kantonalen könnte kaum spannender sein. Das sind die Spitzenpaarungen des 5. Ganges:
Fabio Hiltbrunner – Curdin Orlik
Matthias Aeschbacher – Matthieu Burger
Armon Orlik – Jan Wittwer
Samuel Giger – Thomas Sempach
Philipp Roth – Fabian Staudenmann
SH: Schlussgang steht fest
5. Gang – Die Ausgangslage ist klar: Das Leader-Trio hat es in den eigenen Händen, im Rennen um den Schlussgang zu bleiben. Domenic Schneider macht den Anfang. Er legt Martin Schuler schon im ersten Zug beinahe platt auf den Rücken. Kaum greifen die beiden wieder, vollendet Schneider. Er holt sich die Zehn – eine Ansage an die Konkurrenz. Wer jetzt nicht die Maximalnote holt, schickt Schneider in den Schlussgang.
Als Nächstes ist Damian Ott an der Reihe. Er trifft auf Samir Leuppi. Und macht mit ihm ebenfalls kurzen Prozess. Keine 30 Sekunden stehen die beiden im Sägemehl, da liegt auch Leuppi platt auf dem Rücken.
Für Fabian Kindlimann ist klar: Er muss nachziehen, will er weiter für den Schlussgang infrage kommen. Doch gegen Andrin Poltera findet er das richtige Rezept einfach nicht. Das Duell endet gestellt. Und der Schlussgang steht. Ott und Schneider bestreiten ihn.
BE: Staudenmann und Giger im Gleichschritt
4. Gang – Armon Orlik gibt im Duell mit Florian Gnägi von Anfang an Gas. Einen Angriff nach dem anderen lanciert er – allesamt werden sie von Gnägi abgewehrt. Egal, was Orlik versucht, er findet das richtige Rezept einfach nicht. Und so gibts einen Gestellten, den das Publikum feiert, als hätte Gnägi gewonnen. Die Kampfrichter differenzieren zurecht, geben Orlik Note 9,00 und seinem Gegner einen Viertel weniger.
Matthias Aeschbacher kommt gegen Luca Vögeli schon beinahe im ersten Zug zum Resultat. Aber Vögeli ist noch nicht ganz unten, die beiden müssen neu greifen. Viel länger dauerts dann allerdings nicht, ehe sich Aeschbacher mit Plattwurf durchsetzt.
Auch Samuel Giger braucht nicht lange, um den nächsten Sieg einzutüten. Mit einem einwandfreien Wyberhaken setzt er sich gegen Bernhard Kämpf durch. Für den Thurgauer ist es die zweite Maximalnote in Serie. Nach ihm lässt Fabian Staudenmann ebenfalls nichts anbrennen. Gegen Patrick Gobeli lässt er sich schon nach wenigen Sekunden den Sieg notieren. Staudenmann und Giger sind nun punktgleich mit Philipp Roth und Fabio Hiltbrunner an der Spitze der Rangliste.
BE: Orlik braucht keine halbe Minute
4. Gang – Michael Moser zieht Kurz an und leert Marco Wiedmer dann Lätz aufs Kreuz. Für die Maximalnote reichts nicht, er muss am Boden nachdrücken. Der 19-Jährige steht nun mit drei Siegen und einer Niederlage da. Curdin Orlik löst die Aufgabe Patrick Walther mit Bravour. Er legt ihn schon nach weniger als einer halben Minute platt aufs Kreuz.
Auch für Adrian Walther gibts die Maximalnote. Er setzt sich gegen Fritz Ramseier durch. Fabio Hiltbrunner setzt sich gegen Cédric Wicki ebenfalls mit Plattwurf durch. Keinen Sieger gibts hingegen zwischen Severin Schwander und Lars Zaugg. Die beiden mühen sich vergeblich über die volle Distanz ab.
SH: Favoriten lancieren Nachmittag mit Sieg
4. Gang – Damian Ott und Domenic Schneider geben sich zum Start in den Nachmittag keine Blösse. Beide lassen sich die Maximalnote notieren. Ott bezwingt Philipp Lehmann und Schneider bodigt Janos Bachmann. Auch Samir Leuppi (gegen Christian Biäsch) und Marco Good (gegen Marcel Mösli) lancieren den zweiten Teil des Festes mit einem Sieg.
Fabian Bärtsch, der am Morgen drei Siege eingefahren hat, muss sich erstmals das Sägemehl vom Rücken putzen lassen. Fast vier Minuten wehrt er sich erfolgreich, ehe ihn Namensvetter Fabian Kindlimann auf den Rücken legt.
Damit führen neu Schneider, Ott und Kindlimann punktgleich.