Deshalb macht sich Sempach tierische Sorgen!
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Er bekämpft zwei Initiativen:Deshalb macht sich Sempach tierische Sorgen!

Schwingerkönig bekämpft zwei Initiativen
Sempach hat Angst um seine Säuli

Matthias Sempach droht der Verlust seines Schweinemastbetriebs. Um seine bäuerliche Existenz zu retten, entwickelt sich der einstige Überschwinger jetzt zum Politiker.
Publiziert: 07.06.2021 um 09:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.06.2021 um 11:21 Uhr
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Schwingerkönig Matthias Sempach bekämpft die beiden Agrar-Initiativen.
Foto: Sven Thomann
Marcel W. Perren (Text) und Sven Thomann (Fotos)

Über Sempachs-Bauernbetrieb in Entlebuch hängen ein paar dunkle Wolken. Diese widerspiegeln auch den Gemütszustand vom Schwingerkönig von 2013. «Mättu» leidet wie viele andere Landwirte unter dem nasskalten Frühlingswetter, das vor allem das Heuen verunmöglicht.

Von den stärksten Zukunftsängsten wird der prominenteste Bauer der Eidgenossenschaft aber dann geplagt, wenn er in seinen Schweinestall mit 100 Mastplätzen blickt. «Wenn am 13. Juni die Trinkwasser- und Pestizid-Initiativen angenommen werden, werde auch ich längerfristig keine Schweine mehr halten können.»

Sempach sorgt sich um seine Säuli. Er führt einen reinen Grünlandbetrieb, bei dem seit 25 Jahren kein Kunstdünger mehr verwendet wird. «Ich verwende stattdessen die hochwertige, hofeigene Gülle dieser Schweine.» Bei einem Ja an der Urne «dürfte dann nur noch Futter aus betriebseigener Herstellung verwendet werden. Aber weil sich unser auf knapp 1000 Meter über Meer gelegener Hof nicht für den Ackerbau eignet, kann ich hier gar nicht selber das passende Futter für Schweine herstellen.»

Darum gehts bei den Pestizid-Initiativen

Mit der Trinkwasser- und der Pestizid-Initiative stimmt die Schweiz am 13. Juni über zwei Vorlagen ab, die sich thematisch sehr ähnlich sind.

Hinter der Trinkwasser-Initiative steht Fitnesstrainerin Franziska Herren (54). Sie will unter anderem, dass nur noch jene Bauern Direktzahlungen erhalten, die keine Pestizide verwenden. Landwirte dürfen zudem nur so viele Tiere halten, wie sie mit Futter ernähren können, das auf dem eigenen Betrieb produziert wird.

Die Pestizid-Initiative, die von einem Bürgerkomitee aus der Westschweiz eingereicht wurde, ist noch extremer und will ein komplettes Verbot synthetischer Pestizide – nicht nur für die Landwirtschaft. Es sollen auch keine Güter mehr importiert werden dürfen, bei deren Herstellung Pestizide zum Einsatz kamen.

Bundesrat und Parlament lehnen beide Initiativen ab.

Franziska Herren ist der Kopf hinter der Trinkwasser-Initiative.
Peter Mosimann

Mit der Trinkwasser- und der Pestizid-Initiative stimmt die Schweiz am 13. Juni über zwei Vorlagen ab, die sich thematisch sehr ähnlich sind.

Hinter der Trinkwasser-Initiative steht Fitnesstrainerin Franziska Herren (54). Sie will unter anderem, dass nur noch jene Bauern Direktzahlungen erhalten, die keine Pestizide verwenden. Landwirte dürfen zudem nur so viele Tiere halten, wie sie mit Futter ernähren können, das auf dem eigenen Betrieb produziert wird.

Die Pestizid-Initiative, die von einem Bürgerkomitee aus der Westschweiz eingereicht wurde, ist noch extremer und will ein komplettes Verbot synthetischer Pestizide – nicht nur für die Landwirtschaft. Es sollen auch keine Güter mehr importiert werden dürfen, bei deren Herstellung Pestizide zum Einsatz kamen.

Bundesrat und Parlament lehnen beide Initiativen ab.

Deshalb zeigt sich der gebürtige Emmentaler knapp drei Jahre nach seinem Rücktritt als Leistungssportler nun wieder von seiner kämpferischen Seite. Der 106-fache Kranzgewinner macht bei seinen öffentlichen Auftritten alles dafür, um die beiden Initiativen platt zu machen. Er wirbt sogar in den Inseraten der Initiativ-Gegner, fordert dort klar zweimal ein Nein.

Sempach ärgert sich über die Diskussion in der SRF-Arena

Den letzten Zwick für sein politisches Engagement habe ihm die Diskussion in der SRF-Sendung «Arena» gegeben, betont der zweifache Familienvater. «Da wurden Dinge behauptet, die ich so nicht stehenlassen kann.»

Eine Behauptung ist dem 35-Jährigen besonders sauer aufgestossen. Eine Nationalrätin habe verlauten lassen, dass bei einer Annahme dieser beiden Initiativen die Produktion in der Schweiz höchstens um drei Prozent zurückgehen würde. Sempach schüttelt deshalb immer wieder sein kantiges Haupt. «In Wahrheit würde bei einem Ja zu diesen Initiativen alleine im Amt Entlebuch jeder Schweine- und Hühner-Mäster seinen Job verlieren», befürchtet er. «Wenn man die Branchen mit einberechnet, die von der Landwirtschaft abhängig sind, wären das schweizweit rund 160‘000 Arbeitsplätze, die gefährdet sind.»

Sempach hat Angst, dass die Produktion von hochwertigen, regionalen Produkten stark zurückgehen würde. «Stattdessen würde der Import aus Ländern ansteigen, in denen Tiere weit weniger artgerecht gehalten werden. Das darf nicht passieren!»

Zumal Sempach der Meinung ist, dass sein Berufsstand in der Schweiz bereits gewaltige Fortschritte erzielt haben. Der Einsatz von Pestiziden sei halbiert worden in den letzten 13 Jahren, behauptet er – und jener von Antibiotika um 40 Prozent minimiert. «Wir halten uns bereits jetzt an das strengste Pestizid-Gesetz in Europa und in keinem anderen europäischen Land steht das Tierwohl derart im Zentrum wie bei uns.»

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