Schwing-Gigant kämpft mit Problemen
Innerschweizer verzichten freiwillig auf ESAF-Startplätze

Der Schwingsport in der Innerschweiz macht schwierige Zeiten durch. Hinter der Spitze klafft eine grosse Lücke. Die Gründe dafür kennt der technische Leiter Stefan Muff.
Publiziert: 26.03.2025 um 21:23 Uhr
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Aktualisiert: 27.03.2025 um 07:35 Uhr
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Die Delegation der Innerschweizer wird am ESAF in Mollis kleiner sein als vor drei Jahren in Pratteln.
Foto: Tobias Meyer

Darum gehts

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Nicola AbtReporter Sport

Nach dem Königstitel von Joel Wicki (28) in Pratteln BL hoben einige Innerschweizer den Mahnfinger. Drei Jahre später haben sich ihre Befürchtungen bewahrheitet. Dem grössten Teilverband fehlen gute Schwinger. Hinter den Teamleadern Wicki, Pirmin Reichmuth (29) und Marcel Bieri (30) klafft eine grosse Lücke.

Im letzten Jahr ging die zweite Garde auf der Rigi unter. Beim Saisonhöhepunkt in Appenzell verpassten sämtliche Innerschweizer die Spitzenplätze. «Wir haben aktuell nicht die Dichte an starken Schwingern wie früher», sagt Stefan Muff, der technische Leiter der Innerschweizer. Dieser Umstand bewegte ihn zu einer ungewöhnlichen Entscheidung.

Entscheidende Diskussionen an der Herbstsitzung

Muff verzichtet freiwillig auf Startplätze am Eidgenössischen Schwing- und Älperfest (ESAF) in Mollis GL Ende August. Wie bei den letzten fünf ESAF hätten die Innerschweizer 85 Schwinger selektionieren dürfen. Massgebend für diese Zahl sind die zwei Jahre vor dem Grossanlass.

Dabei wird der Durchschnitt der Schwinger berechnet, die mindestens ein Schwingfest pro Jahr besucht haben. Dieser Wert zählt zu zwei Dritteln. Ein Drittel wird durch die durchschnittlich versicherten Jungschwinger bestimmt. «Diese Grundberechnung dient als Ausgangsdokument», betont Rolf Gasser, Geschäftsführer des Eidgenössischen Schwingerverbands.

Auf Basis dieser Zahlen werden an der Herbstsitzung der technischen Kommission die Selektionszahlen festgelegt. «Jeder Teilverband hat das Recht, mehr oder weniger Schwinger zu beantragen. In einem demokratischen Verfahren wird dann entschieden, welcher Teilverband wie viele Startplätze erhält.»

Veränderungen im Nachwuchs verschlafen

Muff beantragte nur 78 Schwinger und damit sieben weniger, als ihm eigentlich zustehen würden. «In Mollis sollen die stärksten Schwinger der Schweiz antreten. Zurzeit gibt es aber Bessere als unsere Nummer 85», begründet er seinen Entscheid.

Davon profitieren die anderen Teilverbände. Als stärkstes Team der letzten Jahre dürfen die Berner vier Schwinger mehr mitnehmen und alle anderen je einen. Trotz Verzicht stellen die Innerschweizer immer noch die grösste Delegation.

Anzahl ESAF-Startplätze der Teilverbände in Mollis

Bern: 63 statt 59 (+4 gegenüber ESAF 2022)
Innerschweiz: 78 statt 85 (-7 gegenüber ESAF 2022)
Nordostschweiz: 67 statt 66 (+1 gegenüber ESAF 2022)
Südwestschweiz: 30 statt 29 (+1 gegenüber ESAF 2022)
Nordwestschweiz: 30 statt 29 (+1 gegenüber ESAF 2022)

Bern: 63 statt 59 (+4 gegenüber ESAF 2022)
Innerschweiz: 78 statt 85 (-7 gegenüber ESAF 2022)
Nordostschweiz: 67 statt 66 (+1 gegenüber ESAF 2022)
Südwestschweiz: 30 statt 29 (+1 gegenüber ESAF 2022)
Nordwestschweiz: 30 statt 29 (+1 gegenüber ESAF 2022)

Die Gründe für die fehlende Breite im Kader liegen für Muff auf der Hand. «Man hat es verpasst, gute Strukturen im Nachwuchs aufzubauen. Zudem haben wir aktuell nicht die stärksten Jahrgänge. Diese Schwankungen sind normal.»

Der Landwirt ist seit Anfang 2023 im Amt. Zuvor war er unter anderem als Trainer bei den Junioren tätig. «Für mich ist der Nachwuchs das Wichtigste. Deshalb habe ich in diesem Bereich einiges verändert.»

Mehrere Talente im Anmarsch

Muff hinterfragte unter anderem die Trainingsstrukturen. Inzwischen stehen die grössten Innerschweizer Talente regelmässig zusammen im Sägemehl. «Sie müssen sich mit den Stärksten messen, um besser zu werden.» Seine Massnahmen zeigen Wirkung.

Am Eidgenössischen Nachwuchsschwingertag im letzten Sommer triumphierten die Innerschweizer in drei von vier Kategorien. «Das zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Aber wir brauchen noch ein paar Jahre, um wieder zu alter Stärke zurückzufinden.» Sollte das bis zum ESAF in Thun 2028 gelingen, dürften wieder 85 Innerschweizer am Samstagmorgen in die Arena einlaufen.

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