Auf einen Blick
- Schwinger Marcel Bieri verletzt sich und gewinnt trotzdem in Sarnen
- Er wird kurz vor dem Schlussgang im Spital genäht
- Danach bodigte er den Eidgenossen Jonas Burch
Schwinger Marcel Bieri (30) schaut die Sanitäterin skeptisch an. Soeben hat er sich am Hallenschwinget in Sarnen OW für den Schlussgang qualifiziert. «An deiner Stelle würde ich in den Notfall gehen», sagt die Spezialistin zum Eidgenossen. Dann zückt sie ihr Handy und macht ein Foto.
Darauf sieht Bieri eine offene Wunde unter seinem Kinn. Der Schnitt ist etwa einen Zentimeter lang und knapp zwei Millimeter tief. Blut tropft auf sein weisses T-Shirt. Die Verletzung hat er sich im fünften Gang zugezogen. Ein kleiner Junge hat ihn nach dem Kampf darauf aufmerksam gemacht. «Wie das passiert ist? Keine Ahnung», sagt der Zuger.
Kurze Wege als grosses Glück
Viel Zeit zum Nachdenken bleibt nicht. Schliesslich sollte er in etwa einer Stunde den Schlussgang bestreiten. «Wenn du vorwärtsmachst, bist du dann wieder zurück», versichert ihm die Sanitäterin. Also willigt Bieri ein. Telefonisch meldet die Sanitäterin den prominenten Patienten im Kantonsspital Obwalden an.
Dieses liegt nur wenige hundert Meter vom Schwingplatz entfernt. «Zum Glück war es so nah», sagt Bieri. Der Spitzenschwinger wird notfallmässig mit einem Stich genäht – ohne Betäubung. «Das hat richtig wehgetan.» Pünktlich zum letzten Kampf des Tages ist er wieder in der Turnhalle. «So etwas habe ich noch nie erlebt.»
Trotz der suboptimalen Vorbereitung bodigt Bieri im Schlussgang den Eidgenossen Jonas Burch (25). Es ist sein fünfter Vollerfolg an diesem Samstag. Einzig im Anschwingen gegen Nick Alpiger (28) muss er sich mit einem Gestellten begnügen. Für Bieri ist es der erste Triumph am Hallenschwinget in Sarnen. Diesen dürfte er so schnell nicht mehr vergessen.