Giger befreit sich spektakulär nach Staudenmanns Angriff
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Kein Sieger im Schlussgang:Giger befreit sich spektakulär nach Staudenmanns Angriff

Regen sorgt für Zuschauer-Exodus auf der Schwägalp
Ein Bergfest nur für Hartgesottene

Der Regen prägt das Schwingfest auf der Schwägalp. Die Zuschauer suchen verzweifelt Schutz und die Schwinger haben Mühe beim Greifen. Am Abend jubeln zwei Altbekannte.
Publiziert: 19.08.2024 um 00:31 Uhr
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Aktualisiert: 19.08.2024 um 08:06 Uhr
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Not macht erfinderisch: Einige Schwingfans stellten ein Zelt auf, um sich vor dem Regen zu schützen.
Foto: keystone-sda.ch
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Nicola AbtReporter Sport

Tristesse in der Nordostschweiz! Die Berner und der Regen vermiesen ihnen das Heimfest auf der Schwägalp.

Nach dem ersten Gang steigen die ersten Zuschauer bereits wieder ins Postauto in Richtung Tal. «So macht es keinen Spass», nervt sich jemand. Die Lücken in der mehr als 12'000 Zuschauer fassenden Arena werden von Stunde zu Stunde grösser. Viele flüchten ins Festzelt. Die Stimmung erinnert teilweise an Corona-Zeiten, als vor leeren Rängen gekämpft wurde.

Die Schwinger scheinen vom schlechten Wetter gehemmt. Viele Spitzenpaarungen im ersten Gang endeten gestellt. Nur Fabian Staudenmann gewann gegen Werner Schlegel. Ein Dämpfer für die Nordostschweiz. Zu diesem Zeitpunkt waren die Tribünen noch fast voll. «Wir sind den Zuschauer unheimlich dankbar, dass sie trotz des schlechten Wetters gekommen sind», sagt OK-Präsidentin Andrea Abderhalden-Hämmerli. 12'258 Tickets wurden verkauft.

Fragwürdige Kleiderwahl

Was alle Zuschauer eint: Sie schauen immer wieder auf den Wetterradar. «Es hört nicht mehr auf», stellt einer ernüchtert fest. Zudem weht teilweise ein bissiger Wind. Einige Regenschirme gehen kaputt. Kreativität ist gefragt.

So stellen einige ein Zelt auf, machen Feuer oder essen ein Fondue im Regen. Viele wärmen sich von innen auf mit einem Kafi Luz. «Ich bin eh schon nass, da kann ich gleich bleiben», sagt ein älterer Herr, der wie die meisten mit einer Pelerine auf der Tribüne sitzt. Sein Nachbar ergänzt: «Echte Schwingfans trotzen jedem Wetter. Wer nach Hause geht, liebt unseren Sport nicht.»

Die Ehrendamen verstecken ihre Tracht unter einem Regenschutz. Andere sind weniger gut ausgerüstet. Jemand spaziert mit einem durchnässten T-Shirt über das Festgelände. Dahinter folgt einer mit kurzen Hosen.

Festakt sorgt für Diskussionen

Trotz des miesen Wetters boxen die Veranstalter den Festakt durch und lassen die Zuschauer noch länger im Regen sitzen. Das kommt bei einigen schlecht an. «Der Festakt gehört zu einem Schwingfest, aber bei diesem Wetter müsste man auf ihn verzichten», erklärt ein langjähriger Schwing-Beobachter.

OK-Präsidentin Abderhalden-Hämmerli verteidigt sich: «Wir haben darüber nachgedacht, uns aber dagegen entschieden. Für den letzten Gang, in dem es um die Kränze geht, braucht die Einteilung mehr Zeit. Ausserdem wollten wir die Zuschauer nicht alleine im Regen stehenlassen.» Letztlich fand eine verkürzte Variante des ursprünglich geplanten Festaktes statt.

Das schlechte Wetter dürfte finanzielle Einbussen mit sich bringen. «Die Ticket-Einnahmen sind schon einmal gut, alles Weitere werden wir sehen», so Abderhalden-Hämmerli, die Frau des dreifachen Schwingerkönigs Jörg Abderhalden.

Schwierige Verhältnisse für die Schwinger

Was sich trotz des Regens nicht ändert, ist das Brunnen-Ritual der Schwinger. Domenic Schneider (30) klatscht sich vor den Kämpfen literweise Wasser ins Gesicht. Dass so viel vom Himmel fällt, ist für ihn neu. «Ich schwinge seit über zehn Jahren auf der Schwägalp, aber so schlechtes Wetter wie heute hatte ich noch nie», sagt der Kranzgewinner.

«Ich hatte einen trockenen Pullover in der Garderobe. Damit konnte ich mich zwischen den Gängen etwas aufwärmen.» Ein Sonderlob spricht er dem Publikum aus. «Ich bin beeindruckt, wie viele hier bis zum Schluss geblieben sind. Das ist sehr toll.»

Kein Freund des Regens ist der Eidgenosse Armon Orlik. «Ich schwinge nicht gerne bei solchen Bedingungen.» Die nassen Zwilchhosen und die kalten Finger erschweren das Greifen. «Das ist nicht sehr angenehm», so der Bündner.

Die beiden Schlussgang-Teilnehmer erhalten trockene Hosen. «Das war von Vorteil», sagt Staudenmann. Im letzten Kampf des Tages trifft er wie vor einer Woche am Berner Kantonalen auf Samuel Giger. Diesmal verpasst der Berner die Entscheidung. Das Duell endet gestellt.

Da sie zuvor punktgleich waren, dürfen sich beide Festsieger nennen. Nach 2015 triumphieren die Berner erneut auf der Schwägalp. Obwohl die Nordostschweizer mit Giger jubeln, ärgert sie der Gästesieg. Die Berner gewinnen zudem sechs Kränze. Gleich viele wie die einheimischen Nordostschweizer.

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