Nach seinem letzten Kampf hätte Patrick Räbmatter (32) allen Grund gehabt, frustriert in die Garderobe zu verschwinden. Der Eidgenosse verpasste am Basellandschaftlichen Schwingfest in Pratteln BL den Kranz. Im sechsten Gang stellt er mit dem Luzerner Gast Marc Lustenberger. Eine Enttäuschung. Vor einem Monat stand der Aargauer auf dem Weissenstein noch im Schlussgang – und jetzt das. Typisch Räbmatter. Ein stetiges Auf und Ab.
Typisch Räbmatter ist aber auch, was nach seinem letzten Kampf passiert. Der 140-Kilo-Koloss bleibt in der Arena, nimmt sich Zeit für die Fans und unterstützt seinen Freund Nick Alpiger (27). Dieser qualifizierte sich souverän für den Schlussgang. Nach einem Gestellten im ersten Gang gegen Adrian Odermatt folgten vier Siege. Wenige Sekunden vor dem letzten Duell an diesem Samstag kommt Räbmatter zu ihm an den Brunnen und flüstert Alpiger etwas ins Ohr.
Dann klatschen die beiden ab und Alpiger marschiert auf seinen Schlussgang-Gegner zu. Im Sägemehlring wartet Tim Roth (19). Dieser bodigte zuvor den Eidgenossen Adrian Odermatt. Nach etwas mehr als sechs Minuten liegt Roth auf dem Rücken. Alpiger feiert seinen zehnten Kranzfestsieg.
Grosses Lob an seine Partnerin
Nach den Feierlichkeiten inklusive Foto mit dem Sieger-Muni verrät der zweifache Eidgenosse, was ihm Räbmatter am Brunnen sagte: «Jetzt gehst du in den Sägemehlring, geniesst es und gibst alles.» Genau das tat Alpiger. «Ich begleitete ihn vor dem Schlussgang auf dem Weissenstein», erzählt er weiter.
Dort verlor Räbmatter gegen Armon Orlik. «Wir verstehen uns sehr gut, sprechen die gleiche Sprache. Deshalb habe ich ihm gesagt, dass es toll wäre, wenn er mich diesmal unterstützen würde.» Räbmatter erfüllte ihm diesen Wunsch.
Für Alpiger ist es der erste Kranzfestsieg als zweifacher Vater. Am 31. Juli kam seine Tochter Lara zur Welt. «Es ist ein wunderschönes Gefühl.» Im Gegensatz zu seinem ersten Kind im März 2023 nahm er diesmal zwei Wochen Vaterschaftsurlaub. «Damals hatte ich nach einer Woche das Gefühl, wieder viel mehr trainieren zu müssen.»
Alles für den maximalen Erfolg. Gewinnen will er auch heute noch, aber: «Diesmal hatte die Familie für mich oberste Priorität. Ich wollte die Zeit mit ihnen geniessen.» Ausreichend Schlaf bekommt er auch. Manchmal stehe er in der Nacht aber auch freiwillig auf.
«Nadja und ich sind ein Team. Es klappt wunderbar. Ich bin sehr stolz auf sie.» Beflügelt vom Familienglück will er Anfang September am Jubiläumsschwingfest in Appenzell für Furore sorgen. An diesem Samstag bestätigte Alpiger einmal mehr, dass er die Nummer eins in der Nordwestschweiz ist.