Letzte Niederlage vor acht Jahren – sein damaliger Bezwinger erinnert sich
Geht die unheimliche Schwägalp-Serie von Giger weiter?

Samuel Giger fühlt sich auf der Schwägalp pudelwohl. Wie man den Rekordsieger in seinem Reich bodigt, weiss ein böser Nordwestschweizer.
Publiziert: 17.08.2024 um 11:50 Uhr
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Aktualisiert: 17.08.2024 um 13:53 Uhr
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Am 14. August 2016 musste sich Samuel Giger letztmals auf der Schwägalp geschlagen geben.
Foto: Keystone
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Nicola AbtReporter Sport

Der erste Schwägalp-Sieg von Samuel Giger (26) wird der Solothurner Eidgenosse Remo Stalder (34) nie vergessen. Der vor drei Jahren zurückgetretene Schwinger verpasste 2016 den Kranz. «Dieses Schwingfest schmerzt mich bis heute», erzählt er. Und das, obwohl Stalder etwas gelang, was auf der Schwägalp seither niemand mehr geschafft hat. Der Solothurner bodigte den damals 18-jährigen Samuel Giger!

Darauf angesprochen, reagiert Stalder überrascht: «Das war mir nicht bewusst.» An den Kampf selber erinnert er sich noch sehr genau. Die beiden trafen im ersten Gang aufeinander. «Es war ein brutaler Fight bis in die letzte Minute hinein.»

Die ersten Sonnenstrahlen erreichten den Sägemehlring, als der 57-fache Kranzgewinner zum entscheidenden Angriff ansetzte. «Ich habe noch einmal alle meine Kräfte gebündelt. Mit einem Kurz brachte ich ihn zu Boden und konnte ihn dort zum gültigen Resultat überdrücken.» 

Makellose Bilanz

Der Thurgauer galt schon damals als grosses Talent. Vor seinem ersten Triumph auf der Schwägalp gewann Giger das Zürcher und Schaffhauser Kantonale. Trotzdem sah sich Stalder leicht in der Favoritenrolle. «Ich hatte mehr Erfahrung, und Sämi kam von einer Verletzung zurück.» Eine Kapselverletzung im Fuss zwang ihn im Vorfeld zu einer fast siebenwöchigen Pause.

Auch die Vergangenheit sprach für den Nordwestschweizer. Zwei Jahre zuvor hatte er Giger auf dem Weissenstein bezwungen. Da er nach dem Duell auf der Schwägalp nie mehr gegen ihn antrat, weist er gegen den Überschwinger eine makellose Bilanz auf. Zwei Kämpfe. Zwei Siege. Das kann kaum ein Eidgenosse von sich behaupten.

«Ich habe schnell gemerkt, dass Sämi ein sehr guter Schwinger wird.» In den zwei Jahren zwischen Weissenstein und Schwägalp habe er enorme Fortschritte gemacht. «Körperlich hat er ein anderes Niveau erreicht. Ich war beeindruckt von seiner Schnellkraft, und auch seine Technik wurde immer besser.»

Zwei Könige verzweifelten an Giger

Angestachelt von der Startniederlage gegen Stalder gewann Giger seine restlichen fünf Kämpfe. Weil der Schlussgang zwischen Daniel Bösch und Marcel Mathis nach 14 Minuten unentschieden endete, triumphierte Giger zusammen mit Armon Orlik erstmals auf der Schwägalp. Vier weitere Siege (2018, 2019, 2021, 2022) sollten folgen. Damit ist er alleiniger Rekordhalter.

Am Versuch, ihn auf dem Ostschweizer Berg zu bezwingen, scheiterten in den letzten acht Jahren Schwing-Grössen wie die Könige Christian Stucki und Joel Wicki oder Fabian Staudenmann und Daniel Bösch. Seine Bilanz seit der Stalder-Pleite klingt für die Konkurrenz wie eine Drohung. 30 Siege in 35 Kämpfen. Fünf Gänge endeten gestellt. 

«Am Sonntag gewinnt Giger oder Schlegel», glaubt Stalder, der bei den Nordwestschweizern als Betreuer aktiv ist und Kadertrainings leitet. Die Gäste aus Bern dürften es seiner Meinung nach schwer haben. «Staudenmann wird von der Einteilung mehr gefordert als Giger.» Im ersten Gang gehen sich die beiden Giganten vorerst aus dem Weg. 

Niederlage als zusätzliche Motivation?

Staudenmann greift mit Werner Schlegel zusammen. Giger trifft auf Adrian Walther. «Mit ihm hat er noch eine Rechnung offen», erklärt Einteilungschef Fridolin Beglinger. Am Schwarzsee lag Giger im Duell mit Walther auf dem Rücken. Gegen die Paarung Staudenmann – Giger sprach das letzte Wochenende. Am Berner Kantonalen trafen sie zweimal aufeinander. Im Schlussgang triumphierte Staudenmann.

«Ich hoffe, dass diese Niederlage Sämi zusätzlich motiviert», sagt Beglinger, der auch Technischer Leiter der Nordostschweizer ist. Ein Fragezeichen steht hinter Walthers Form. Der Hochbauzeichner wirkte zuletzt nicht so spritzig. Neben den beiden Aushängeschildern drängt sich im Berner Kader kein weiterer klarer Siegeskandidat auf.

Für Stalder und Beglinger ist deshalb klar: «Die Nordostschweiz hat die breitere Spitze. Neben Giger, Schlegel und Orlik sind da auch noch Schneider und Ott.» Stalder geht sogar noch einen Schritt weiter. «Für mich haben sie auch das bessere Team.»

Auf der Schwägalp kehren die Eidgenossen Samir Leuppi und Roger Rychen nach langer Verletzungspause ins Aufgebot zurück. Die beiden Freunde könnten für eine Überraschung sorgen. Stalder schaut sich den Wettkampf vor Ort an. Seine Sympathien gehören Giger. «Ich hoffe, dass ich am Sonntagabend noch immer der Letzte bin, der Sämi auf der Schwägalp bezwingen konnte.»

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