Auf dem Stoos setzte es für Adrian Odermatt (23) die Höchststrafe ab. Weil der Eidgenosse nach vier Gängen zu wenig Punkte hatte, schickte ihn die Einteilung vorzeitig unter die Dusche. Seine Bilanz: ein verlorener und drei gestellte Kämpfe. Blick bezeichnete ihn daraufhin als die grösste Enttäuschung.
«Das war ein schwieriger Moment», erzählt er knapp zwei Monate später. Was kaum jemand wusste: Odermatt bestritt das Bergfest leicht angeschlagen. Knieprobleme plagten ihn. Trotzdem trat er an. «Das ist immer eine heikle Entscheidung. Wenn es dir nicht gut läuft, fragen sich alle, warum du überhaupt angetreten bist. Wenn du nicht antrittst, wirst du als Mimöschen bezeichnet.»
Starker Auftritt am Eidgenössischen
Trotz der körperlichen Erklärung stimmte ihn sein Auftritt nachdenklich. «Du trainierst so viele Stunden, gibst alles, verzichtest auf vieles und es klappt einfach nicht. Das nervt.» Und liess ihn schlecht schlafen.
Die Nacht sei schlimmer gewesen als jene nach dem ersten Tag am Eidgenössischen Schwingfest (ESAF) in Pratteln 2022. Dort trat der Baselbieter erstmals so richtig ins Rampenlicht. Vier Kämpfe. Vier Siege. Viele sprachen bereits vom Königstitel. Odermatt blieb gelassen. Am Ende klassierte er sich sensationell auf Rang drei.
Durch Videos zu mehr Selbstvertrauen
Danach bremsten Verletzungen seinen Aufstieg. Im Mai 2023 zog er sich beim Oberaargauischen Schwingfest einen Abriss des Brustmuskels zu und musste für den Rest der Saison pausieren. Und auch in diesem Jahr macht ihm sein Körper zu schaffen. «Ich hatte immer wieder leichte Schmerzen. Deshalb konnte ich mein Trainingsprogramm selten zu 100 Prozent durchziehen.»
Nick Alpiger – Adrian Odermatt
Lukas Döbeli – Lars Voggensperger
Marius Frank – Patrick Räbmatter
Marco Fankhauser – Oliver Hermann
Marco Schöpfer – Jonas Odermatt
Marc Lustenberger – Pascal Joho
Nick Alpiger – Adrian Odermatt
Lukas Döbeli – Lars Voggensperger
Marius Frank – Patrick Räbmatter
Marco Fankhauser – Oliver Hermann
Marco Schöpfer – Jonas Odermatt
Marc Lustenberger – Pascal Joho
Eine schwierige Phase – auch für den Kopf. Das verlorene Selbstvertrauen will sich Odermatt auf verschiedenen Wegen zurückholen. Zum Beispiel mit Videos: «Ich schaue mir Kämpfe an, in denen ich starke Schwinger besiegen konnte.» Gleichzeitig sei er auch einfach dankbar, wieder im Sägemehl zu stehen.
Familien-Treffen im Schlussgang
Ein Erfolgserlebnis hatte Odermatt vor knapp einem Monat auf dem Weissenstein. Als Fünfter sicherte sich der Basler den Kranz. «Das hat mir sehr gutgetan.» Sein Bruder Jonas (20) verpasste das Eichenlaub. Auch er ist mit seiner Saison nicht ganz zufrieden. «Es ist okay, aber nicht überragend», bilanziert der zwölffache Kranzgewinner in der Mittagspause des Königscamps in Wildhaus SG.
Die Gebrüder Odermatt verbrachten einen Tag mit über 50 Nachwuchsschwingern im Sägemehl. Einst hatten beide das fünftägige Schwinglager besucht. «Ich war eher brav, Adrian ein Schlitzohr», sagt Jonas. Sein älterer Bruder ergänzt schmunzelnd: «Ich habe die Leiter mit meiner grossen Energie herausgefordert.»
Für die beiden Schwinger dient der Nachwuchs auch als Vorbild. «Sie haben einfach Spass am Schwingen und studieren nicht zu viel.» Diese Lockerheit gehe manchmal verloren. Am Samstag streben die Odermatt-Brüder am Basellandschaftlichen Schwingfest in Pratteln einen Spitzenplatz an. Adrian trifft im ersten Gang auf Nick Alpiger. Jonas greift mit Marco Schöpfer zusammen.
Dass die Formkurve von Adrian nach oben zeigt, bewies er am vergangenen Sonntag. Odermatt gewann das Steinegg-Schwinget. Im Schlussgang bodigte er seinen Onkel Klemens Stegmüller. Jonas klassierte sich im vierten Rang.