Darum gehts
- Ende August findet in Mollis das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest statt
- Das Organisationskomitee um Präsident Jakob Kamm steckt in den letzten Vorbereitungen
- Im Interview erklärt er, was aktuell die grössten Herausforderungen sind
151 Tage noch, bis in Mollis GL das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest (ESAF) über die Bühne geht. Nachdem es in den letzten Monaten immer mal wieder Gerüchte über mögliche Probleme bei der Vorbereitung des Saisonhöhepunkts der Schwinger gegeben hat, ist es höchste Zeit, mit OK-Präsident Jakob Kamm über den Stand der Dinge zu sprechen.
Blick: Noch immer fehlt dem Eidgenössischen die Bewilligung der Gemeinde. Müssen sich Schwinger und Fans Sorgen machen?
Jakob Kamm: Nein, das ist ein normaler Vorgang. Gemäss den Vorgaben der Standortgemeinde muss eine Durchführungsbewilligung spätestens drei Monate vor dem Fest vorliegen – wir haben also noch Zeit. Das OK des ESAF in Zug 2019 hat die Bewilligung auch erst im Juni erhalten.
Wird es auch in Glarus Juni?
Es kann gut sein, dass es bei uns ähnlich lange dauert. Wir haben 1088 Seiten eingereicht, von denen bereits über 80 Prozent bewilligt sind.
Was sind aktuell die grössten Herausforderungen?
Wir müssen sicherstellen, dass alle Arbeiten unseres Masterplans zum vorgesehenen Zeitpunkt durchgeführt werden. Das erfordert ein gutes Zusammenspiel der Verantwortlichen in den verschiedenen Bereichen. Bisher klappt das sehr gut. Wir sind auf Kurs.
Die Durchführung des ESAF ist also nicht gefährdet?
Nein. Wir haben die Zusage für das Schwingfest. Die Bauarbeiten laufen. Vor der Durchführungsbewilligung erhält man als Veranstalter die Grundsatzbewilligung. Diese hat uns der Gemeinderat erteilt. Er sichert uns damit seine Unterstützung zu. Nun prüfen sie unser Konzept. Aktuell diskutieren wir vor allem noch über Formalitäten.
Wie sehr zehrt das an den Nerven?
Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt. Im ersten Jahr als OK-Präsident begreifst du nicht alles. Dann kostet es sicher einige Nerven. Da ich kein Politiker bin, würde ich mich als atypischen OK-Präsidenten bezeichnen. Daher musste ich zuerst das politische System verstehen.
Das Amt als OK-Präsident des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfests 2025 in Mollis GL ist seine bisher grösste Herausforderung. Es ist aber nicht die erste Funktion, die Jakob Kamm rund um ein Schwingfest ausübt. Am Glarner-Bündner Schwingertag 2002 half er als Festwirt mit. Sechs Jahre später organisierte Kamm das Kranzfest als OK-Präsident. 2010 war er als Gesamtprojektleiter für das Nordostschweizer Teilverbandsfest verantwortlich. Diese Erfahrungen helfen ihm nun bei der Organisation des ESAF in seiner Heimatgemeinde.
Das Amt als OK-Präsident des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfests 2025 in Mollis GL ist seine bisher grösste Herausforderung. Es ist aber nicht die erste Funktion, die Jakob Kamm rund um ein Schwingfest ausübt. Am Glarner-Bündner Schwingertag 2002 half er als Festwirt mit. Sechs Jahre später organisierte Kamm das Kranzfest als OK-Präsident. 2010 war er als Gesamtprojektleiter für das Nordostschweizer Teilverbandsfest verantwortlich. Diese Erfahrungen helfen ihm nun bei der Organisation des ESAF in seiner Heimatgemeinde.
Gibt es mittlerweile zu viele Vorschriften von Seiten der Behörden?
Der OK-Präsident des Berner Kantonalen im letzten Jahr hat es in seiner Festrede sehr gut gesagt. Er meinte: «Die Politiker sollen aufhören zu verhindern, sie sollen ermöglichen.» Ich kann die Aussage sehr gut nachvollziehen.
Ein grosser Diskussionspunkt in der Bevölkerung ist der Verkehr. Nur eine Hauptstrasse führt nach Mollis. Wie wollen Sie ein Verkehrschaos verhindern?
Eine zentrale Rolle in unserem Konzept spielen die Menschen. Zum einen die Bevölkerung im Glarnerland. Wenn wir ein guter Gastgeber sein wollen, ist an diesen Tagen niemand auf der Strasse. Die Kinder haben am Freitag schulfrei. Viele Firmen unterstützen uns, indem sie den Betrieb am Freitag schliessen. Weiter haben Behörden ihren Mitarbeitenden Homeoffice empfohlen.
Was empfehlen Sie den anreisenden Schwing-Fans?
Kommt früher und geht später! Und nehmt den Bus oder den Zug. Unser Konzept sieht vor, die Verkehrsarten zu trennen. Auf der Strasse wird es Abschnitte geben, wo nur ESAF-Verkehr stattfindet. Zum Beispiel ab der Ausfahrt Niederurnen und der Ausfahrt Weesen bis zum Festgelände. Die Hauptstrasse bleibt für die Bevölkerung immer offen. Übrigens: Die Einheimischen haben mir bisher sehr viel Freude bereitet.
Inwiefern?
Rund 9000 Leute aus der Umgebung nehmen Besucher bei sich zu Hause auf. Das ist fantastisch und zeigt, dass dieser Anlass von der ganzen Region getragen wird.
Geplant wurde mit einem Budget von 35 bis 40 Millionen Franken. Nun werden es einige Millionen mehr. Was sind die Hauptgründe dafür?
Die Machbarkeitsstudie liegt elf Jahre zurück. Seither wurde vieles teurer. Der Baukostenindex ist im Vergleich zu Zug 2019 um circa 20 Prozent gestiegen. Zudem rechnete man damals mit den Dimensionen von Frauenfeld und von Burgdorf. Seither wurde alles noch einmal grösser.
Die Diskussion wird immer geführt, wenn bald ein ESAF ansteht: Für viele Traditionalisten ist das Eidgenössische zu gross geworden. Gab es einen Moment, an dem Sie darüber nachgedacht haben, alles etwas kleiner zu machen?
Nein. Tausend Plätze weniger in der Arena bedeuten weniger Einnahmen. Aber wir wollten auch bewusst nicht grösser werden als Zug.
Schwingerkönig Kilian Wenger sagte im letzten Frühling im Blick über das ESAF: «Die Leute zahlen nichts, um die besten Musiker der Schweiz zu sehen. Das kann eigentlich nicht sein.» Auch in Mollis wird der Zutritt zur Festmeile gratis sein. Weshalb?
Diesen Hinweis hören wir oft. Die Kosten für die Umsetzung seiner Idee wären höher als die Einnahmen. Es sei denn, wir würden die Eintrittspreise so hoch ansetzen, dass es sich rechnet. Aber dann hätten wir bestimmt weniger Besucher. Das wollen wir nicht.
Was wäre denn so teuer?
Wenn wir einen Eintritt verlangen würden, müssten wir einen rund 22 Kilometer langen Zaun um das Festgelände aufstellen. Wir bräuchten Sicherheitsleute zur Überwachung. Ausserdem würde die Eingangskontrolle zu Verzögerungen von mehreren Stunden führen. Hinzu kommt das Thema Sicherheit. Wir rechnen am Sonntag mit bis zu 120’000 Menschen. Wenn in einem eingezäunten Bereich eine Massenpanik ausbricht, ist das brutal gefährlich. Ein weiteres Argument habe ich fast vergessen.
Welches?
Rund 30 Gemeinden sind vom ESAF betroffen. Diese geben einen beachtlichen Betrag an öffentlichen Geldern aus, um das Fest zu ermöglichen. Nun können wir die Bevölkerung nicht mit Eintrittskarten zufriedenstellen. Deshalb wollen wir ihnen die Möglichkeit geben, kostenlos am Fest teilzunehmen und es zu geniessen. Die Schwinger-Kultur soll für alle zugänglich sein, nicht nur für die, die zahlen.
Hatten Sie in den letzten Jahren während der Planung schlaflose Nächte?
Nein. Ich habe einmal von der Wetter-App geträumt. Dabei sah ich, dass es am Samstag hervorragend sei und am Sonntag bedeckt. Wenn das eintrifft, wäre das super.
Was geschieht, wenn es regnet?
Wir sind uns sicher, dass wir auch bei normalem Regenwetter das Fest mit einer mindestens ausgeglichenen Rechnung abschliessen können. Dafür haben wir genug Reserven im Budget eingeplant.
Auch dank der Sponsoren. So beliebt wie Schwingen ist, dürfte die Suche nach Geldgebern ein Selbstläufer gewesen sein.
Überhaupt nicht! Rund die Hälfte des Sponsoring-Budgets konnten wir im Rahmen der Erwartungen akquirieren. Der andere Teil ist Knochenarbeit.
Das heisst?
Man muss das Beziehungsnetz nutzen und ausbauen, viele Klinken putzen. Es braucht ein verkäuferisches Flair. Die Leute wollen wissen, was ihnen eine Partnerschaft bringt. Dank guter Überzeugungsarbeit haben wir unser Ziel erreicht. Aber wir sind natürlich weiterhin offen für neue Geldgeber (lacht).
Tönt so, als ob der Schwing-Boom etwas abgeflacht ist.
Das ist sehr schwer zu sagen. Bei uns wird es finanziell noch funktionieren. Aber auf den Eidgenössischen Schwingerverband kommen Fragen zu, die er bis zum ESAF 2031 oder spätestens bis zum ESAF 2034 lösen muss.
Welche sind das?
Eine Frage ist sicherlich die Grösse der Veranstaltung. Aber auch, ob das ESAF in Zukunft immer an den gleichen Orten stattfinden soll. Mögliche Eintrittspreise für das Festgelände müssen diskutiert werden. Ein weiteres heikles Thema ist die werbefreie Zone in der Arena.
Wie lukrativ wäre Werbung in der Arena?
Grundsätzlich hält der ESV an einer werbefreien Arena fest. Welche zusätzlichen Sponsoringeinnahmen das für ein ESAF-OK bedeuten könnte, kann ich nicht abschätzen. In anderen Sportarten haben Sponsoren bereits ihre Auftrittsmöglichkeiten in den Stadien. Ich bin gespannt, ob dies im Schwingsport dereinst ändern wird.
Sie haben auch die Grösse des Eidgenössischen angesprochen, wo stehen Sie in dieser Debatte?
Solange wir den Geist des ESAF spüren, wenn wir morgens zur Arena laufen, ist alles in Ordnung. Was ich damit meine: das friedliche Miteinander, ich kann mein Bier aus der Flasche trinken und meine Wurst mit dem Messer schneiden. Ich hoffe, das bleibt noch lange so.