Letzten Montag um 6.15 Uhr: Wicki-Trainer Daniel Hüsler erledigt in seinem Fitness-Tempel in Willisau die Büroarbeit. In diesem Moment klingelt beim ehemaligen Spitzenschwinger (Dritter am Eidgenössischen 1992) das Handy. Joel ruft an! Was ist denn jetzt schon los?
Hüsler geht mit einem mulmigen Gefühl ans Telefon. Er befürchtet, dass ihm sein Schützling so früh am Morgen mitteilen muss, dass der lädierte Oberschenkel nach dem siegreichen Comeback am Luzerner Kantonalen über Nacht stark angeschwollen ist. In Wahrheit hat die grosse Kilchberg-Hoffnung der Innerschweizer aber erfreuliche Nachrichten für seinen Übungsleiter: «Ich spüre körperlich kaum Nachwehen von diesem Wettkampf. Ich will dir das jetzt sagen, weil ich auf dem Weg zur Arbeit bin und danach mit meinem Bagger in einem Funkloch stecken werde.»
Joel, der Büezer
Eine Episode, die belegt, wie bodenständig der 24-jährige Entlebucher trotz seiner grossen Erfolge (13 Kranzfestsiege, Erstgekrönter am Eidgenössischen) geblieben ist. Während andere Spitzenschwinger ihr Arbeitspensum immer mehr reduzieren, gibt Joel auch neben dem Sägemehlring Vollgas.
Neben seiner Tätigkeit bei einem Bagger-Unternehmen absolviert der Baumaschinenmechaniker derzeit eine Zweitausbildung zum Landwirt. Kommt bei diesem Mammut-Programm die gewinnbringende Regeneration nicht zu kurz? «Im Fall von Joel ist es tatsächlich nicht einfach, das passende Zeit-Management zu finden», bestätigt Hüsler. «Aber in den nächsten Tagen wird auch er sich im Hinblick auf den Saisonhöhepunkt am Kilchberg voll auf das Training und auf das Therapieren seines Körpers konzentrieren.»
Anders ausgedrückt: Leidenschaftlich baggern wird Joel Wicki erst ab dem 27. September wieder.