Das ist das böseste Vater-Sohn-Duo der Schweiz!
Stefan und Thomas Burkhalter verzehren pro Tag fast zwei Kilo Fleisch

Das Nordostschweizerische Schwingfest in Mels wird am Sonntag eine ganz besondere Familiengeschichte beinhalten: Stefan Burkhalter ist der älteste Teilnehmer, sein Sohn Thomas steigt als Neo-Kranzer in den Ring.
Publiziert: 11.09.2021 um 17:07 Uhr
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Stefan Burkhalter ist für Sohn Thomas nicht nur der Lehrmeister im Sägemehlring. Der 18-Jährige absolviert auch sein drittes Lehrjahr als Landwirt auf dem väterlichen Bauernhof in Homberg TG. Neben den neun Milchkühen spielt auch Hund Norman eine tierisch wichtige Rolle im Burkhalter-Betrieb.
Foto: Sven Thomann
Marcel W. Perren (Text) und Sven Thomann (Fotos)

Der Burkhalter-Hof in Homberg, im Bezirk Frauenfeld, Kanton Thurgau, stellt für jeden Veganer einen realen Albtraum dar. «Mein Sohn Thomas und ich verzehren pro Tag mindestens 1,8 Kilo Fleisch und fast so viel Gemüse», rechnet Stefan vor und legt genüsslich ein mächtiges Tomahawk-Steak auf den Grill.

Der 18-jährige Thomas hat seinen Fleischkonsum im letzten Winter noch einmal ordentlich erhöht: «Vorher habe ich nur am Morgen, am Mittag und am Abend ein fettarmes Stück vom Rind oder vom Strauss gegessen. Aber dann habe ich gemerkt, dass ich nur dann eine ordentliche Schwingerpostur erhalte, wenn ich auch zum Znüni und zum Zvieri Fleisch esse.»

97 Kilo bringt der Jüngling mittlerweile auf die Waage. Bis spätestens in drei Jahren sollen es wie bei seinem Vater 118 Kilo sein. Den ersten Kranz hat Burki junior aber trotzdem schon in diesem Sommer gewonnen – am Schaffhauser Kantonalen belegte er den fünften Schlussrang. Damit gehört Thomas zu den jüngsten Kranzern in der Nordostschweiz, während sein Erzeuger mit 47 Lenzen auf dem Buckel der mit Abstand älteste Aktivschwinger in der Eidgenossenschaft ist. Im Gegensatz zu seinem Bub hat Stefan in dieser Saison aber noch keinen Kranz gewonnen.

«Eigentlich wollte ich ja schon vor dieser Saison aufhören», sagt der Schwägalp-Sieger der Jahre 2006 und 2010. «Aber dann habe ich erkannt, dass ich mich im nächsten Sommer gemeinsam mit meinem Sohn fürs Eidgenössische in Pratteln qualifizieren könnte. Das wäre für mich der perfekte Karriereabschluss.»

Die harte Hand des Vaters

Burkhalter betont aber, dass er für dieses Ziel seinem Buben noch ein paar richtig «böse» Dinge beibringen muss: «Thomas schwingt zwar technisch gut, aber im Zweikampf geht ihm noch mein Killerinstinkt ab. Er ist generell sehr viel sensibler als ich.»

Gleichzeitig macht der zweifache Eidgenosse kein Geheimnis daraus, dass er mit seinem Stammhalter nie zimperlich umgegangen ist: «Wenn mir Thomas in seiner Teenagerzeit zweimal widersprochen hat, habe ich ihm eine geknallt.»

Thomas glaubt nicht, dass ihm die Ohrfeigen geschadet haben. «Ich bin zwar in der Tat sehr sensibel, aber ich halte nichts von antiautoritärer Erziehung. Mein Vater hat mir mit seinen Methoden den nötigen Respekt gegenüber Erwachsenen beigebracht, das hilft mir sehr. Leider geht dieser Respekt heute vielen Jungen ab. Ich habe schon zugehört, wie Kinder ihre Eltern mit Schimpfwörtern eindeckten. Das finde ich ganz schlimm!»

Dass Thomas seinem Papa besonders viel Respekt entgegenbringt, unterstreicht auch die Tatsache, dass er sein drittes Bauernlehrjahr auf dem elterlichen Landwirtschaftsbetrieb absolviert. Und nach dieser Schwingsaison soll diese besondere Vater-Sohn-Beziehung dann richtig tief unter die Haut gehen: «Thomas und ich werden gemeinsam zum Tätowierer fahren und uns das Team-Burkhalter-Logo in den Nacken stechen lassen.»

Sennas dunkler Schatten über Burkhalters Premiere

Jetzt ist aber erst einmal Zeit für eine Tasse Kaffee, kombiniert mit einem zünftigen Salamibrot. Die Burkhalters setzen sich für diese Zwischenmahlzeit vor den Open-Air-Fernseher, welcher direkt neben dem Grill steht. «Hier ziehe ich mir nach einem Schwingfest am liebsten die Aufzeichnung eines Formel-1-GP rein», erzählt Stefan und deutet mit seiner Hand in Richtung Süden. «Die Formel 1 interessiert mich auch deshalb, weil Mercedes-Rennchef Toto Wolff nur eine Viertelstunde von unserem Hof entfernt wohnt. Und auch Sebastian Vettel hat seinen Wohnsitz unweit von hier.»

Der erste Burkhalter-Kranz wird übrigens von einem tragischen Ereignis in der Formel 1 überschattet: «Ich habe mein erstes Eichenlaub am 1. Mai 1994 anlässlich des Thurgauer Kantonalen in Nussbaumen gewonnen. An diesem Sonntag ist Ayrton Senna in Imola tödlich verunglückt.»

Mittlerweile hat «Oldtimer» Burkhalter 108 Kränze und 4 Kranzfestsiege auf dem Konto. Am Tag nach einem Schwingfest setzt Stefan seit vielen Jahren auf ein besonders fleischiges Ritual: «Wenn ich am Sonntag erfolgreich gekämpft habe, gönne ich mir am Montagabend immer ein Filet. Aber wenn ich schlecht geschwungen habe, gibts am Tag danach lediglich einen Cervelat zum Znacht.»

Für seinen Zmorge am Sonntag war das Einteilungskomitee am NOS in Mels mit Papa Burkhalter noch gnädig: Mit Lars Geisser (32, 18 Kränze) bekommt er im ersten Gang einen Mittelschwinger serviert.

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