Auf einen Blick
- Armon Orlik will Schwingerkönig werden
- Der Bündner engagiert sich für nachhaltige Mobilität
- Seit Oktober darf er seinen Traumjob ausüben
Die Wirtin des Seegartenkellers in Rapperswil-Jona SG reagiert entsetzt auf die Worte von Armon Orlik (29). «Du bist ja wahnsinnig!», platzt es aus ihr heraus. Orlik muss schmunzeln. Trotz Schneesturm und Temperaturen rund um den Gefrierpunkt fuhr der Schwinger mit dem Velo zum Interview-Termin. Für ihn nichts Ungewöhnliches. Er wählt, wenn immer möglich, das Velo oder die öffentlichen Verkehrsmittel.
Der 23-fache Kranzfestsieger setzt sich für nachhaltige Mobilität ein. «Ich engagiere mich in Rapperswil für die Organisation Pro Velo.» Auf eine mögliche Karriere als Politiker angesprochen, winkt er ab. Sein Fokus liegt aktuell auf anderen Dingen.
Brutale Einheit nach den Ferien
2025 will Orlik seine Schwinger-Karriere in Mollis GL krönen. Aus seinen Ambitionen macht er kein Geheimnis: «Ich will Schwingerkönig werden.» Orlik gehört zu den Topfavoriten. Zuletzt stand er am Jubiläumsfest in Appenzell im Schlussgang. Dort unterlag er dem Berner Fabian Staudenmann (24), der die ganze Saison lang ungeschlagen blieb. «Defensiv ist er für mich der Beste unter den Spitzenschwingern. Da ist er auch stärker als Samuel Giger.»
Mit dem Schwingerkönigstitel vor Augen geht Orlik in jedem Training an seine Grenzen und darüber hinaus. Unter der Leitung von Robin Städler stählt er seine Muskeln zusammen mit den Spitzenschwingern Werner Schlegel (22) und Damian Ott (24). An das erste Training nach seinen Ferien hat er besonders schmerzhafte Erinnerungen. «Ich hatte tagelang Muskelkater. Bei Robin gibt es kein lockeres Training. Da geht es sofort wieder zur Sache.»
Sein Traumjob hilft dem Klima
Nach dem harten Training unter der Woche beschäftigt sich Orlik an den freien Wochenenden gerne intensiver mit seiner zweiten grossen Leidenschaft – dem Holzbau. «Ich lese sehr viel darüber oder schaue mir Videos dazu an.» Seit Anfang Oktober darf er seinen Traumjob ausüben.
Bei einer Firma in Rapperswil-Jona ist er als Holzbauingenieur angestellt. «Ich bin dort angekommen, wo ich immer hinwollte.» Die Faszination für den Holzbau entdeckte Orlik während seines Bauingenieur-Studiums. Ihm gefällt unter anderem, wie modern der Holzbau ist. «Zudem finde ich es toll, dass wir etwas Gutes fürs Klima machen. Holz bindet CO₂ im Gegensatz zu Beton oder Stahl.»
Arbeitspensum bleibt gleich
Auch die Zusammenarbeit mit den Leuten aus der Branche macht ihm viel Spass. Nicht selten werde in den Pausen über das Schwingen diskutiert. «An den Fragen merkst du jeweils schnell, ob sie etwas vom Schwingen verstehen. Wenn jemand wissen will, ob der Sand nicht kratzt, weisst du, dass er nicht ganz so tief im Thema drin ist», erzählt Orlik schmunzelnd.
Obwohl der Bündner im Sägemehl grosse Ambitionen hat, will er sein Arbeitspensum von 50 Prozent nicht weiter reduzieren. «Ich habe gerne einen Rhythmus. Dieser passt aktuell für mich.» Inzwischen hat es aufgehört zu schneien. Orlik schwingt sich auf sein Velo und fährt davon.