Schwingerkönig Nöldi Forrer (45) kann sich einen Spruch nicht verkneifen. Nach der Vorpremiere seines Dokumentarfilms sagt er in Richtung Regisseur Alex Kleinberger: «Für einen Zürcher hat er das gut gemacht.» Kleinberger kontert: «Für einen Bergler hat er das auch nicht so schlecht gemacht.» Gelächter im Kinosaal in Wattwil SG.
Sechs Jahre lang begleitete der Zürcher den Toggenburger mit der Kamera. Die Aufnahmen zeigen den steinigen Weg zur magischen Marke von 150 Kränzen. Am 29. August kommt die Doku «Nöldi Forrer – Ein Wille aus Titan» in die Kinos. Der Schwingerkönig von 2001 sah die Endfassung am Samstagabend zum ersten Mal und zeigt sich zufrieden.
Auch wenn es ihm teilweise unangenehm war. «Es ist speziell, einen ganzen Film über sich selbst zu sehen. Ich wäre gerne zwei-, dreimal irgendwo zwischen den Stühlen verschwunden.» Für besonders viele Lacher sorgte eine Szene, in der sich die beiden Schwingerkönige Ernst Schläpfer (68) und Nöldi Forrer uneinig sind.
Es bleibt ein Geheimnis
Fakt ist: Beide sind der steilen Strecke der Muottas-Muragl-Bahn im Engadin entlanggelaufen. Damals trafen sich die besten Nordostschweizer zu einem Trainingslager im Hinblick auf das Eidgenössische Schwingfest in Nyon 2001. «Ich machte den Schluss», erzählt Schläpfer. Dem stimmt Forrer noch zu, doch dann gehen ihre Erzählungen auseinander.
Laut Forrer stiegen einige Mitglieder seines Klubs in die Bahn ein. «Als ich Ernst einsteigen sah, habe ich ihm gepfiffen und gesagt, dass wir sicher nicht einsteigen, sondern hochlaufen.» Bei Schläpfer tönt es genau umgekehrt: «Ich sah Nöldi einsteigen und habe ihm gepfiffen und gesagt, er soll raus und hinauflaufen.» Gemeinsam zu Fuss sind sie schliesslich als Letzte oben angekommen. Was davor geschah, bleibt ihr Geheimnis.
Harte Zeit für den Regisseur
Die Rückmeldungen der knapp 90 geladenen Gästen fallen positiv aus. Unter ihnen befanden sich mit Schläpfer und Thomas Sutter (50) zwei Schwingerkönige. Ihnen gefiel der Film ebenso wie Mundartsänger Marc Trauffer (45), ein Freund von Forrer, und dem Eidgenossen Damian Ott (24), der bis zuletzt mit dem König trainierte. «Seine Willenskraft ist beeindruckend. Da kann ich noch viel von ihm lernen.»
Regisseur Kleinberger schmeicheln die Komplimente. Denn die Doku verlangte ihm alles ab. Über 120 Stunden Filmmaterial hat er über sechs Jahre gesammelt. «Der Berg an Aufnahmen erschlug mich fast.» Teilweise brauchte er zwei Tage, bevor er einen ersten Schnitt machen konnte. «Ich habe mich in Ferienhäuser eingeschlossen, um in Ruhe daran zu arbeiten.»
Wutausbruch bei Forrer
Nebst dem vielen Material forderten ihn auch Ereignisse wie die Corona-Pandemie heraus. «Teilweise wusste ich nicht mehr weiter.» Auch die Zusammenarbeit mit Forrer sei nicht immer leicht gewesen. «Manchmal war ich unerwünscht. Er schickte mich weg, wollte nicht gefilmt werden.» Kleinberger liess das unbeeindruckt. «Die Abneigung perlt an mir ab.»
Zu einem kleineren Wutausbruch des Schwingerkönigs kam es im Vorfeld der Kino-Premiere. Er sollte ein paar Leute anrufen und sie einladen. «Als ich ihn daran erinnerte, schnauzte er mich an. Ich soll verschwinden, er sei im Stress», erzählt Kleinberger. Inzwischen ist alles vergessen. Am Samstagabend sassen sie noch bis weit nach Mitternacht zusammen und stiessen mehrfach auf ihr gemeinsames Werk an.