Wer am Sonntag triumphiert, dürfte eines Tages ein ganz grosser Schwinger werden. Dies zeigt ein Blick auf die Siegerliste des Eidgenössischen Nachwuchsschwingertages. Dort finden sich unter anderem die Namen der Könige Kilian Wenger und Joel Wicki oder die von Samuel Giger und Adrian Walther.
In den Jahrgängen 2007 bis 2009 messen sich die besten Nachwuchsschwinger des Landes. Zu den grössten Favoriten im ältesten Jahrgang gehört der Berner Thomas Wüthrich (16). Er ist einer von zwei, der bei den Aktiven bereits zwei Kränze gewinnen konnte. Zuletzt am Bündner-Glarner in Davos.
Die «bösen» Gene hat er von seinem Vater. Bernhard Wüthrich gewann 1999 das Oberaargauische Schwingfest. «Er gibt mir viele Tipps», erklärt der Sohn. Schon als Kind stand Wüthrich im Sägemehl. Die ersten Saisons liefen gut. «Dann verlor ich die Begeisterung. Andere Dinge waren mir plötzlich wichtiger.»
Maurersteine als Gewichte
Zum Beispiel die Arbeit auf dem elterlichen Bauernhof. 60 Hektaren Land und 60 Hektaren Wald müssen bewirtschaftet werden. Am liebsten schraubt Wüthrich an den Maschinen herum und fährt mit ihnen durch die Gegend. Zurzeit absolviert der junge Mann aus Trub BE eine Lehre als Automobil-Fachmann.
Sein handwerkliches Geschick kam seiner Schwinger-Karriere zugute. Früher richtete er sich zu Hause einen eigenen Kraftraum ein. «Ich nahm, was herumlag.» Maurersteine dienten als Gewichte. «Mit denen ging das Bankdrücken wunderbar.» Auch Seilzüge baute sich Wüthrich selbst. Heute ist er ein echter Kraftprotz. Der 1,80 Meter grosse Emmentaler bringt 110 Kilo auf die Waage.
Klubkollege von Giger fordert ihn
Dass er wieder Freude am Schwingen hat, verdankt er den Aktiven des Schwingklubs Trub. Sie überredeten ihn, wieder ins Training zu kommen. Seither brennt er für den Nationalsport.
In der letzten Einheit vor dem grossen Auftritt am Sonntag in Sion VS tankt Wüthrich Selbstvertrauen. Einen Trainingskollegen nach dem anderen vergräbt der Fan der SCL Tigers im Sägemehl. «Ich bin bereit», bilanziert er lachend.
Mehr zum Schwingen
Im ersten Gang trifft er auf einen Vereinskollegen von Samuel Giger. Aron Schönholzer gehört wie der Unspunnensieger dem Schwingklub Ottenberg an. Der Thurgauer zählt neben Wüthrich zum engsten Favoritenkreis auf den Festsieg und den damit verbundenen Lebendpreis.
Darauf könnte der Berner auch verzichten. «Ich bin nicht der grösste Tierfan», gibt er zu. Kein Problem hätte er mit dem Siegermuni vom nächsten Berner Kantonalen. Diesen kennt er bereits bestens. Er steht auf dem Hof seines Vaters und heisst «Baron von Trub».