Sage und schreibe 19 Eidgenossen standen sich am Sonntag im Berner Jura im Sägemehl gegenüber. Unter ihnen auch der letzte aktive Berner König, Kilian Wenger (33). Sein letzter Festsieg ist schon bald zwei Jahre her. Am Sonntag machte Wenger den Anschein, diese lange Durststrecke zu beenden. Die Wundertüte Wenger, wie ihn manche auf den Rängen nannten, schwang sich munter durch das Fest, bis ihm die Kampfrichter im fünften Gang den erst 20-jährigen Lars Zaugg zuwiesen.
Und an ihm biss er sich die Zähne aus. Die Sekunden liefen davon, doch dann holte der Oberländer zum Befreiungsschlag aus: Wenger legte den Emmentaler auf den Rücken, das Publikum jubelte mit dem erleichterten König mit – und wurde augenblicklich wieder stumm. Der Kampfrichter gab den Sieg nicht. Pfiffe von den Rängen wurden laut, welche vom Speaker augenblicklich verurteilt wurden. «Wir sind hier nicht bei einem Fussballmatch – die Entscheide der Kampfrichter sind zu respektieren», tönte es aus den Lautsprechern. Eine klare Ansage an die Schwing-Fans im nicht ausverkauften Stadion in Tramelan.
Auf der TV-Uhr wars rechtzeitig
Zumindest der Blick auf die Fernsehbilder zeigt: Der Kampfrichter lagen wohl falsch. Wenger legte Zaugg eine Sekunde vor Ablauf der Zeit auf den Rücken. So jedenfalls zeigte es die TV-Uhr an. Für die Kampfrichter war die Zeit aber schon eine Sekunde drüber. Klar ist: Hätte der König in diesem fünften Gang den Sieg anstatt einem Gestellten geholt, hätte er den Festsieg schon fast auf sicher gehabt.
Das Ironische an der ganzen Sache? Am Oberaargauischen Ende Mai spielte die Stoppuhr ebenfalls eine zentrale Rolle. Dort konnte Wenger gegen Adrian Odermatt (22) nur gewinnen, weil der Kampfrichter den Gang eine grosszügige Minute über die reguläre Zeit hinaus laufen liess.