Die (Fussball)verrückte Absage
Fritz Uhlmann ist dem grossen Wurf am Unspunnen zweimal ganz nahegekommen – 1962 und 1976 wurde der im Emmental gross gewordene Metzger erst im Schlussgang gestoppt. Die besten Chancen auf diesen Titel hätte der beste Kumpel des dreifachen Königs Ruedi Hunsperger 1968 gehabt. In diesem Sommer triumphierte der «Fridu» mit sechs Eidgenossen auf dem Notenblatt am Innerschweizerischen. Doch nach dieser Heldentat verzichtete der böse Fussball-Fan nicht zuletzt wegen der Berner Young Boys auf den Saisonhöhepunkt. «Kurz vor dem Unspunnen war mein Körper einfach leer. Ich habe gespürt, dass ich Ferien brauche. Und weil an diesem Sonntag auch noch YB gegen den FCZ gespielt hat, bin ich lieber zum Match nach Zürich als zum Schwingen nach Interlaken gefahren», offenbart der mittlerweile 80-jährige Uhlmann. Gelohnt hat es sich mässig: YB ging in Zürich mit 0:3 unter, Köbi Kuhn und Fritz Künzli trafen.
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Der einzige Titelträger aus dem Welschland
Eine grosse Affinität zum runden Leder hat auch Ernest Schläfli (78). «Ich habe bis zum zwanzigsten Lebensjahr Fussball gespielt und träumte von einer Karriere in der Nationaliga A. Aber als ich mein Auto für den Service in die Garage gebracht habe, ist mir der Präsident des örtlichen Schwingklubs begegnet. Am selben Abend habe ich mein erstes Training absolviert», erinnert sich der Landwirt aus Posieux FR. Schläfli hat sich in kürzester Zeit zum König der Südwestschweiz entwickelt – 103 Kränze (fünf Eidgenössische) lagern in seiner Vitrine. Und 1976 triumphierte er mit dem Schlussgang-Erfolg über YB-Anhänger Uhlmann als bislang einziger Romand am Unspunnen. Das riesige Interesse am Fussball hat Schläfli aber auch deshalb nie verloren, weil seine Tochter Ex-YB-Mittelfeldspieler Joël Descloux geheiratet hat.
Der tragische Held
Der Hasliberger Christian von Weissenfluh präsentierte sich 1993 in einer gigantischen Verfassung. Im Brünig-Schlussgang machte er den Appenzeller Thomas Sutter im ersten Zug platt. Fünf Wochen später fegte er zeitweise wie ein Tornado über den Unspunnen. Mit Matthäus Huber, Hugo Cozzio, Peter Suter, Urs Matter und Gabrierl Yerli legte «CvW» fünf renommierte Eidgenossen aufs Kreuz. Im Schlussgang wartete wie beim Bergklassiker der damals 20-jährige Sutter auf «Chrigel». Entsprechend selbstbewusst marschierte von Weissenfluh in den Ring. «Obwohl mir ein Remis für den Festsieg genügt hätte, wollte ich das Duell mit Thomas erneut im ersten Zug entscheiden, doch diese Strategie ging schmerzlich daneben!» Was ist passiert? Der heute 58-Jährige riss sich bei diesem Kurz-Versuch das Kreuzband! Somit war nicht nur der Unspunnen-Titel, sondern auch die erste grosse Flugreise futsch. «Ursprünglich wollte ich drei Tage nach dem Unspunnen in die USA fliegen, um an der Westküste an einem von Amerika-Schweizern organisierten Schwingfest teilzunehmen. Stattdessen musste ich mich auf den OP-Tisch begeben.»
Übernächtigte Kampfrichter
Der Schwyzer Martin Grab setzte sich im Unspunnen-Schlussgang von 2006 zwar blitzsauber gegen Titelverteidiger Jörg Abderhalden durch, aber in anderen Zweikämpfen wurden an diesem Tag von den Kamprichtern einige besonders fragwürdige Entscheidungen getroffen. Der Aargauer Top-Kamprichter André Bergmann, der 2007 souverän den ESAF-Schlussgang in Aarau leitete, lieferte ein paar Jahre später im Gespräch mit Blick den möglichen Grund für die Fehlurteile: «Für mich war es immer selbstverständlich, dass ich am Abend vor einem Wettkampf um 22 Uhr im Bett lag. Umso geschockter war ich, als ich in Interlaken feststellen musste, dass sehr viele Kollegen erst um 2.30 Uhr schlafen gegangen sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man auf diese Weise beim Anschwingen morgens um 8 Uhr fit sein kann.»
Eine schrecklich böse Familie
Der Berner Niklaus Gasser hat mit seinem Unspunnen-Triumph 1987 eine besondere Familien-Tradition fortgesetzt. 1955 siegte sein Onkel Hansueli Gasser punktgleich mit Hans Münger, 1968 hat «Chlöisus» Götti und Onkel Peter Gasser in Interlaken obenaus geschwungen.