ESV-Boss Stefan Strebel (46) hat sich mit Schwingerkönig Nöldi Forrer (44) schon einige giftige Duelle geliefert. Im Sägemehl sind sich der Aargauer Metzgermeister und der königliche Käser aus dem Toggenburg zwar nur einmal begegnet – am Eidgenössischen 2004 in Luzern hat Forrer den dreifachen Eidgenossen im fünften Gang platt gemacht. Bekämpft haben sich die beiden Schwergewichte aber in der Folge immer wieder medial, so wie im Januar 2021.
Strebel wollte in dieser Corona-Phase in seiner neuen Rolle als Technischer Leiter beim Bundesamt für Sport eine Trainingsöffnung für die besten 120 Schwinger erzielen, Forrer sprach sich indes im Blick gegen eine Zweiklassengesellschaft aus. Strebel bezeichnete Forrer kurz darauf öffentlich als «Cervelat-Promi», was der Schwingerkönig von 2001 natürlich nicht auf sich sitzenliess. «Ich mag seinen Namen nicht mehr nennen. Aber wenn ich von dem rede, der sich besonders gerne in den Medien präsentiert, egal ob auf dem Kamel sitzend oder beim Impfen, dann weiss in der Schwinger-Szene sowieso jeder, wen ich meine», konterte Nöldi in der «Südostschweiz».
Ungeschriebene Gesetze ignoriert
Der Gigant aus Stein SG gehörte auch zu Strebels grössten Kritikern, als dieser beim letzten Eidgenössischen in Pratteln BL im Anschwingen Titelverteidiger Christian Stucki mit dem damaligen Nicht-Eidgenossen Damian Ott einteilte. «Damit hat er einmal mehr gezeigt, dass er auf ungeschriebene Gesetze keine Rücksicht nimmt!»
Doch am Donnerstag machte der mächtigste Schwinger-Funktionär mit der Präsentation der Unspunnen-Spitzenpaarungen beim Rekordkranzer wieder einmal Punkte gut. Forrer: «Die Paarung Pirmin Reichmuth gegen Matthias Aeschbacher hätte ich zwar nicht gemacht. Die restlichen Einteilungen gefallen mir aber ganz gut. Ich finde es lässig, dass mit Nick Alpiger und Lario Kramer zwei besonders ruppige Kämpfer aufeinanderprallen. Und natürlich freue ich mich ganz besonders auf das ultimative Spitzenduell zwischen Brünig-Triumphator Samuel Giger und dem siebenfachen Saisonsieger Fabian Staudenmann.»
Strebel erntet mit seiner Einteilung aber längst nicht von allen Fachleuten Beifall. Christian Stucki hat anfangs Woche im Blick-Podcast Einteiler gespielt. «Giger und Staudenmann haben sich ja erst vor knapp vier Wochen auf dem Brünig duelliert, deshalb würde ich in Interlaken eine Top-Begegnung kreieren, die es schon länger nicht mehr gegeben hat.» Aber Strebel hat nun fast ausnahmslos Revanche-Paarungen angefertigt. Und das ist der Grund, warum er vom Diemtigtaler Roland Knutti ein ungenügendes Zeugnis erhält.
Knutti, der als Technischer Leiter der Berner Oberländer bei zahlreichen Kranzfesten in der Einteilung tätig war, poltert: «Von einem Technischen Leiter des ESV erwarte ich, dass er immer wieder neue, attraktive Duelle kreiert. Stattdessen serviert er uns jetzt zum ungefähr siebten Mal Kilian Wenger gegen Armon Orlik. Dabei wäre der Bündner als amtierender Nordost- und Südwestschweizer-Sieger der perfekte Auftakt-Gegner für Fabian Staudenmann gewesen. Die beiden haben nämlich seit Orliks Sieg 2019 in Zug nie mehr gegeneinander gekämpft.»
Knutti hässig wegen Strebel
Giger hätte Knutti gerne im Zweikampf mit Rigi-Champion Pirmin Reichmuth gesehen. «Samuel und Pirmin haben noch überhaupt nie bei einem Kranzfest zusammen gegriffen. Ich kenne extrem viele Schwingerfreunde, die sich nach diesem Duell sehnen. Stattdessen trifft Reichmuth nun wie vor vier Wochen auf dem Brünig auf Matthias Aeschbacher. Sehr wahrscheinlich wird Strebel bis zum Ende seiner Amtszeit im Jahr 2025 in der Einteilung auf die Wiederholungstaste drücken, was mich richtig hässig macht.»
Samuel Giger – Fabian Staudenmann
Matthias Aeschbacher – Pirmin Reichmuth
Armon Orlik – Kilian Wenger
Michael Ledermann – Sven Schurtenberger
Werner Schlegel – Curdin Orlik
Benjamin Gapany – Joel Strebel
Matthieu Burger – Damian Ott
Lario Kramer – Nick Alpiger
Domenic Schneider – Adrian Walther
Patrick Räbmatter – Mario Schneider
Samuel Giger – Fabian Staudenmann
Matthias Aeschbacher – Pirmin Reichmuth
Armon Orlik – Kilian Wenger
Michael Ledermann – Sven Schurtenberger
Werner Schlegel – Curdin Orlik
Benjamin Gapany – Joel Strebel
Matthieu Burger – Damian Ott
Lario Kramer – Nick Alpiger
Domenic Schneider – Adrian Walther
Patrick Räbmatter – Mario Schneider
Nöldi Forrer ist aber davon überzeugt, dass am kommenden Sonntag nach dem ersten Unspunnen-Gang auch Knutti von der dritten Wiederholung von Giger gegen Staudenmann schwärmen wird. «Beim Anschwingen in Pratteln ist im Zweikampf zwischen Samuel und Fabian zwar nicht viel passiert. Und auch auf dem Brünig haben sie sich mit einem Gestellten getrennt. Dieser Brünig-Gang war aber sehr spektakulär, wenn er zwei Minuten länger gedauert hätte, hätte es einen Sieger gegeben. Deshalb glaube ich fest daran, dass wir nun am Unspunnen eine grandiose Fortsetzung erleben werden.»