Stefan Strebel (47) ist in vielerlei Hinsicht ein ungewöhnlicher technischer Leiter des Eidgenössischen Schwingerverbands. Der Aargauer hört lieber Techno als Ländler. Und sein grösstes Vorbild ist nicht ein Eidgenosse, sondern Schwedens Fussball-Gott Zlatan Ibrahimovic. Wie das geniale Grossmaul aus Malmö spricht auch der dreifache Kranzfestsieger immer Klartext.
So auch nach dem Jubiläumsschwinget in Appenzell.
Nachdem die gestellten Gänge im Anschwingen zwischen Fabian Staudenmann und Werner Schlegel sowie Joel Wicki und Samuel Giger trotz hoher Intensität nicht mit je einer 9, sondern je 8,75 Punkten benotet wurden, platzte dem sechsfachen Berner Eidgenossen Christian Oesch (55) der Kragen: «Staudenmann/Schlegel und Wicki/Giger haben im Anschwingen ganz klar die spektakulärsten Leistungen geliefert. Dass sie nicht besser benotet wurden, ist eine Sauerei.»
Strebel gesteht falsche Notengebung ein
Für Aufregung sorgte auch die Entscheidung im Zweikampf zwischen Matthias Aeschbacher und Michael Gwerder kurz vor der Mittagspause: Obwohl der Emmentaler den Schwyzer platt auf den Rücken gelegt hatte, wurde «Aeschbi» nicht mit der Note 10, sondern lediglich mit 9,75 Punkten «belohnt».
ESV-Boss Strebel hat die Bilder dieses Gangs am Tag danach noch einmal genau unter die Lupe genommen. Sein Urteil ist klar: «In diesem Wurf hat es kein Stocken gegeben. Deshalb hätte Aeschbacher für diese Aktion auf jeden Fall die 10 erhalten müssen.»
Mehr zum Schwingen
Und was sagt der «Zwilchhosen-Zlatan» zu den Kampfrichtern, welche die attraktiven Gestellten der Favoriten im ersten Gang nicht mit der Maximalnote für ein Unentschieden bewertet haben? «Für mich war der Gestellte zwischen Staudenmann und Schlegel eine diskussionslose 9. Bei Wicki/Giger ist es nicht ganz so deutlich. Ich hätte aber auch in diesem Duell zur Vergabe der Note 9 tendiert. Wir werden diese Gänge an der Kampfrichter-Sitzung am kommenden Donnerstag auf jeden Fall noch einmal gebührend aufarbeiten.»
Fehlentscheidung kostet Aeschbacher den zweiten Rang
Strebel ist sich aber schon jetzt bewusst, dass die geizige Punktevergabe der Kampfrichter stark mit seiner Person verknüpft ist: «Ich habe die Kampfrichter vor dem Anschwingen in Appenzell darauf aufmerksam gemacht, dass in dieser Kranzfestsaison zu viele gestellte Gänge mit der 9 belohnt wurden. Ich wollte eine klare Linie hereinbringen und dafür sorgen, dass einzig die besonders attraktiven Gänge mit der Maximalnote punktiert werden. Dass der Kampf Staudenmann/Schlegel dennoch nur mit 8,75 benotet wurde, ist wohl darauf zurückzuführen, dass meine Worte die Kampfrichter bei der Punktevergabe zu stark eingebremst haben.»
Während das Kapitel Jubiläumsschwinget für den Berner Staudenmann mit dem Festsieg dennoch ein Happy End fand, ist der Toggenburger Schwarzsee-Triumphator Schlegel nach der Fehlentscheidung komplett aus dem Konzept geraten (12. Schlussrang). Aeschbacher hat in der Endabrechnung exakt ein Viertelpunkt zum zweiten Schlussrang gefehlt. Das ist der Viertelpunkt, der ihm im Gang gegen Gwerder zu Unrecht verweigert wurde.