Wenn einer dieser Saison seinen Stempel aufgedrückt hat, ist es Fabian Staudenmann (23). Keinen einzigen Gang hat er in diesem Sommer verloren. Zuletzt gelang dieses Kunststück Samuel Giger (25) in der Saison 2018. Der Ostschweizer absolvierte damals allerdings «nur» sechs Kranzfeste, was 36 Gänge ergibt. Staudenmann hingegen ist an neun Kranzfesten angetreten. Hat 18 Gänge mehr absolviert als Giger damals, was diese Leistung noch mal in ein anderes Licht rückt.
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Was macht diesen Berner so stark? Was auffällt: Staudenmann lässt sich kaum aus der Ruhe bringen. In Gesprächen büschelt er seine Antworten stets kurz im Kopf, bevor er ruhig und überlegt Auskunft gibt. Tritt er ins Sägemehl, nimmt er sich Zeit für seine Rituale. Absolviert stets den gleichen Dehnungsablauf. Lässt eine Faust voll Sägemehl durch die Hände rieseln. Und netzt die Finger an, bevor er die Hosen seines Gegners greift. «Ich bilde mir ein, so besser greifen zu können», erklärte der Mittelländer seinen Tick während der Saison.
Zwei Herausforderungen auf einen Schlag
Dass solche Routinen die sportliche Leistung optimieren können, haben diverse Studien bereits belegt. Doch Staudenmanns Überflug erklären die paar Ticks noch lange nicht. Liegt es also an seinem Beruf? Denn während viele Schwinger im Alltag sehr körperliche Jobs ausüben, fordert Staudenmann vor allem sein Hirn. Um seinen Traum vom Mathematikstudium zu verwirklichen, muss er die Passerelle bestehen. «Ich bin fast den ganzen Tag am Lernen oder Trainieren», erzählt er Blick anfangs Saison. Für die Regeneration des Körpers hat Zahlenmensch Staudenmann also reichlich Zeit.
Mit dem Lernen während der Saison hat er es allerdings nicht immer so genau genommen. Er sei nicht der Typ, der vier Stunden am Stück ruhig am Tisch sitzen und büffeln kann. Nun allerdings muss er nochmals ordentlich Gas geben. Staudenmann stehen nicht nur im Sägemehl entscheidende Tage an. Nebst der Vorbereitung für den Saisonhöhepunkt gilt es, auch noch sämtlichen Prüfungsstoff ins Kurzzeitgedächtnis zu schaufeln. Denn schon nächste Woche stehen die letzten Abschlussprüfungen in Bern an. Falls der Festfavorit tatsächlich seine Rolle erfüllt, liegt eine ordentliche Party erst nach den Prüfungen drin.