Favoriten, Zeitplan und Geschichte
Alles Wichtige zum Unspunnen Schwinget

Nur alle sechs Jahre findet er statt: der Unspunnen Schwinget. 2023 ist es wieder so weit und in Interlaken wird ins Sägemehl geschritten. Das Wichtigste zu diesem Traditionsanlass gibts hier.
Publiziert: 17.08.2023 um 18:02 Uhr
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Aktualisiert: 24.08.2023 um 09:17 Uhr
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Die Arena des Unspunnen Schwinget befindet sich in malerischer Kulisse.
Foto: Sven Thomann

Was ist der Unspunnen Schwinget?

Der Unspunnen Schwinget findet nur alle sechs Jahre statt und das immer im Jahr nach einem Eidgenössischen. Er zählt seit 1987 neben dem Eidgenössischen und dem Kilchberger Schwinget zu den wichtigsten Schwingfesten. Diese drei sind die einzigen eidgenössischen Anlässe der Schwinger.

Ebenfalls eidgenössischen Charakter hat der Expo-Schwinget. Dieser findet allerdings einzig im Rahmen von Schweizerischen Landesausstellungen statt. Letztmals wurde er 2002 ausgetragen – Martin Grab bezwang im Schlussgang Arnold Forrer.

Wann und wo findet der Unspunnen Schwinget statt?

Der Unspunnen Schwinget ist jeweils der Höhepunkt der Saison, in der er stattfindet. Er findet als krönender Abschluss Ende August/Anfang September statt.

Bis 2006 (der Schwinget musste 2005 wegen Überschwemmungen um ein Jahr verschoben werden) fand er in unmittelbarer Nähe zur Burgruine Unspunnen statt. Da die Popularität des Schwingsports stetig stieg, wurde er 2011 auf die Höhematte mitten in Interlaken verlegt. Bei der letzten Austragung 2017 wurde dort eine Arena für 15'000 Zuschauer aufgebaut.

Wo kann ich den Unspunnen Schwinget mitverfolgen?

Die Tickets für dieses besondere Schwingfest gelangen nicht in den öffentlichen Verkauf. Sie sind heiss begehrt und werden via ESV an die Schwingklubs verteilt.

Wer nicht zu den glücklichen Besitzern eines Tickets gehört, kann den Unspunnen Schwinget trotzdem vom ersten bis zum letzten Gang mitverfolgen. Das Schweizer Fernsehen überträgt ab 7.20 Uhr den ganzen Tag live auf SRFzwei.

Geschichte des Unspunnen Schwinget

Das Berner Oberland war zwischen 1798 und 1803 ein eigener Kanton, Stadt und Land waren einander gleichgestellt. Doch dann drängte Napoleon der Schweiz 1803 eine neue Verfassung auf und das Berner Oberland verlor seinen eigenen Status.

Auch die politischen Rechte wurden aufgehoben, worunter die ländlichen Gebiete besonders litten. Grund genug für vier Stadtberner, die dadurch stark geschädigten Volksbräuche wiederzubeleben und damit gleichzeitig für eine Versöhnung zwischen Stadt und Land zu sorgen.

So fand am 17. August 1805 erstmals das helvetische Alphirtenfest mit Umzug und Wettbewerben in Gesang, Schiessen, Schwingen, Steinstossen und Alphorn spielen statt – das Unspunnenfest. Drei Jahre später wurde es erneut durchgeführt. Allerdings konnte die Versöhnung zwischen Stadt und Land nicht herbeigeführt werden, sodass das Fest erst 1905 ein nächstes Mal durchgeführt wurde.

1805 feierte demnach auch der Unspunnen Schwinget seine Premiere. 1987 erhielt er den Status eines eidgenössischen Anlasses. Nachdem das Unspunnenfest und der Schwinget lange in unregelmässigen Abständen stattfand, wurde im Jahr 2000 die Regelung eingeführt, dass das Fest nun alle zwölf Jahre und der Schwinget alle sechs Jahre über die Bühne gehen soll. So fand das Unspunnenfest 2017 zum 10. Mal statt.

Wie viele Schwinger nehmen am Unspunnen teil?

Beim Unspunnen Schwinget dürfen die 120 besten Schwinger des Landes in die Zwilchhosen steigen. Die Verbände selektionieren anhand der erbrachten Leistungen, wer sie in Interlaken vertreten darf. So werden die Startplätze auf die Verbände verteilt:

  • Bernisch Kantonaler Schwingerverband: 32 Schwinger
  • Innerschweizer Schwingerverband: 32 Schwinger
  • Nordostschweizer Schwingerverband: 30 Schwinger
  • Nordwestschweizer Schwingerverband: 14 Schwinger
  • Südwestschweizer Schwingerverband: 12 Schwinger

Die Besonderheit

Bei allen Schwingfesten werden die besten Schwinger (15 bis maximal 18 Prozent der Teilnehmenden) mit einem Kranz ausgezeichnet. Nicht so am Unspunnen Schwinget. Dort gibt es keine Kränze. Für den Sieger gibt es einen Muni, alle anderen dürfen sich ihren Preis im Gabentempel aussuchen.

Steinstossen und Unspunnenstein

Nicht nur das Schwingen gehört traditionell zum Unspunnen dazu, sondern auch das Steinstossen. Auch bei der Premiere 1805 wurde ein Wettkampf im Steinstossen ausgetragen. Damals mit einem 184 Pfund (rund 83.461 kg) schweren Stein. Seit 1905 findet der Wettkampf mit einem 83,5-kg-Stein statt. Den Rekord hält seit 2004 Markus Maire mit einer Weite von 4,11 Metern.

Für Schlagzeilen sorgte der Unspunnenstein vor allem dadurch, dass er zweimal gestohlen wurde. Jurassische Separatisten klauten ihn 1984 und brachten ihn erst 2001 wieder zurück. Als Anlass nahmen sie die Abstimmung über den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR), weshalb sie vor der Rückgabe auch zwölf Europasterne, das Bélier-Emblem und das Datum der EWR-Abstimmung in den Stein meisselten.

Lange dauerte die Freude über die Rückkehr des Steins nicht. Nur vier Jahre später wurde er erneut gestohlen. Er war in der Eingangshalle des Hotels Vicotria-Jungfrau in Interlaken ausgestellt, als die Diebe zuschlugen. Obwohl mit Ketten gesichert, konnten sie ihn entwenden, bevor die Hotelangestellte mit Unterstützung zurückkehren konnte. Als Ersatz hinterliessen sie einen Pflasterstein mit aufgemaltem Jura-Wappen. Seither fehlt jede Spur des originalen Unspunnensteins. Das Steinstossen wird seit dem ersten Diebstahl mit einem Duplikat durchgeführt.

Der Siegermuni

Der Sieger des Unspunnen Schwinget 2023 bekommt als Preis den Muni namens Araris. Der Name wurde mittels Wettbewerb eines Sponsors ermittelt. Das dreijährige Tier hat einen berühmten Götti: Schwingerkönig 2010 Kilian Wenger (33).

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Der Festplan

Im Gegensatz zum Eidgenössischen Schwingfest findet der Unspunnen Schwinget nur an einem Tag statt. Am Samstag um 14.00 Uhr werden das Festgelände und der Gabentempel eröffnet. Am Sonntag sieht das Programm gemäss Unspunnen-Homepage wie folgt aus:

  • 6.00 Uhr: Eröffnung Festglände und Festwirtschaft
  • 7.30 Uhr: Einmarsch der Schwinger in die Arena
  • 8.00 Uhr: Anschwingen 1. Gang
  • 8.30 Uhr: Beginn Steinstossen in der Aussenarena
  • 9.00 Uhr: Anschwingen 2. Gang
  • 10.00 Uhr: Präsentation Lebendpreise
  • 10.20 Uhr: Ausschwingen 3. Gang
  • 11.45 bis 13.15 Uhr: Mittagspause
  • 13.15 Uhr: Ausschwingen 4. Gang
  • 14.15 Uhr: Ausstich 5. Gang
  • 15.00 Uhr: Festakt in der Schwingarena
  • 15.30 Uhr: Final Steinstossen in der Schwingarena
  • 16.00 Uhr: Ausstich 6. Gang
  • 17.00 Uhr: Schlussgang
  • 17.45 Uhr: Rangverkündigung Steinstossen im Festzelt
  • 18.30 Uhr: Rangverkündigung Schwingen im Festzelt

Die Favoriten

Der Kreis der Sieganwärter ist gross. Als der Topfavorit gilt der Berner Fabian Staudenmann (23). Sieben Feste hat er in dieser Saison gewonnen, hinzu kommen zwei 3. Plätze. Die Konkurrenz ist gross – auch aus den eigenen Reihen. Weitere heisse Berner Eisen sind etwa Matthias Aeschbacher (31), der letztes Jahr im Schlussgang des Eidgenössischen Schwingfests stand oder Adrian Walther (21).

Bei den Nordostschweizern heissen die grossen Hoffnungen Samuel Giger (25) und Armon Orlik (28). Giger triumphierte bei der Unspunnen-Hauptprobe auf dem Brünig in beeindruckender Manier. Daneben haben die Nordostschweizer mit Damian Ott (23), der 2021 gemeinsam mit Giger und Staudenmann den Kilchberger Schwinget gewann, einen weiteren Athleten in ihren Reihen, der ganz vorne mitmischen kann.

Nach der verletzungsbedingten Absage von König Joel Wicki (26) heisst die Innerschweizer Hoffnung vor allem Pirmin Reichmuth (27). Dass er in Form ist, bewies Reichmuth auf der Rigi, als er im Schlussgang Wicki bodigte. Den König besiegen, das gelang in dieser Saison neben ihm nur noch Staudenmann.

Die Nordwestschweizer drücken allen voran Nick Alpiger (27) und Joel Strebel (26) die Daumen, die Südwestschweizer Lario Kramer (25) und Benjamin Gapany (28). So stark wie sich die drei grossen Verbände in dieser Saison allerdings präsentieren, wäre ein Nordwest- oder Südwestschweizer Triumph am Unspunnen aber eine riesengrosse Überraschung.

Die Abwesenden

Drei grosse Namen fehlen in Interlaken. Allen voran Joel Wicki. Der amtierende Schwingerkönig hat sich Ende Juli auf dem Brünig am Ellbogen verletzt. Die Behandlung findet konservativ statt, vier Wochen sind aber zu wenig Zeit für die Heilung. Der König muss für den Saisonhöhepunkt absagen.

Oldie Stefan Burkhalter (49) wurde von den Nordostschweizern nicht aufgeboten und darf kein viertes Mal am Unspunnen Schwinget teilnehmen. Auch Remo Käser (26) fehlt. Der Berner musste wegen einer hartnäckigen Nackenverletzung die Saison vorzeitig beenden.

Die Teilnehmer

Alle Verbände mit Ausnahme des Innerschweizer haben ihr definitives Aufgebot für den Unspunnen Schwinget benannt. Die Innerschweizer haben 35 Namen auf ihrer Liste, sie warten aber noch bis nach dem letzten Kranzfest (Schwägalp am 20. August), bis sie definieren, welche 32 Schwinger starten und wer die drei Ersatzmänner sind.

Bernisch Kantonaler Schwingerverband

  • Matthias Aeschbacher ***
  • Lorenz Berger **
  • Matthieu Burger ***
  • Nando Durrer **
  • Dominik Gasser ***
  • Stefan Gäumann ***
  • Christian Gerber ***
  • Florian Gnägi ***
  • Patrick Gobeli ***
  • Simon Graf **
  • Fabio Hiltbrunner *
  • Bernhard Kämpf ***
  • Michael Ledermann ***
  • Michael Moser **
  • Curdin Orlik ***
  • Elias Pirkheim **
  • Lukas Renfer **
  • Ruedi Roschi **
  • Philipp Roth ***
  • Alex Schär *
  • Severin Schwander ***
  • Thomas Sempach ***
  • Fabian Staudenmann ***
  • Gustav Steffen **
  • Ivan Thöni **
  • Reto Thöni **
  • Lukas Tschumi *
  • Kilian von Weissenfluh ***
  • Adrian Walther ***
  • Kilian Wenger ***
  • Jan Wittwer **
  • Lars Zaugg **
    Ersatz: Josias Wittwer **, Philipp Aellen *, David Lüthi *

Innerschweizer Schwingerverband

  • Joel Ambühl ***
  • Patrick Betschart *
  • Marcel Bieri ***
  • Lukas Bissig **
  • Christian Bucher **
  • Thomas Bucher **
  • Jonas Burch ***
  • Urs Doppmann **
  • Stefan Ettlin **
  • Erich Fankhauser ***
  • Marco Fankhauser **
  • Michael Gwerder ***
  • Marco Heiniger **
  • Joel Kessler *
  • Sven Lang **
  • Marc Lustenberger **
  • Michael Müller **
  • Mike Müllestein ***
  • Pirmin Reichmuth ***
  • Roland Reichmuth *
  • Ueli Rohrer **
  • Fabian Scherrer *
  • Christian Schuler ***
  • Sven Schurtenberger ***
  • Samuel Schwyzer **
  • Damian Stöckli *
  • Sefan Stöckli ***
  • Bruno Suter *
  • Noe van Messel **
  • Lukas von Euw *
  • Michael Zurfluh **
  • Roman Zurfluh **
    Ersatz: Martin Grab *, Andreas Odermatt **

Nordostschweizer Schwingerverband

  • Fabian Bärtsch *
  • Christian Bernold **
  • Michael Bernold **
  • Christian Biäsch *
  • Shane Dändliker **
  • Lars Geisser **
  • Samuel Giger ***
  • Marco Good ***
  • Martin Hersche ***
  • Marc Jörger *
  • Fabian Kindlimann ***
  • Janosch Kobler
  • Reto Koch **
  • Patrick Kurmann
  • Samir Leuppi ***
  • Armon Orlik ***
  • Damian Ott ***
  • Andrin Poltera **
  • Marcel Räbsamen ***
  • Florian Riget **
  • Lars Rotach *
  • Martin Roth ***
  • Roger Rychen ***
  • Werner Schlegel ***
  • Patrick Schmid *
  • Domenic Schneider ***
  • Mario Schneider **
  • Andy Signer **
  • Jeremy Vollenweider **
  • Nicola Wey **
    Ersatz: Philipp Lehmann **, Roman Wittenwiler **, Silvio Oettli **, Andrin Habegger *

Nordwestschweizer Schwingerverband

  • Nick Alpiger ***
  • Fabian Bader **
  • Andreas Döbeli ***
  • Oliver Hermann **
  • Kaj Hügli **
  • Sinisha Lüscher **
  • Jonas Odermatt **
  • Patrick Räbmatter ***
  • Jan Roth **
  • Tim Roth **
  • Samuel Schmid **
  • Joel Strebel ***
  • Lars Voggensperger ***
  • Tobias Widmer ***
    Ersatz: Marius Frank **, Simon Schmutz

Südwestschweizer Schwingerverband

  • Christoph Baeriswyl **
  • Johann Borcard **
  • Romain Collaud ***
  • Steve Duplan ***
  • Benjamin Gapany ***
  • Marc Gottofrey **
  • Simon Grossenbacher *
  • Lario Kramer ***
  • Steven Moser **
  • Andy Murer **
  • Nicolas Sturny **
  • Paul Tornare **
    Ersatz: Ivan Mollet **, Théo Rogivue *

(* Kantonal- bzw. Gauverbandskranz / ** Teilverbands- oder Bergkranz / *** Eidgenössischer Kranz)

Die bisherigen Sieger

  • 1805 Hans Stähli
  • 1808 Peter Brog
  • 1895 Alfred.Niklaus und Hans Michel (1. Fest) sowie Fritz Haueter (2. Fest)
  • 1905 Hans Stucki (1a) und Albrecht Schneider (1b)
  • 1946 Arnold Fink (1a) und Ernst Abplanalp (1b)
  • 1949 Hans Kopp
  • 1955 Hans Münger (1a) und Hansueli Gasser (1b)
  • 1962 Kurt Schild
  • 1968 Peter Gasser (1a) und Rudolf Hunsperger (1b)
  • 1976 Ernest Schlaefli
  • 1981 Leo Betschart
  • 1987 Niklaus Gasser
  • 1993 Thomas Sutter
  • 1999 Jörg Abderhalden
  • 2006 Martin Grab
  • 2011 Daniel Bösch
  • 2017 Christian Stucki
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