Der logische Sieger
Die Statistik spricht klar für ihn: Fabian Staudenmann (23) hat eine eindrückliche Saisonbilanz. Sieben von insgesamt neun Festen in seiner Agenda hat er gewonnen. Die beiden dritten Plätze auf dem Brünig und am Innerschweizerischen sind seine schlechtesten Platzierungen. Kein einziges Mal verliess er das Sägemehl als Verlierer. Auf Zahlen heruntergebrochen bedeutet das 54 Gänge, in denen es keinem einzigen Gegner gelungen ist, den Guggisberger auf den Rücken zu legen. Gelingt es dem Berner Mittelländer, dem Druck auf seinen Schultern standzuhalten, ist er der statistisch logische Unspunnen-Sieger.
Der härteste Konkurrent
Von mentalem Druck kann Samuel Giger (25) ein Liedchen singen. Ähnlich wie Staudenmann in diesem Jahr reihte der Thurgauer in der letzten Saison Festsieg an Festsieg. Bald war er als Königskandidat in aller Munde. Diese hohen Erwartungen konnte er mit Schlussrang 5d in Pratteln nicht erfüllen. Nach einem harzigen Saisonstart und einer Verletzung an der Rippenmuskulatur ist der Ostschweizer Teamleader spätestens seit seinem Sieg auf dem Brünig so richtig in Fahrt gekommen. Nun, da ein anderer das Fest gewinnen «muss», kann Giger die Sache unbeschwerter angehen. Was ihn zu Staudenmanns härtestem Konkurrenten und zum zweiten klaren Titelfavoriten macht.
Der gefährlichste Jäger
Er hat alle Voraussetzungen, um den beiden Titelfavoriten die Stimmung so richtig zu vermiesen. Der dreifache Eidgenosse Pirmin Reichmuth (27) hat in dieser Saison mit seinem Sieg auf der Rigi ein dickes Ausrufezeichen gesetzt. Nebst Fabian Staudenmann ist es ihm in dieser Saison als einzigem gelungen, König Wicki platt auf den Rücken zu legen. Wäre der Innerschweizer in seiner Karriere nicht schon während ganzen fünf Saisons von Verletzungen ausgebremst worden, hätte er sich wohl längst als absoluter Spitzenschwinger etabliert. In diesem Sommer musste der selbstständige Physiotherapeut zwar auch einige kleinere Blessuren wegstecken. Trotzdem blieb er im Wettkampfrhythmus und zeigte besonders in der zweiten Saisonhälfte seine Klasse. Wenn er in Interlaken fit ist, kann er Giger und Staudenmann die Unspunnen-Suppe ordentlich versalzen.
Die Abwesenden
Eigentlich würde auch Joel Wicki (26) in die Kategorie der Titelanwärter gehören. Doch eine Verletzung hat dem Entlebucher einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht. Der König muss für das Saisonhighlight absagen wegen einer Ellbogenverletzung.
Seine Rechnung ist nicht aufgegangen: Schwing-Oldie Stefan Burkhalter (49) wollte am Unspunnen-Schwinget seine Karriere auf der grossen Bühne beenden. Doch die Nordostschweizer haben dem Landwirt einen Strich durch die Rechnung gemacht. Burkhalter steht nicht im Unspunnen-Aufgebot. Er ist zu alt. «Der Verband wollte den Jungen den Vortritt gewähren», erzählt er im Schwing-Podcast von Blick. Ein Entscheid, den der älteste aktive Schwinger nur schwer verdauen kann. Damit wird Burkhalter seine Schwinghosen voraussichtlich am Sonntag auf der Schwägalp an den Nagel hängen und seine aktive Karriere beenden.
Ebenfalls nicht für eine Nomination gereicht hat es für ganze fünf der 22 aktiven Berner Eidgenossen. Der klingendste Name ist dabei Remo Käser (26). Der Sohn von Schwingerkönig Adrian Käser musste seine Saison wegen einer langwierigen Nackenverletzung vorzeitig beenden.
Die Erfahrenen
Hier trumpfen die Berner auf. Mit Kilian Wenger, Christian Gerber, Bernhard Kämpf, Thomas Sempach und Ruedi Roschi starten in ihren Reihen gleich fünf Schwinger, die bereits zum dritten Mal an einem Unspunnen-Schwinget im Einsatz stehen. Dass sie um den Titel mitkämpfen können, ist eher unwahrscheinlich. Jedoch sind sie für die jungen Talente im Berner Team eine enorme Stütze. Mit ihrer Erfahrung können sie das Geschehen massgebend beeinflussen.