Als Domenic Schneider in Pratteln im achten Gang auch den bärenstarken Bernhard Kämpf auf den Rücken legt, da gibt es kein Halten mehr. Die «Dodo, Dodo»-Rufe hallen durch die Arena. Und Schneider sprintet Richtung Tribüne der Nordostschweizer. «Ja, der Eindruck kann schon stimmen, dass ich noch nie so schnell gerannt bin», lacht Schneider am Tag danach.
Er hüpft vor seinen Fans in die Höhe und jubelt derart ausgelassen, dass allen Anwesenden das Herz aufgeht. Die Fans zerren ihn danach in ihre Mitte. Und Schneider muss ein erstes Bier trinken. «Aber nicht in einem Zug, sondern ganz gemütlich.»
Gegenstück zum Musterathleten
So gemütlich, wie der Bauer aus dem Thurgau auch neben dem Platz ist. Für den zweifachen Familienvater ist Pratteln der bisherige Höhepunkt seiner Karriere. Nicht die hoch gehandelten Samuel Giger, Werner Schlegel oder Damian Ott führen die Nordostschweizer an. Sondern Schneider, der mit seinen 140 Kilogramm und seinem Bäuchlein das Gegenstück zu all den Musterathleten bildet, die sonst ganz vorne mitmischen.
Hätte es im Schlussgang einen Gestellten gegeben, dann wäre Schneider zusammen mit Nick Alpiger und Fabian Staudenmann gar Erstgekrönter des Eidgenössischen geworden. «Ich habe den Schlussgang in der Kabine verfolgt. Mir war klar, dass es da einen Sieger gibt. Aber ich bin glücklich mit dem zweiten Platz. Dieser Tag ist trotzdem der schönste meiner bisherigen Karriere.»
Harley als Preis – aber noch keinen Führerschein
Nach dem Fest entscheidet sich «Dodo» nicht für einen der Lebendpreise. Sondern bevorzugt den Gang in den Gabentempel. Dort schnappt er sich eine Harley-Davidson. «Ich habe zwar noch keinen Führerschein für den Töff. Aber vielleicht hole ich das nach und behalte die Harley», sagt er.
Dodo gemütlich auf der Harley. Auch dies ist eine schöne Vorstellung für den Mann, der mit seiner Erscheinung, seiner Bodenständigkeit, seiner unbeschwerten Freude und seinem Lebensstil («Ich esse was mir schmeckt und was auf den Teller kommt») so nah bei den Fans ist wie kein anderer.
Als «König der Herzen» ausgiebig gefeiert
Dass er auch zupacken kann und kein Duell mit den Topathleten fürchten muss, hat der «nur» 1.79 Meter grosse Schneider in Pratteln wieder eindrücklich unter Beweis gestellt. Und sich den Titel «König der Herzen» gesichert. Den hat er danach im Festgelände ausgiebig gefeiert.
Die Stimme hat gelitten. Den Montag gönnt er sich noch zur Erholung. Aber ab Dienstag wird er auf seinem Bauernhof wieder zupacken.